2397 - Die Halbspur-Changeure
das war der einzige Vergleich, den Gucky für das röhrenförmige grüne Wesen parat hatte.
Möglicherweise steckte es auch nur wie ein Einsiedlerkrebs in einer engen Hülle, denn das pelzige Etwas schob sich mal mehr; mal weniger weit daraus hervor.
Gucky widmete seine Aufmerksamkeit den beiden Köpfen. Sie saßen auf langen biegsamen Hälsen, die zweifellos zusammengehörten, auch wenn er den Körper nicht sehen konnte. Es waren runde Köpfe mit jeweils drei gezackten Hautlappen und einem breiten und kantig wirkenden Schnabel, und aus den Hälsen wuchsen seitlich mehrere Paare stummelartiger Arme hervor.
Im Hintergrund eine spiegelnde Regalwand, angefüllt mit Behältern in den unterschiedlichsten geometrischen Formen.
Zwei vielarmige Geschöpfe hantierten dort mit einer Geschicklichkeit, die Gucky veranlasste, die nächste Zoomstufe abzurufen. Doch jetzt verwischte die Wiedergabe.
Trotzdem hatte er genug gesehen, und eigentlich war es unglaublich.
Telekinetisch löste er den Helmverschluss und schob die Folie zurück, dann zupfte er sich an den Nasenhaaren. Weil er gar nicht mehr anders konnte. Der Schmerz, als er gleich mehrere Barthaare ausriss, verriet ihm, dass er keineswegs träumte. Das alles war real.
Er befand sich wirklich auf einer uralten lemurischen Plattform, die höchstwahrscheinlich bei der Konstruktion des größten lemurischen Sonnentransmitters überhaupt eingesetzt worden war. Nach fünfzigtausend Jahren im Verborgenen hatten angreifende Traitanks diesen Giganten aufgeschreckt.
Und er selbst stand nun inmitten der vielleicht größten lemurischen Pyramidenanlage, vor einem kosmischen Umsteigebahnhof oder was immer, zu dem eine Röhrenbahn durch den Hyperraum führte oder durch die Zeit oder ... Egal, das alles waren ohnehin Superlative. Und noch schlimmer: Ein begrenzter Abschnitt der Gebäude schien nichts anderes zu sein als ein Restaurantbetrieb oder eine Kneipe, in der sich die Ankömmlinge für kurze Zeit die Extremitäten vertraten oder sich auf das „Theater Milchstraße" einstimmten.
Verrückt!, war der ganze Kommentar, der ihm dazu in den Sinn kam, und er fragte sich zum ersten Mal, wie Perry und Tolot darauf reagieren würden.
Ein zorniger Gedanke schreckte ihn auf.
Er hatte sich auf die Gebäude konzentriert und dabei für wenige Minuten seine nahe Umgebung außer Acht gelassen. Von rechts stürmte etwas heran, was er auf den ersten Blick für einen überdimensionierten Blumenstrauß gehalten hätte. So ein prachtvolles Gebinde wünschte er sich von Bully zu seinem fünftausendsten Geburtstag.
Aber dieser Blumenstrauß bewegte sich, und das nicht einmal langsam.
Mit den äußeren Blütenkelchen wedelnd, als peitsche ein heftiger Wind diese Pracht auseinander, hastete das Wesen heran.
Zugleich reckten sich die prächtigen, bestimmt zwei Handspannen langen Blütenblätter im Innern nach vorne und färbten sich Nuance um Nuance dunkler, bis hin zu einem wenig Erfreuliches verheißenden Blauschwarz.
Gucky kniff die Augen ein Stück weit zusammen und entblößte seinen Zahn. Er esperte aufgewühlte Emotionen, die eindeutig ihm galten.
Das Wesen überragte ihn um gut eine halbe Körperlänge. Als es dicht vor ihm abrupt zum Stillstand kam, bevor Gucky es telekinetisch abwehren konnte, spreizten sich die Blütenarme auf einer Seite ab.
Dieses Geschöpf wollte ihn in eine bestimmte Richtung drängen. Zu der Kneipe hinüber. „He", sagte Gucky, als das Wesen in zwei oder drei Stimmlagen auf ihn einredete und es sich anhörte, als hallten die unverständlichen Laute in mehrfachem Echo heran. „Immer schön langsam und in aller Ruhe, mein Freund."
Der wandelnde Blumenstrauß reagierte überhaupt nicht darauf. Sein Drängen wurde heftiger, Lianententakel glitten zwischen den Blüten hervor und drückten gegen Guckys Raumanzug, als wollte dieses Wesen ihn jetzt mit Nachdruck zu den Gebäuden drängen. Die ersten Blütenköpfe schlossen sich.
Als Gucky mehrere der biegsamen Arme zurückschob, redete das Wesen umso heftiger auf ihn ein. Zugleich explodierte ein wahrer Gedankenschwall.
Pscholian Lox war der Name des wandelnden Blumenstraußes. Er legte einen Eifer an den Tag, dass Gucky sich prompt entschloss, auf Blumen als Geschenk bei kommenden Feiern zu verzichten. Dieser Bursche verstand sich als Lademeister und entwickelte einen ungestümen Ehrgeiz, seinen Bereich von BLEU RIMBER in Ordnung zu halten.
Sauber ... ordentlich ... alle Anweisungen für die Instandhaltung des
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