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24 - Ardistan und Dschinnistan I

24 - Ardistan und Dschinnistan I

Titel: 24 - Ardistan und Dschinnistan I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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am Boden, an der Stelle, nach welcher sich der Kopf des Pferdes richtete.
    Es war so, wie ich dachte. Als ich hinkam, sah ich Halef liegen, steif und unbeweglich, mit geschlossenen Augen, wie einen Toten. Aus den Spuren ersah ich sofort beim ersten Blicke, daß das Pferd hängengeblieben und gestürzt war. Die zähe, feste Pflanzenschlinge hing noch an seinem Fuß. Wäre sie nicht abgerissen, so hätte Ben Rih unbedingt das Bein gebrochen, und es wäre mir nichts übriggeblieben, als ihn zu töten. Halef lebte noch. Er war nur ohnmächtig. Auch verletzt hatte er sich nicht, denn ich konnte seinen Körper und alle seine Glieder bewegen, ohne daß der Schmerz ihn aufweckte. Das beruhigte mich so sehr, daß ich mich gemütlich neben ihn hinsetzte, um sein Erwachen zu erwarten. Selbstverständlich untersuchte ich vorher Ben Rih. Auch er hatte nicht den geringsten innern oder äußern Schaden genommen.
    Es dauerte eine geraume Zeit, ehe Halef sich zu regen begann. Er öffnete die Augen, sah mich an, machte sie wieder zu und sagte:
    „Da sitzt er – ganz, ganz ruhig – aber ich, ich muß reiten –!“
    Das sogenannte ‚Ich‘ in seinem Innern befand sich also noch mitten im Galopp! Nach einiger Zeit fuhr er fort, doch ohne die Augen aufzuschlagen:
    „Wenn er im Gesträuch hängenbleibt – und ich stürze –, so breche ich den Hals!“
    Sein Körper lag ruhig. Auch seine Mienen waren unbewegt. Aber plötzlich nahmen sie den Ausdruck der äußersten Spannung an, und er schrie:
    „Es hält ihn fest –! Er stürzt –! Er überschlägt sich mit mir –! Auf, schnell auf – sonst drückt er mich tot!“
    Bis zu diesem Wort hielt er die Augen geschlossen. Nun aber sprang er in die Höhe und rief im Ton der Freude:
    „Ich kann auf –! Ich bin auf –! Und ich sehe, daß ich –“
    Hier hielt er mitten in der Rede inne, denn als er jetzt die Augen öffnete, sah er Ben Rih vor sich stehen. Da fuhr er verwundert fort:
    „Er ist auch schon aufgesprungen! Gleich mit mir! Soeben jetzt! Und er steht so ruhig, als ob –“
    Er unterbrach sich abermals, denn in diesem Augenblick sah er auch mich. Da fragte er, in höchstem Grad erstaunt:
    „Auch du bist hier, Sihdi? Auch du? Ich bin doch soeben erst an dir vorübergejagt! Du saßest still und schautest mich erwartungsvoll an, ob ich bei dir anhalten werde oder nicht. Der Rappe lief aber weiter, weit, weit und stürzte – ich mit ihm. Ich schlug mit dem Kopf auf. Er tut mir weh, und – und – du lächelst?“
    „Ja“, nickte ich.
    „Warum?“
    „Vor Vergnügen darüber, daß du mir eine sehr wichtige, wissenschaftliche Frage beantwortest.“
    „Ich? Eine wissenschaftliche Frage? Das wäre das erstemal in meinem ganzen Leben! Wie lautet diese Frage?“
    „Es ist die Frage, was im Innern eines Menschen vorgeht, der in Ohnmacht gefallen ist.“
    „Ohnmacht? – Willst du behaupten, daß ich bewußtlos gewesen bin?“
    „Ja.“
    „Warum?“
    „Infolge des Sturzes.“
    „Aber ich bin doch sofort wieder aufgesprungen!“
    „So schnell, wie du denkst, wohl nicht. Ich bin dir nachgeritten und habe, nachdem ich dich hier liegen fand, mich zu dir hergesetzt und eine ziemlich lange Zeit gewartet, bis dir das Bewußtsein zurückkehrte und du wieder aufstehen konntest.“
    „Das Bewußtsein? Sihdi, sei doch aufrichtig! Behauptest du wirklich, daß mir das Bewußtsein zurückgekehrt ist?“
    „Allerdings. Es war doch weg, und jetzt ist es wieder da!“
    „Nein! Das ist falsch! Es war nicht weg! Du hast es nur nicht sehen können! Es war da! Aber nur bei mir! Nämlich nicht hier außen, sondern drin, im Innern. Da hat es sich das, was außen geschehen ist, noch einmal innerlich betrachtet!“
    „Aha! Oberbewußtsein und Unterbewußtsein!“ nickte ich mit wichtiger Miene.
    Da sah er mich mit bedenklichem Gesichtsausdrucke an und fragte:
    „Ober und Unter? Also ein Bewußtsein, das oben und ein Bewußtsein, das unten ist? Was soll das sein?“
    „Das sind wissenschaftliche Ausdrücke aus der Müdschewwedet (Psychologie), die du nicht begreifen kannst.“
    Da lachte er laut auf und antwortete:
    „Nicht begreifen? Ich? Bilde dir das ja nicht ein, Sihdi! Wann hätte ich denn einmal etwas nicht begriffen! Ich bin Hadschi Halef Omar, der hochberühmte Scheik der Haddedihn vom großen Stamm der Schammar, und begreife alles, unbedingt alles! Über eure sogenannte Müdschewwedet lache ich! Und ebenso über eure ganze Wissenschaft! Hörst du?“
    „Ja“,

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