2387 - Die PrÀkog-Kaiserin
hackten nach uns, und wie auf ein geheimes Kommando hin stürzten sich Tausende junger Greifvögel auf die vermeintliche Beute.
Die Alfugor schlugen ins Leere, Startac war erneut teleportiert.
Tad de Raud starrten uns von allen Seiten an. Sie mochten erschrocken und verblüfft gleichermaßen sein, doch sie entwickelten eine erstaunliche Reaktionsgeschwindigkeit. Ich erkannte gerade noch, dass wir inmitten der Versorgungsstelle mit den Tu'gas't-Krebsen rematerialisiert waren, dann sprang Startac schon wieder.
Ein Seufzen auf den Lippen, brach er zusammen. Ich fing den schlaff werdenden Körper gerade noch auf und ließ ihn sanft zu Boden gleiten. Von Startac hatten wir in den nächsten Stunden mit Sicherheit nichts mehr zu erwarten.
*
Die Präkog-Kaiserin hatte ihn zu sich beordert. Marschall Deville-Kareem durfte sie nicht warten lassen. Pflichtbewusst und widerstrebend zugleich folgte er dem Aufwind über den Niederungen der Stadt.
Er fröstelte. Eine innere Kälte wühlte sich durch seine Eingeweide, ein Eingeständnis von Schuld.
Truppen waren in aller Eile zusammengezogen worden. In weitem Umkreis um den Stock der Kaiserin patrouillierten die schwer bewaffneten Einzelkämpfer. Deville-Kareem sah sie auf dem Boden, in den Schründen der Gebäude und wie Schatten in den rasch treibenden Nebelschwaden. Sie waren überall. Er entsann sich nicht, jemals einen solchen Aufmarsch über Raudx gesehen zu haben.
Der Stock der Kaiserin war das bei Weitem gewaltigste Gebäude der Stadt, vielleicht sogar das größte Monument in der Geschichte der Tad de Raud. Wuchtiger und höher als die von den Arkmeden-Technikern erbauten Lüsterdrohnen, der Herrscherin eines Imperiums angemessen.
Dunstschwaden verhüllten schon in den unteren Bereichen den Turm. Aber kein Nebel berührte jemals die zerklüftete Fassade. Deville-Kareem spürte die von dem Stock ausstrahlende dampfende Wärme. Ohne sein Zutun wurde der Flug schneller, er fühlte sich emporgerissen von den wirbelnden Schwaden, sah die Stadt unter sich in einem Meer von Wolken versinken und nur noch wenige Türme über die brodelnden Schleier aufragen, aber auch sie verhüllten sich rasch.
Deville-Kareem bebte. Noch einmal schaute er zurück, nahm den Anblick der wolkenverhangenen Metropole in sich auf, und für einen Moment keimte der Gedanke, einfach abzudrehen und sich in den Sümpfen zu verbergen.
Die Präkog-Kaiserin hatte ihn gerufen, damit er Bericht erstattete. Er fragte sich selbst, ob er an der Flucht der Gefangenen Schuld trug, und gerade die Ungewissheit machte ihn zum Zerrissenen. Doch ob schuldig oder nicht, das war letztlich bedeutungslos. Wer immer der Kaiserin gegenübertrat, für den vollzog sich sein Schicksal.
Trotz der dampfenden Wärme fror Deville-Kareem.
Die Luft erschien ihm zum Schneiden dick, als er in den Stocksaal eindrang. Fast so hoch wie der Nabenturm seines Flaggschiffs war der prächtig behauene Kamin mit seinen Verwirbelungen.
Wandkanäle leiteten die Luft in einem undurchschaubaren System.
Deville-Kareem fühlte sich wie ein hilflos flatterndes Alfugor-Küken angesichts der Fall- und Scherwinde. Sie ließen ihn taumeln. Es gab für ihn kein Zurück mehr, nicht einmal, wenn seine wachsende Panik obsiegt hätte. Die allgegenwärtigen Klänge peitschten ihn vorwärts, kein Tad de Raud konnte sich diesen Schwingungen entziehen. Sie waren Teil ihrer großen Kultur, berichteten von der Jagd, vom Heißhunger nach Eroberungen und der Bestimmung des Volkes, sich alles Leben untertan zu machen. Der Einzelne zählte wenig, er war nur ein Glied in der Gesamtheit aller Tad de Raud. Über ihm verschwand der Saal im Dunst, den seine Sinne nicht durchdringen konnten.
Obwohl er nie zuvor in diesem Bereich gewesen war, wusste der Marschall, wohin er sich zu wenden hatte. Er durchquerte den Stocksaal, bis er sich vollends absinken ließ und die Schwingen ehrfürchtig einfaltete. Überall standen schwer bewaffnete Einzelkämpfer, reglos wie Statuen, doch jederzeit bereit, den Stock mit ihrem Leben gegen Angreifer zu verteidigen. Legenden sprachen davon, dass es eine Zeit solcher Kämpfe mit rivalisierenden Völkern gegeben hatte, aber die Wahrheit lag längst im Dunst der Geschichte verborgen.
Schließlich stand er vor dem Thron.
Die Kaiserin war nicht größer als eine Präkog-Prinzessin. Das verzierte Gestell, in dem sie ruhte, hätte genauso auf der VLON RADARIN stehen können. Einzig und allein die prachtvoll geschmückte Imperiale
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