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2391 - Die Schwarze Zeit

Titel: 2391 - Die Schwarze Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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seit einer Dreiviertel Stunde. Was wird er uns übrig gelassen haben?, fragte sich Daellian.
    Chaos ...
    Daellian sah sich um. Einige Techniker irrten in der Halle umher, erschrockene Rufe überall.
    Zwei Terraner rannten auf den Medotank zu, andere versuchten, die Hallentore zu schließen.
    Was ist passiert? Physikalisch. Aber die Antwort, die ihm die Positronik seines Tanks gab, hätte er sich auch selbst geben können: „Der Algorriansche Kontext-Wandler hat eine Fehlfunktion. In der Kernzone seines Wirkungsbereiches wird UHF-Strahlung emittiert, die ..." ... das Denkvermögen auf extreme Weise desorientiert. Vernichtet. So weit ist klar.
    Aber warum? Oder war diese Intelligenzlähmung gar keine Störung, sondern ein Nebeneffekt, den die Algorrian durchaus bezweckten? „Ich bin noch zu keinem Ergebnis gekommen", antwortete die Positronik, „schauen wir uns die Aufzeichnungen an."
    Sie übermittelte ihm die Bilder aus den letzten Sekunden im Leitstand ins Sehzentrum.
    Blaues Licht überall, das die Sicht trübte.
    Die Positronik versuchte, die Störung herauszufiltern, hatte aber nur wenig Erfolg. Daellian beobachtete, wie sich eine Metallplastverschalung von einer Instrumententafel löste, an Dinn Anyan und Curcaryen Varantir vorbei auf Le Anyante zuschoss und ihr in den unteren Brustbereich des Oberkörpers drang. Die Algorrian presste alle vier Händen auf den Leib, umfasste das Metallstück, versuchte es herauszuziehen, scheiterte, schrie, rutschte langsam vom Diwan, ihr Blut quoll zwischen ihren Fingern hervor.
    Was konnte er tun? Jedenfalls war klar: Wenn er sich wieder in die Nähe der Meiler begab, in den Leitstand, würde er wieder in geistige Verwirrung stürzen. Ein seniler Fetzen Mensch, hilflos vor Blödheit.
    In diesem Augenblick verschwand das Bild aus seinem Gehirn. „Achtung!", warnte die Positronik und schaltete auf Außenwahrnehmung um.
    Sie lenkte seinen Blick auf zwei Stützpfeiler aus Terkonit, die sich im Zenit des Hallendaches kreuzten und so das Dach trugen.
    Daellian bemerkte, wie es aus den Terkonitträgern bläulich schimmerte. Kein Träger war ganz betroffen, sondern nur vereinzelte, handspannengroße Abschnitte.
    Blaue Nester aus Licht.
    Daellian schaute mit seiner Sensoroptik tiefer ins Metall. Die Terkonitträger alterten. Das pflaumenblaue Schimmern verblasste, während das Material mehr und mehr ermüdete, als durchliefe es Jahrmilliarden in wenigen Sekunden.
    Mürbe geworden, zerbröselte das Metall an den betroffenen Stellen und brach.
    Das ist eine Art Mikrozeitzone, überlegte Daellian. Ein Bereich mit einer Eigenzeit, die zur Kontextzeit extrem beschleunigt ablief. Oder? „Glaube ich auch", sagte die Positronik.
    Direkt unter einem der Träger erhob sich ein Mitarbeiter der Farm, den Daellian bislang übersehen hatte. „Shaukat Horvath", informierte ihn die Positronik, „ein junger Hyperdim-Ingenieur" Horvath schwamm durch die Luft wie durch eine zähe Masse, wie durch einen unsichtbaren Morast.
    Daellian versuchte, den Medotank in Richtung des Trägers zu steuern, aber seine Gedanken versickerten diesmal auf dem Weg von der SERT-Haube, mit der er den Tank steuerte, zu den Prallfeldgeneratoren.
    Er wollte die Mikrofasern zu einem langen Arm bündeln, um Horvath aus der Gefahrenzone zu reißen, aber die Impulse versandeten. Was geschieht hier?
    Daellian war in seinem Tank gefangen gesetzt. Beigesetzt wie in einem Mausoleum.
    Der Terkonitträger trudelte hinab wie ein welkes Blatt. Er ließ sich Zeit, Zeit, Zeit.
    Aber er war immer noch unendlich schneller als Horvath, dessen Bewegungen immer mehr gefroren.
    Der Träger schlug in den linken Bereich des Hinterkopfes ein.
    Ich begreife das nicht, dachte Daellian.
    Die relative Stasis um Horvath hätte den Träger abfangen müssen. Horvath kann doch keine Eigenzeit haben. Die Masse - oder kann er doch? Oder ... Er rief die Positronik an, aber deren mentale Stimme brummte abwesend und grausig. Er spürte sie quälend langsam rechnen.
    Wahrscheinlich haben einige Mikrozeitzonen den Tank infiltriert und zerlegen ihn in temporal separate Segmente. Wenn eines der Module überaltert und versagt - das künstliche Herz, die Lunge, die Nierenartefakte -, werde ich sterben.
    Mal wieder.
    Abgeschottet von dem Geschehen unter dem Gerüst, blieb Daellian nur die Funktion des Beobachters. Für den Bruchteil einer Sekunde überlegte er, ob er seine Sensoren von Horvath abwenden, ob er diskret sein sollte. Aber dann überwog eine Art

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