2393 - Androiden-Sinfonie
denn in diesem Moment riss eine neue Meldung seine ganze Konzentration an sich.
Es war so weit. Sie hatten es alle befürchtet. Es wäre töricht gewesen zu glauben, dass der Gegner nun aufgab.
Nein, er kam zurück ... und diesmal mit schier unglaublichen 440 Spektralen Amaranthen!
Der Minengürtel war so gut wie aufgebraucht. Die Galaktiker konnten sich gegen eine solche Übermacht definitiv nicht mehr wehren. Dieser Angriff würde unausweichlich erfolgreich für die Gegenseite ausgehen. Die Sternengötter verschenkten ihre Wunder nicht im Übermaß.
Atlan holte tief Luft. Alle Augen warn auf ihn gerichtet, wie immer. Er zögerte. Er hatte sich vieles für diesen Moment überlegt, bis hin zur Kapitulation. Wenn er dadurch das Leben seiner Besatzungen rettete...
Vielleicht wäre es wirklich besser, sich in Gefangenschaft zu begeben, als dass mit ihnen jede Hoffnung starb, den Brückenschlag nach Hangay zu vollenden...
Atlan wartete. Er konnte es nicht. Sich jetzt zu ergeben hätte das Ende aller Hoffnungen bedeutet. Er durfte und wollte sich nicht selbst betrügen. Er musste und wollte sich stellen. Kämpfen.
Aber er konnte nicht mehr gewinnen.
Atlan riss sich zusammen. Es musste wohl sein. Erhobenen Hauptes in den Untergang.
Vielleicht geschah ja doch noch dieses Wunder, das allerletzte. Vielleicht gaben die Götter ein Zeichen...
Die Strukturtaster der EDMOND HALLEY schlugen durch. Die Ortersysteme und selbst das Ultra-Messwerk stellten schlagartig ihre Arbeit ein oder schalteten auf Minimalbetrieb.
Die Alarmsirenen ... Atlan konnte sie nicht mehr hören.
Die Götter Ihr Zeichen ... „Was ist, Hylmor?", fragte der Arkonide laut. Er schrie: „Was passiert da?"
Es dauerte noch einmal Sekunden, bis der Ortungschef antwortete. Atlan sah sein Gesicht lebensgroß vor sich flirren. „Die Raum-Zeit-Struktur", flüsterte Hylmor von Port Teilhard gebannt, fast andächtig. „Heilige Milchstraße - die Raum-Zeit selbst wird heftig erschüttert, wie durch ein ... gewaltiges Strukturbeben ...!"
*
Es war kein Zufall und kein Glück. Solche Zufälle gab es nicht einmal in den schlechtesten Romanen.
Um die EDMOND HALLEY herum tobte ein Strukturbeben unerhörten Ausmaßes.
Die Menschen und Haluter wurden davon zwar nicht selbst betroffen, wohl aber ihre Schiffe. Und das galt auch für die Amaranthe. Solange das hyperphysikalische Chaos im Hyperkokon tobte, konnten sie kaum zum Angriff blasen.
War dies das erhoffte und benötigte Wunder? Oder war dieses Beben, unverhofft und unvorhergesagt, vielleicht eine neue Waffe?
Von wem?
Der hyperdimensionale Orkan tobte. Atlan und seine Gefährten hatten sich festgeschnallt. Der Alarm jaulte unerbittlich durch die Zentrale. Die Minuten vergingen, draußen war das nackte Chaos. Atlan hatte die Zähne zusammengebissen. Überall wurde geredet.
Er selbst gab Antworten, ohne sich dessen richtig bewusst zu sein. Er beobachtete die Holos, versuchte jede neue Situation, jede Sekunde zu analysieren und das Richtige zu tun.
Die HALLEY und die übrigen Einheiten der Galaktiker, in ihre Paratronschirme gehüllt, überstanden das Beben. Die Positronik meldete keinen Schaden. Es war alles ein Wunder. Atlan konnte nichts tun außer warten und hoffen...
Und es ging vorüber. Von allen Schiffen liefen die Klarmeldungen ein...
Die Ultra-Messwerke wurden neu gestartet. Die Fernorter begannen wieder Resultate zu liefern, die sich interpretieren ließen. Über viele Lichtmonate hinweg riss das Raum-Zeit-Kontinuum auf. Die Aufrisse wirkten wie gezackte Blitzformationen, verzweigten sich, setzten sich fort...
Für einen Moment schien es, als stünden die Spektralen Inselstaaten als Ganzes vor dem Rücksturz ins Standarduniversum...
Alles lief wie im Zeitraffer ab. Vielleicht war es tatsächlich ein Traum. Es war entschieden zu viel für einen einzigen Tag.
Aber in diesem Traum drehten plötzlich sämtliche 440 Spektralen Amaranthe am Rand des Systems ab, entfernten sich vom Jiapho-Duo... ... und wagten den Sprung auf Überlicht!
Atlan hatte es von dem Moment an gehofft, als die Orter durchschlugen. Es war das Zeichen gewesen, auf das er nicht mehr hoffen durfte. Jetzt aber verstand er es nicht mehr.
Warum drehten die Amaranthe ab? Weil ihnen das Phänomen, das sie jetzt alle erlebten, unbekannt war? Oder kannten sie es und zogen sich nur deshalb zurück, weil die Gefahr zu groß für sie war?
Die Aufrisse begannen sich wieder zu schließen. Das ganze Spektakel hatte noch
Weitere Kostenlose Bücher