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24 - Ardistan und Dschinnistan I

24 - Ardistan und Dschinnistan I

Titel: 24 - Ardistan und Dschinnistan I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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den Fluch als Genuß empfindet! Sogar Amihn, der berühmte Scheik der Ussul, hat soeben eingestanden, daß auch er ihn gern trinkt!“
    Die letzten Worte wurden in scherzhafter Weise gesprochen, waren aber ernsthaft gemeint, und so kam es dem Scheik sehr gelegen, daß wir unser Brot mittlerweile gegessen hatten und es ihm nun erlaubt war, dieses ihm nicht ganz behagliche Thema abzubrechen.
    „Der Willkomm ist vorüber“, sagte er; „ich werde euch nun nach eurer Wohnung führen. Sie liegt nicht hier im Schloß, sondern in einiger Entfernung von ihm am Strom.“
    „Wir taten das zu eurer Bequemlichkeit“, erklärte seine Frau, um dem Verdacht zu begegnen, daß es ihnen an der uns schuldigen Achtung fehle. „Der immerwährende Lärm des Palastes würde euch in eurem Wohlbefinden stören; auch wäre es für euch nicht möglich, eure Pferde bei euch zu haben. Darum werden wir euch nach einem ruhigen und bequemen Haus bringen, wo es euch besser gefallen wird, als hier bei uns. Ich gehe mit.“
    Wir verließen also den allerdings sehr geräuschvollen Palast und kehrten zu unseren Pferden zurück. Die Menschenmenge war inzwischen beinahe verschwunden. Es gab nur noch einige kleine Gruppen, die stehengeblieben waren, um uns vor der Nacht doch vielleicht noch einmal sehen zu können. Indem wir unsere Blicke über den Platz und diese Leute schweifen ließen, rief Halef plötzlich mit einem lauten Schrei der Überraschung:
    „Maschallah! Was sehen meine Augen? Es geschehen hier Zeichen und Wunder!“
    Er deutete nach dem Reiterstandbild. Mein Blick folgte seinem ausgestreckten Arm nach dieser Richtung und nun sah ich, daß der Reiter sich auf dem Pferd zu bewegen begann. Er schlug den langen Mantel auseinander und ließ ihn auf das Postament herunterfallen. Dann blickte er sich um, erst nach rechts und links, hierauf hinter sich. Bisher hatte er vollständig unbeweglich nur immer grad vor sich hingestarrt. Als er sich nun aber überzeugte, daß der Platz vollständig leer geworden war, hielt er es für überflüssig, länger sitzen zu bleiben. Er zog das rechte Bein nach hinten in die Höhe, schwang es über das Pferd herüber und kletterte dann zur linken Seite auf den Ziegelunterbau herab.
    „Der lebt! Der lebt!“ rief Halef aus. Er fühlte sich so urkomisch berührt, daß er zu lachen begann. „Der lebt! Der lebt! Ein lebender Reiter auf einem hölzernen Pferd!“
    Er lachte immer lauter und lauter. Ich mußte mich stark beherrschen, um nicht mitzulachen.
    „Was gibt es da sich zu wundern?“ fragte der Scheik, halb erstaunt und halb beleidigt. „Welche Kunst ist wohl größer, Menschen oder Holz in Bildsäulen zu verwandeln?“
    Diese Frage verblüffte Halef. Er begriff, daß sein Lachen beleidigend war. Nun senkte er den Blick und schämte sich. Gleich aber sah er wieder empor, wobei er in seiner aufrichtigen, freimütigen Weise antwortete:
    „Verzeih, o Scheik! Aber ich habe so etwas wirklich noch nie gesehen!“
    „So bist du also gewohnt, zu lachen, wenn du etwas siehst, was du noch nie gesehen hast? Da werde ich dir hier bei uns fast gar nichts zeigen dürfen, denn du würdest da sehr wahrscheinlich so viel Unbekanntes sehen, daß dein Lachen gar nicht zu Ende käme!“
    Dieser Hieb saß fest, aber Halef war viel zu stolz, sich dies merken zu lassen. Er tat, als ob er nicht getadelt, sondern gelobt worden sei, und fragte:
    „Was aber hat denn diese ganze, sonderbare Sache vorzustellen?“
    „Eine Überraschung – weiter nichts“, antwortete Taldscha anstelle ihres Mannes. „Sooft Fremde zu uns kamen, oder ein Ussul aus der Ferne zur Heimat zurückkehrte, hörten wir, daß andere Völker ihre berühmten und verdienten Männer dadurch ehren, daß sie ihnen ein Denkmal setzen. Es soll sogar vorkommen, daß man Personen ein Denkmal stiftet, die sich weder Berühmtheit noch Verdienste erworben haben. Da begannen die Ussul, sich zu schämen. Sie glaubten, schon viele große und verdiente Männer gehabt zu haben, aber keinem einzigen unter ihnen war noch ein Standbild errichtet worden. Darum traten die Ältesten zusammen, um hierüber zu beraten. Es wurde beschlossen, diese schöne Sitte mitzumachen und jedem berühmten und verdienstvollen Verstorbenen aus dem Volk der Ussul ein Reiterbild zu setzen, ganz gleich, ob er ein schlechter oder ein guter Reiter gewesen war. Die Hauptsache ist doch nicht das Reiten, sondern das Verdienst, welches man ehren will. Es verstand sich ganz von selbst, daß man mit der

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