2382 - Der refaktive Sprung
Inaischon war, der Rebell ...
Rhodan versuchte, sich zusammenzureißen. Als sich das Quant der Finsternis ihm zum ersten Mal offenbart hatte, hatte er seine Panik kaum in den Griff bekommen. Außerdem war er aufgrund von Ruumaytrons Ausstrahlung geistig viel stärker angeschlagen gewesen, als es jetzt der Fall war. - Erst lange nachdem Inaischon ihn und den Quell-Klipper wieder verlassen hatte, war ihm klar geworden, dass bei all den Fragen, die ihm nach den Mitteilungen des Quants der Finsternis durch den Kopf geschossen waren, die wesentlichen gefehlt hatten.
Zum Beispiel ... wie konnte man Kontakt mit der Rebellengruppe des Elements der Finsternis aufnehmen? Welchen unmittelbaren oder langfristigen Nutzen konnten die Galaktiker daraus ziehen?
Konnten die Rebellen ihnen Planungsdaten der Kolonne verraten?
Wie ließen sich gemeinsame Aktionen abstimmen, insbesondere gegen Antakur von Bitvelt? Wie ließ sich die Unzufriedenheit in der Kolonne nutzen, wie konnte man weitere Teile TRAITORS auf die Seite der Galaktiker ziehen?
Verfolgten die Rebellen auch Ziele, die den Galaktikern eventuell schaden konnten? Das alles waren Fragen, die er hätte stellen müssen, die ihm wegen seines Zustands aber nicht eingefallen waren.
Mehr noch, er hätte Inaischon bitten müssen, Ruumaytron anzuweisen, die Gruppe der Terraner zu unterstützen und nicht durch seine Ablehnung zu quälen.
Und warum hatte er sich nicht erkundigt, ob das Element der Finsternis nicht das Erwachen der Mächtigen beschleunigen oder zumindest absichern konnte?
Rhodan warf sich diese Unterlassungen nicht vor. Sie ließen sich mit der Panik erklären, die diese schreckliche Dunkelheit in ihm hervorrief. Er nahm sich lediglich vor, es diesmal besser zu machen.
Wieder emittierten die Wände der Zentrale ein unwirkliches Licht, und wieder bewegte sich darin nur schemenhaft sichtbar eine fürchterliche, zerschmetterte Gestalt. Der Terraner kniff die Augen zusammen, um sie besser erkennen zu können, rechnete halbwegs damit, das deformierte Zerrbild seiner selbst auszumachen, das ihm noch in so schrecklicher Erinnerung war.
Doch dieses Mal war etwas anders.
Da war wieder dieses schreckliche Geräusch, mit dem die Gestalt aus der absoluten Dunkelheit in die fahle Helligkeit kroch, und Rhodan machte einen Torso aus, der ihn an den seinen erinnerte. Aber der Kopf auf dem viel zu kurzen, dicken Hals, es war der eines Mausbibers. Rhodan konnte deutlich das rotbraune Fell erkennen, die großen Ohren...
Das Gesicht war das eines Menschen. Oder wies zumindest menschliche Züge auf. Die von Ikaro Blondall und Ambu Nurnberg schienen dort zusammenzufließen, sich zu einer verzerrten Grimasse zu vereinigen.
Dann machte Rhodan Brüste auf dem Rücken der schlimmen Ausgeburt eines anscheinend kranken Hirns aus, bei denen es sich um Spiegelungen der Brüste Yvitte Ghastys oder Elissa Aars handeln musste.
Auch ein Bein, das aus dem Brustkorb des Torsos spross, war so schlank, dass es nur das einer Frau sein konnte. Und ein Arm, der an einer rotbraun bepelzten Bauchrundung saß ...
Rhodan wandte den Blick ab. Inaischon bildete nicht nur ihn auf so unzulängliche Art und Weise nach. Diese Mischung aus einem zuckenden Rhodan und einem verzerrten, kriechenden Gucky beinhaltete Elemente, die er den anderen Terranern an Bord des Klippers zuordnen konnte.
Damit war klar, dass Inaischon sich erneut nicht nur in der Zentrale, sondern in dem gesamten lebenden Schiff manifestiert hatte.
Der Terraner versuchte, sich zu beruhigen, abzulenken von diesem schrecklichen Anblick. Denk an die erste Begegnung ... und an die Fragen, die du damals nicht gestellt hast und jetzt stellen musst...
Und ... wieso versuchte Inaischon erneut, durch kopierte Gestalten mit Rhodan zu kommunizieren? Bei seiner ersten Manifestation war der Terraner davon ausgegangen, es handele sich dabei einfach um eine eigenwillige, aber schrecklich misslungene Form der Kontaktaufnahme.
Doch nun warf die Geschichte der Vergangenheit ein ganz anderes Licht auf das, was er nur für eine Abirrung gehalten hatte. Was, dachte Rhodan, wenn hier das Lebens-Quant, das in der Erscheinung gebunden ist, lediglich einen Ausweg sucht? Eben zu dem werden will, was es einmal sein sollte, nämlich Leben? „Müßige Gedanken", flüsterte er sich selbst zu. Er war sich darüber klar, dass er nur spekulierte - und diese Hypothesen ihm im Augenblick nicht im Geringsten weiterhalfen. Darüber konnte er sich später Gedanken
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