2382 - Der refaktive Sprung
machen.
So erleichtert er auch war, dass Inaischon zurückgekehrt war, der immerhin auf ihrer Seite stand, und sie nicht von einem TRAITOR treuen Quant entdeckt worden waren - die fürchterliche Kommunikationsgestalt verriet ihm nachdrücklich, dass er sich keine Sekunde lang in Sicherheit wiegen durfte. Ob Rebell oder nicht, das Quant der Finsternis war definitiv nicht Herr seines Denkens und damit letzten Endes nicht vollständig zurechnungsfähig. Rhodan durfte in seiner Wachsamkeit nicht nachlassen.
Aber was konnte er schon unternehmen, wenn Inaischon die Kontrolle verlor oder aus einer bloßen Laune heraus einfach beschloss, ihn zu verschlingen?
Nicht daran denken! Dieses Gefühl der völligen Macht- und Hilflosigkeit würde nur das Seine dazu bei- tragen, ihn um den Verstand zu bringen oder die mühsam unterdrückte Panik erneut aufflackern zu lassen.
Die unheimliche Gestalt kroch vor, verharrte wieder, schien von einem Fieber geschüttelt oder von einem heftigen Anfall ergriffen zu werden. „... ich muss mit dir sprechen ...", vernahm Rhodan plötzlich ihre Stimme, eine verzerrte Mischung aus einem viel höheren Schrillen, als Gucky es je von sich geben könnte, und einem tieferen Bass, als einer der nachgeahmten Terraner ihn hatte. „Ich ... rede gern mit dir", sagte Rhodan zögernd. „Warum musst du mit mir sprechen?" Denk an deine Fragen! „... benötige ... dringend einen Gesprächspartner ... der mich in die Realität zurückholt ... und das kann hier am Ereignishorizont des Dengejaa Uveso niemand anders als du sein ..."
„In die Realität zurückholen?"
„... bevor die Euphorie ... die sinnbetäubende Hoffnung, die mit dem refaktiven Sprung verbunden ist ... auch mich gänzlich verwirrt ... bevor auch ich nicht mehr anders kann, als mitzutun ... in dem sinnloseuphorischen Tanz ..."
Rhodan verstand. „... bevor ich am Ende noch meine Aufgabe vergesse ..."
*
Das ist deine Chance!, dachte Rhodan. Er ist gesprächsbereit. Kämpfe gegen deine Panik an, gegen die Angst vor dieser Dunkelheit, und stelle die richtigen Fragen! „Was sind deine Ziele, Inaischon?", fragte er. „Was für eine Aufgabe hast du hier zu erfüllen?"
„... die Rebellen unter den Quanten der Finsternis haben sich von den Chaotarchen abgewandt, weil die ihr uraltes Versprechen, die Quanten der Finsternis zu erlösen, niemals gehalten haben ...", gab Inaischon bereitwillig Auskunft. „Das hast du bereits bei deinem ersten Besuch erwähnt", formulierte Rhodan vorsichtig. „... nach Jahrmillionen des fortgesetzten Betrugs haben die Rebellen also entschieden, im Feldzug um die Negasphäre Hangay gegen das Chaos tätig zu werden ..."
„Und wie?"
„... indem sie TRAITOR zum Teil mit falschen Informationen versorgen ..."
Rhodan atmete tief durch. Auch das wusste er bereits. Ihm wurde klar, dass er zu streng mit sich selbst gewesen war. Auch wenn er es bei dem ersten Gespräch versäumt hatte, die richtigen Fragen zu stellen, er bezweifelte nun, dass er Antworten darauf bekommen hätte. Der refaktive Sprung verwirrte die Gedanken Inaischons. Das Quant war zu einem logisch aufgebauten Gespräch wahrscheinlich gar nicht mehr fähig.
Aber er musste es trotzdem versuchen. „Doch das ist längst nicht alles, oder? Das kann nicht alles sein!"
„... nein ... wir sind entschlossen, den einzigen Auftritt des Chaotarchenhelfers Twarion Uruc während des Feldzugs auszunutzen ..."
„Ihr, die Rebellen?"
„... ja, natürlich ... und dieser Auftritt steht direkt bevor ... am Ereignishorizont des Dengejaa Uveso ... Uruc wird jede Minute erwartet ... Du wirst also Zeuge einer Aktion werden, die ..."
„Ja?", fragte Rhodan. „... aber nein ... aber nein ... das darf ich nicht preisgeben, bevor es geschehen ist ..."
„Du kannst mir vertrauen. Ich war ein Ritter der Tiefe, und für die Kosmokraten tätig ..." Rhodan hielt inne. Diese Worte waren völlig sinnlos, würden Inaischon nicht beeindrucken. Und seinen Fragenkatalog brauchte er gar nicht erst abzurufen. Das Quant der Finsternis suchte das Gespräch mit ihm tatsächlich nicht, um eine Zusammenarbeit zwischen den Rebellen und den Galaktikern in die Wege zu leiten.
Wie Inaischon gesagt hatte: Rhodan war für ihn nichts weiter als ein Anker, der ihn vielleicht in der Wirklichkeit festhalten würde. Alles andere interessierte das Quant nicht.
Andererseits ... Jede Sekunde, die Inaischon in seiner fürchterlichen Schimärengestalt mit ihm sprach, schien er mehr
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