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2395 - Die Gen-Sammler

Titel: 2395 - Die Gen-Sammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hatten.
    Der Winter des Todes, dachte Morian, während er zum ungezählten Mal die Etage wechselte und durch die Stille und Lautlosigkeit des Turms marschierte. Wir sind zum Aussterben verdammt, wenn wir die Anakonen nicht finden, wenn wir nicht herausbekommen, wie wir unsere DNS wieder vital machen.
    Zwar hatten sie eine Galaxis erreicht, in der sich die Anakonen sehr wahrscheinlich befunden und zumindest eines der dortigen Völker genetisch „aufgewertet" hatten wie die Sphero, doch das genügte längst nicht.
    Denn dieses Volk stand kurz vor seiner Ausrottung durch die furchtbaren Bestien.
    Wir müssen handeln. Aber ich kann es nicht, nicht...nicht jetzt. Ich brauche Zeit für meine Trauer, Zeit für mein Leid.
    Es gab keinen Sphero, der den Kummer des Transfermeisters nicht verstanden hätte. Das Kind des Transfermeisters und der Biogenetikerin – für die Sphero verband sich viel zu viel damit, als dass sie die Totgeburt zur Kenntnis genommen hätten und zur Tagesordnung übergegangen wären. Auf dem Überleben dieses Kindes hatte die Hoffnung des ganzen Volkes geruht.
    Das gesamte mentale Netz der Sphero vibrierte dunkel vor Trauer, die den Transfermeister umfing und von außen zusätzlich gespeist wurde. Nur ein einziges flackerndes Licht gab es, das diese Düsternis erhellte: Erilyn. Sie arbeitete wie besessen und forschte um der Zukunft willen.
     
    *
     
    Ein leises Stampfen verriet dem Transfermeister, dass sich sein treuer Begleiter näherte.
    Wenige Augenblicke später bog Immentrus-78 um eine Gruppe von organisch anmutenden Vielflächnern, hoch entwickelten Aggregaten der Spektralen Technik, über deren genaue Funktionsweise der Transfermeister sich gerade hatte informieren wollen.
    „Ich möchte meine Ruhe haben", sagte Morian. „Kannst du das nicht verstehen?"
    „Ja, junger Herr Kinnaird", klang es zurück. „Du glaubst, ich bedürfe des Schutzes?
    Hier, innerhalb des Spektralen Turms?
    Wer sollte mich hier bedrohen?"
    „Ihr selbst seid derzeit Euer größter Feind, junger Herr. Vertraut einem alten Roboter." Immentrus-78 machte eine Bewegung, als wolle er sich selbst in die Augen stoßen.
    Morian Kinnaird massierte verlegen die leicht blauen Spitzen seiner Ohren. „Du hast ja recht. Die Stille hier ist nicht zum Aushalten. Alles ist so ..."
    „... tot?", beendete der Roboter den Satz. „Kaum. Ihr dürft Euch dem Tod nicht so hingeben, wie Ihr es gerade tut. Er hat keine Macht über Euch, wenn Ihr ihn nicht zulasst. Und Ihr werdet ihn nicht zulassen.
    Ihr habt es zu Eurer Aufgabe gemacht, den Tod Eures Volkes zu verhindern. Erinnert Ihr Euch? Das ist Euer Ziel."
    Er hat recht. Muss erst ein Roboter daherkommen, den ich selbst repariert habe, um mich daran zu erinnern, wer und was ich bin? „Lass uns die Haupthalle der Steuerzentrale aufsuchen", sagte er zu dem Roboter. „Wir dürfen nicht länger tatenlos zusehen, wie die Schwarzen Bestien die herrschende Zivilisation in diesem Spiralarm Ammanduls vernichten."
    Immentrus gab ein klickendes Geräusch von sich, drehte sich um und stakste vor ihm her zum Antigravschacht. „Wenn Ihr mir folgen wollt, junger Herr?"
    Der Transfermeister und sein Herold!, dachte Kinnaird. Angesichts der Aufgaben, die vor ihnen lagen, konnte er sich keinen besseren Adjutanten vorstellen.
     
    *
     
    Die zweihundert Hohen Lenker erwarteten ihn schon, flankiert von ein paar Technikmeistern aus den Maschinenhallen des Turmes. Und natürlich die 2000 Androiden, die in den verschiedenen Ebenen die Steuerung der Spektralen Inselstaaten überwachten.
    Morian versuchte in den Gesichtern der Sphero zu lesen, ihre Stimmungen zu ergründen, die sie hinter Mienen aus Entschlossenheit verbargen. „Ich danke euch für euer Kommen." Er wusste, dass es nicht allen von ihnen leicht fiel. Einige litten seelisch sehr stark unter dem, was sich in den vergangenen Jahrtausenden immer stärker abgezeichnet hatte. Die Sphero starben aus. Immer weniger Nachwuchs war geboren worden, dafür waren die Alten immer älter geworden. Ihr Volk hatte eine Phase der Evolution erreicht, wo es vor der Wahl stand, sich von seinen Körpern zu trennen und als geistige Wesenheit weiterzuexistieren oder sich mit seinem Schicksal abzufinden und zu sterben.
    Die Sphero wollten beides nicht. Sie fühlten sich den Anakonen verpflichtet, die ihnen einst einen Teil ihres eigenen genetischen Pools „vererbt" hatten und denen sie den Aufstieg zu einer moralisch hochstehenden, friedliebenden Zivilisation ohne

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