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24 Stunden

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Titel: 24 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Metern Entfernung ins Waschbecken. »Wenn alles auf dem Spiel steht, ist kein Einsatz zu hoch.«
    Karen lud Wills E-Mail um 4 Uhr 25 herunter. Es war nicht schwierig gewesen, ins Arbeitszimmer zu gelangen, da Hickey schließlich auf dem Bett eingeschlafen war. Aufgrund der Menge an Whiskey und des opulenten Omelettes hatte ihn die Müdigkeit überwältigt.
    Sie starrte auf die E-Mail und versuchte, zwischen den Zeilen zu lesen. Der erste Satz war klar. Will hatte ihre Nachricht erhalten und verstanden. Er versprach, dass Abby es schaffen werde und sie ihm vertrauen solle. Doch die nächste Zeile verwirrte sie. Glaubst du, dass der Kondor eine gefährdete Tierart ist? Das musste eine verschlüsselte Nachricht sein. Will hatte offensichtlich Angst, Hickey könnte die Nachricht lesen, und darum hatte er etwas geschrieben, was nur sie verstand. Auf jeden Fall hoffte er, sie würde es verstehen. Bezog sich die »gefährdete Tierart« auf Abby? Und worauf bezog sich der »Kondor«? Ein Kondor war eine Vogelart. Ein großer Vogel. Bezog sich Will auf sein Flugzeug?
    »Kondor«, sagte sie leise. »Kondor... Kondor.«
    Plötzlich fiel der Groschen.
    »O mein Gott«, sagte sie lächelnd. »Kondor« war der Deckname von Robert Redford in dem Film »Die drei Tage des Kondors«. Und den Satz: Glaubst du, dass der Kondor eine gefährdete Tierart ist?, hatte Redford am Telefon zu Max von Sydow gesagt, der in dem Film den Mörder spielte. Dieser Satz markierte in dem Film die Wende. Von diesem Augenblick an hatten die Männer, die ihn suchten, um ihn zu töten, die Fäden nicht mehr in der Hand. Das Blatt hatte sich gewendet. Das war Wills Botschaft.
    Aber wie? Was konnte er in Anbetracht der Lage unternehmen? Hatte er die Polizei verständigt? Nein. Das konnte er erst tun, wenn er Hickey davon überzeugt hatte, dass alles nach Plan lief. Eigentlich lag es auf der Hand, zunächst Hueys Handy aufzuspüren, und darüber hatte sie mit Will schon gesprochen. Wie aber konnte das Handy aufgespürt werden, wenn es nicht mehr eingeschaltet war? Vielleicht hatte er Informationen von Hickeys Frau bekommen. Doch warum sollte sie ihm etwas verraten? Hatte er sie bedroht? Oder bestochen? Im Moment würde sie das nicht erfahren. Sie musste das tun, was Will von ihr verlangte: ihm vertrauen.
    Sie drückte auf LÖSCHEN und sah zu, wie die Nachricht verschwand. Dann schaute sie auf die Uhr an der Wand des Arbeitszimmers. Sie musste Hickey wecken, damit er seinen nächsten Kontrollanruf tätigte. Das gefiel ihr gar nicht. Für ihre eigene Sicherheit wäre es auf jeden Fall am besten, ihn schlafen zu lassen. Wenn er jedoch auch nur einen einzigen Anruf versäumte, könnte Abby sterben. Und falls Will dabei war, Hueys Mobiltelefon aufzuspüren, musste der Mann das Telefon einschalten und benutzen, damit man ihn finden konnte.
    Karen stand auf und machte sich auf den langen Weg ins Schlafzimmer.
    Fünfzehn Meilen südlich von Jennings Haus befanden sich Dr. James McDill und seine Frau immer noch in der FBI-Zentrale in Jackson im Büro des verantwortlichen FBI-Agenten, Frank Zwick. Mittlerweile saßen sie auf einer Ledercouch. McDill stufte ihn als ehemaligen Armeeoffizier ein, der wahrscheinlich beim Geheimdienst oder beim CID gearbeitet hatte. Zwick, ein kleiner, reger Mann Ende 40, formulierte kurze, knappe Sätze, was McDill an gewisse Offiziere in Vietnam erinnerte. Der FBIAgent hatte in der letzten halben Stunde fast ununterbrochen telefoniert. Er sprach mit Bankdirektoren, Hubschrauberpiloten, anderen leitenden Special Agents und mehreren hochrangigen Beamten. Beim Telefonieren strich er ständig sein unnatürlich schwarzes Haar glatt.
    McDills Identifizierung von Cheryl Lynn Tilly auf dem Polizeirevier in Jackson hatte einen Sturm von FBI-Aktivitäten ausgelöst. Nachdem Frank Zwick, Agent Chalmers' Vorgesetzter, erschienen war, hatte dieser acht Agenten ins FBIGebäude zitiert. Alle standen oder saßen jetzt in seinem geräumigen Büro und hörten zu, wie er die Logistik seines Feldzuges über das Telefon organisierte. McDill konnte natürlich nur die eine Seite der Gespräche verfolgen, aber ihm gefiel es nicht, wie der Plan sich entwickelte. Plötzlich knallte Zwick das Telefon auf die Gabel und wandte sich an die Anwesenden.
    »Kurze Skizzierung der Lage. Erstens: das Lösegeld. Alle Banken im Umkreis von dreißig Meilen um Biloxi wurden aufgefordert, jede Überweisung von mehr als fünfundzwanzigtausend Dollars diesem Büro zu

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