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24 - Ardistan und Dschinnistan I

24 - Ardistan und Dschinnistan I

Titel: 24 - Ardistan und Dschinnistan I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nickte ich.
    „Soll ich es dir erklären?“
    „Ich bitte dich darum.“
    „So höre: Mein Bewußtsein, das bist doch nicht du, sondern das bin ich. Wenn ich mit meinem Bewußtsein hoch oben auf dem Pferd sitze, so ist dies mein Oberbewußtsein. Und wenn das Pferd mich mitsamt meinem Bewußtsein herunterwirft, so daß ich die Besinnung, den Verstand und alles Höhere verliere, so stürze ich in das Unterbewußtsein, wohin mir kein Pferd, kein Sihdi, kein Effendi, kein Gelehrter und keine Müdschewwedet zu folgen vermag. Wo ich da bin, was ich da tue, das weiß keiner von euch, denn niemand hat es bisher entdecken können. Aber wenn es dir Vergnügen macht, es zu erfahren, so will ich gern mein Möglichstes für dich und deine Wissenschaften tun. Ich brauche nur zu warten, bis ich wieder einmal mit einem durchgehenden Pferde aus dem Oberbewußtsein in das Unterbewußtsein stürze und – Allah w' Allah! Schau, Sihdi! Siehst du es?“
    Indem er seine Rede unterbrach, deutete er nach drei Reitern, die plötzlich in einiger Entfernung von uns auftauchten und jetzt anhielten. Es ist nötig, einen Blick auf die Örtlichkeit zu werfen, wo der Vorgang, den ich erzähle, sich abspielte.
    Wir befanden uns noch immer auf dem schmalen, von Schmetterlingspflanzen bewachsenen Strich, auf dem ich den Scheik der Ussul gejagt und gefangengenommen hatte. Dieser Strich glich einer früher künstlich angelegten, dann aber verwilderten Schneise, welche zu beiden Seiten sehr dicht von Bäumen eingefaßt wurde. Hinter uns hatten wir das Lager der Ussul, aber so weit entfernt, daß ein Fußgänger wohl über eine Stunde gebraucht hätte, um es zu erreichen, denn unser Ritt war zwar nur ein kurzer, aber außerordentlich schnell gewesen. Vor uns ging dieser schmale Weg nur noch eine kurze Strecke fort, um sich dann, wie es den Anschein hatte, in eine freie Lichtung zu verlaufen. Er wirkte für unsere Augen fast wie ein Fernrohr. Seine Richtung war hier schnurgerade. Das Dunkel der Baumreihen hüben und drüben hielt die Lichtstrahlen fest und klar zusammen. Die Perspektive ließ dieses Rohr scheinbar immer enger werden. Und grad an dem Punkt, wo es da draußen auf die freie Lichtung führte, hielten die drei Reiter wie vor einer Linse, welche ihre Gestalten, ihre Umrisse und Bewegungen außerordentlich bestimmt und deutlich erscheinen ließ. Sie waren aus der Lichtung nach dem schmalen Weg gekommen, sahen in diesen langen Weg hinein und berieten, ob sie ihm folgen sollten oder nicht. Das merkte man aus ihren Bewegungen. Sie kannten also diese Gegend nicht; es waren demnach wahrscheinlich Ussul, die noch nie Gelegenheit gehabt hatten, hier zu sein. Doch durfte ich auch den Fall nicht ausschließen, daß sie überhaupt keine Ussul waren.
    Als ihre Beratung zu Ende war setzten sie sich in Bewegung, und zwar auf uns zu. Dies geschah in einer auffälligen Weise. Sie vermieden nämlich die Mitte des Weges, wo sie weit gesehen werden konnten, und hielten sich vielmehr, zwei hüben und der dritte drüben, so nahe an die Bäume des Waldes, daß sie für den Fernblick ganz verschwanden.
    „Das sind keine Ussul!“ behauptete Halef, als er das sah.
    „Auch keine Freunde von ihnen“, fügte ich hinzu. „Sie wollen nicht gesehen werden, kommen also in feindlicher Absicht.“
    „Verstecken wir uns?“ fragte er.
    „Nein. Es ist zu spät dazu. Sie sind zwar noch ziemlich fern, aber sie würden doch wahrscheinlich sehen, daß jemand sich hier bewegt. Setze dich her zu mir, und unsere Pferde mögen sich legen.“
    Er nahm an meiner Seite Platz. Für die zwei wohlgeschulten Rappen bedurfte es nur eines kurzen Befehles, so legten sie sich grad da, wo sie standen, mitten ins Gesträuch. Diese ginsterhohen und ginsterfarbigen Pflanzen verdeckten uns so, daß wir nur aus der nächsten Nähe gesehen werden konnten.
    Die Fremden ritten langsam. Wir hatten also genug Zeit, sie genau zu betrachten, noch ehe sie uns erreichten. Es waren zwei bärtige Männer in höherem Alter, doch noch nicht weißhaarig, und ein Jüngling oder vielmehr ein junger Mann von ungefähr fünfundzwanzig Jahren. Ihre Pferde waren nicht so massig wie der famose Smihk, aber doch von einem so schweren, hohen und knochigen Schlag, daß man sie in Deutschland selbst für die Artillerie noch zu ungelenk befunden hätte. Sattel und Zaumzeug waren sehr einfach, von ungefärbtem Naturleder. Von Waffen sah ich Pfeil und Bogen und Messer. Jeder führte Lanze und Flinte, letztere, wie es

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