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24 - Ardistan und Dschinnistan I

24 - Ardistan und Dschinnistan I

Titel: 24 - Ardistan und Dschinnistan I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Krieger nach Ussulistan teilzunehmen. Mit den dann führerlos zurückbleibenden Tschoban hätten wir hierauf leichtes Spiel. Aber wir fanden kein derartiges Mittel. Da plötzlich sandte uns einer unserer Spione einen Eilboten mit der Nachricht, daß der ‚Panther‘ von den Ussul ergriffen worden sei und der alte Scheik sich schnell selbst an die Spitze seiner Krieger stellen werde, um den Engpaß von Chatar zu überschreiten und den Gefangenen zu befreien. Wie lieb uns diese Botschaft war, kannst du dir denken! Nun handelte es sich darum, auch den älteren Prinzen zu entfernen. Wir waren überzeugt, dies durch den Verrat unseres Bündnisses mit euch zu erreichen. Wenn der Prinz erfuhr, daß wir euch zu Hilfe kommen, war er gezwungen, seinen Vater hiervon sofort zu benachrichtigen. Eine so wichtige Botschaft aber vertraut man nicht andern an, sondern man bringt sie möglichst selbst, zumal der Sohn sich unbedingt mit dem Vater zu beraten hat, was geschehen soll, um uns sowohl im Norden bei den Tschoban als auch im Süden bei den Ussul abzuwehren. Darum schickten wir dem Sohne des Sef El Berinz seinen Eilboten schnell wieder zurück und wiesen ihn an, dem Prinzen zunächst unser Bündnis mit euch mitzuteilen und sodann ihn auf den Gedanken zu bringen, seinem Vater diese Kunde nicht durch einen Boten, sondern in eigener Person zuzutragen.“
    „Ist ihm das gelungen? Hat er das erreicht?“ erkundigte ich mich, als er eine Pause machte.
    „Das weiß ich nicht, denn ich hatte keine Zeit, es abzuwarten“, antwortete er. „Ich bin aber überzeugt, daß der Prinz jetzt schon unterwegs ist. Aber nicht nur er, sondern ich bin es auch! Weil sie beide nach Süden sind, der Scheik der Tschoban und sein älterer Prinz, brauchen wir kein besonderes Beobachtungskorps im Norden. Unser Heer darf also beisammenbleiben und ist sofort nach dem Süden aufgebrochen, nach dem Engpaß von Chatar, um sich mit euren Kriegern zu vereinigen. Ich aber bin selbst vorausgeeilt, um eure Verhandlungen mit unserem Maha-Lama und unserem Minister, falls sie noch zu keinem Resultat geführt haben sollten, schnell zu Ende zu bringen. Vielleicht ist es gut, daß ich schon unterwegs auf euch gestoßen bin. Was sagst du dazu?“
    Ich stellte mich tief nachdenklich und sagte zunächst nichts. Ich wollte Zeit gewinnen. Die unvorhergesehenen Tatsachen und Verwicklungen stürmten ja förmlich auf uns ein. Es war, als ob es hoch oben im Norden eine mächtige, starke Hand gebe, die uns die Ereignisse wie Kugeln zuschob, mit denen sie Kegel spielte. Wir aber hier unten dienten als Kegelknaben. Wir hatten weiter nichts zu tun, als jeden Kegel zur rechten Zeit an die richtige Stelle zu setzen.
    Vor allen Dingen hatte dieser Tertib We Tabrik Kuwweti Harbie Feninde Mahir Kimesne einen außerordentlichen, ja unverzeihlichen Fehler begangen, ohne es zu ahnen. Er hatte in seinem Eifer einen Namen genannt, den er gar nicht nennen wollte und durfte. Er hatte damit verraten, daß der Mensch, der die Tschoban an die Dschunub verriet, der Sohn jenes ‚Schwert des Prinzen‘ sei, der unser Gefangener war. Hieraus ließen sich Schlüsse ziehen, an die ich mich in diesem gegenwärtigen Augenblick unmöglich wagen konnte.
    Sodann drängten sich dadurch, daß die Tschoban von den Dschunub nicht an der im Norden zwischen ihnen liegenden Grenze, sondern hier im Süden angegriffen werden sollten, die Tatsachen so eng und so zwingend zusammen, daß fast gar keine Zeit zum Überlegen blieb. Heut war nämlich schon Sonntag, und für morgen, also den Montag, stand das Eintreffen der Tschoban am Engpasse bevor, falls es bei dem Plan blieb, den uns der Sef El Berinz auf der Insel, als ich mit dem Scheik der Ussul lauschte, verraten hatte. Was gab es bis dahin noch alles zu tun! Würde der Dschirbani zur rechten Zeit mit seinen Hukara eintreffen? Diese höchst wichtige Frage und viele andere, ebenso wichtige, wollten sich mir jetzt aufdrängen; aber ich konnte mich nicht mit ihnen beschäftigen, denn der ‚Stratege‘ mit dem langen Titel nahm mich in Anspruch. Er sagte:
    „Nachdem ich euch gesagt habe, wer wir sind, erwarte ich dieselbe Höflichkeit auch von euch. Ich bitte zunächst dich, mir Auskunft zu geben!“
    Diese Aufforderung war an Abd El Fadl gerichtet. Er antwortete:
    „Ich heiße Abd El Fadl.“
    „Bist auch aus Ussul?“
    „Nein.“
    „Was dann?“
    „Mein Vaterland ist Dschinnistan.“
    Da fuhr der ‚Stratege‘ so hoch im Sattel in die Höhe, wie es bei seinem

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