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24 - Ardistan und Dschinnistan I

24 - Ardistan und Dschinnistan I

Titel: 24 - Ardistan und Dschinnistan I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hob den Fuß, um ihn in den Bügel zu setzen.
    „Hüte dich!“ warnte der Hadschi.
    „Schweig!“ donnerte der Scheik. „Die Bestie muß gehorchen, sage ich dir. Sie muß!“
    Er glaubte, den Trick des Pferdes jetzt zu kennen und darum gegen ihn geschützt zu sein. Aber er sah nicht, daß Halef jetzt ein anderes Zeichen gab und daß der Hengst sich also auch anders zu verhalten hatte. Der Scheik stieg sehr langsam im Bügel empor, um gleich wieder abspringen zu können, falls das Pferd mit seinem ‚Mätzchen‘ zu schnell beginnen würde. Als dies nicht geschah, warf er das rechte Bein schnell hinüber auf die andere Seite und faßte rasch den dortigen Bügel, um gleich fest zu sitzen und sich nicht bereits im Aufsteigen überraschen zu lassen. Das gelang ihm vollständig. Das Pferd rührte sich nicht, selbst dann nicht, als er schon vollständig festen Sitz genommen hatte.
    „Nun, kann ich es, oder kann ich es nicht?“ triumphierte er.
    „Du kannst es nicht!“ behauptete Halef.
    „Du siehst aber doch, daß –“
    Er konnte den Satz nicht aussprechen, weil Ben Rih plötzlich kerzengerade emporstieg, im Niedersinken zur Seite abbockte und dann die Hinterbeine so hoch in die Luft warf, daß der Scheik aus dem Sattel und über den Kopf des Pferdes zur Erde flog.
    „– daß du wieder herunter mußt!“ vollendet Halef den angefangenen Satz des Scheik. „Ich werde dir zeigen, wie man es machen muß, fest sitzen zu bleiben!“
    Er schwang sich auf das Pferd, um dem Scheik jede Gelegenheit zu nehmen, sich wieder in den Sattel zu wünschen. Der Scheik sprang auf, im höchsten Grad darüber wütend, daß er sich abermals lächerlich gemacht hatte. Es fiel ihm gar nicht ein, den zweimal mißlungenen Versuch zu wiederholen.
    „Dein Vieh ist verrückt!“ rief er. „Kein Mensch kann es reiten!“
    „Auch ich nicht?“ fragte Halef.
    „Auch du nicht! Paß auf, wie schnell auch du herunter mußt!“
    Er ballte die gewaltigen Hände, holte aus und schmetterte sie dem Pferd derart zwischen die Augen, daß es klang, als ob die Stirn zersplitterte. Ben Rih stand einen Augenblick lang ganz bewegungslos; er war betäubt. Halef saß noch nicht fest.
    „Um Gottes willen! Nimm Sitz und Zügel!“ rief ich ihm zu. „Das Pferd bricht aus!“
    Er raffte sich sofort zusammen, und zwar grad noch zur rechten Zeit. Ben Rih begann zu zittern und zu zucken. Er tat einen gewaltigen Satz nach vorn, einen nach rechts und einen nach links, warf sich dann weit herum und jagte davon, als ob die Hölle hinter ihm sei, um ihn zu fangen.
    „Pfui!“ rief ich dem Scheik zu. „Ein so edles Tier mit der gemeinen Faust zu schlagen. Das war nicht recht von dir. Das bringt dir keine Ehre!“
    Ich warf meine Gewehre über und schwang mich auf Syrr.
    „Wo willst du hin?“ fragte Taldscha.
    „Ihm nach! Wenn der Huf des Pferdes in einer dieser festen Schmetterlingsschlingen hängenbleibt, können beide die Hälse brechen!“
    „Wann kommst du zurück?“
    „Ich weiß nicht. Vielleicht nie! Wir sehnen uns nicht nach rohen Quälereien!“
    „Aber wenn nun ich dich bitte –“
    Mehr hörte ich nicht. Syrr flog davon, den flüchtigen Ben Rih einzuholen, den ich schon nicht mehr sah, weil er hinter einer der schon beschriebenen Krümmungen verschwunden war. Es war wirklich so, wie ich der Frau gesagt hatte. Ich brauchte um Halef eigentlich keine Angst zu haben. Er hatte mir jahrelang bewiesen, welch ein vortrefflicher Reiter er war und daß er mit einem durchgehenden Pferd auch ganz gut ohne meine Hilfe fertig werden könne. Auch war der Rappe, den er jetzt ritt, ein zu edles Tier, als daß der Schreck über den Schlag, den er erhalten hatte, länger als nur kurze Zeit anhalten konnte. Aber die dichten, mannigfach gelegenen und zusammengewirrten Zweige der Schmetterlingsblütler, durch welche der sausende Ritt ging, boten tausendfältige Gelegenheit, mit dem Fuß hängenzubleiben, und wenn dies geschah, so konnte der unvermeidliche Sturz bei der Schnelligkeit, welche das Pferd entwickelte, sehr leicht ein tödlicher sein. Es stellte sich auch bald genug heraus, daß meine Befürchtung nicht nur sehr wohlbegründet, sondern auch in Erfüllung gegangen war, denn als ich eine ziemlich bedeutende Strecke im schnellsten Galopp zurückgelegt und mehrere Krümmungen des Weges hinter mir hatte, sah ich Ben Rih stehen, weit draußen von mir, mitten in den Papilionaten, den Kopf zur Erde gesenkt – seinen Reiter aber sah ich nicht. Er lag jedenfalls

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