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24 Stunden

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Titel: 24 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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einem siegessicheren Gefühl sagte sie dieses Wort, doch es erstarb in dem nassen Handtuch.
    »Mama... «
    Huey Cotton, der vor dem Haus der Jennings stand, rieb nervös mit seinen Handflächen über die Hosenbeine seines Overalls und starrte durch Abbys Kinderzimmerfenster. Abby. Im Gegensatz zu anderen Namen konnte er sich diesen problemlos merken. Seine Mutter hatte ihm einst Briefe an eine Frau namens Abby laut vorgelesen. Liebe Abby, hatte sie immer in schleppendem Ton mit ihrer vom Rauchen rauen Stimme gesagt. Dabei hatte sie mit Lockenwicklern und im Morgenmantel am Küchentisch gesessen. Die Leute, die an diese Abby schrieben, unterzeichneten ihre Briefe nie mit ihrem richtigen Namen. Sie seien verlegen, hatte seine Mutter gesagt. Statt mit ihren Namen unterschrieben sie mit Fantasiewörtern und manchmal auch mit Orten wie Verwirrt in Omaha. Daran erinnerte er sich noch.
    Huey hörte das Schlurfen von Schuhen auf einem Holzboden. Er hob den Kopf und sah seinen Cousin, der mit der kleinen Abby auf dem Arm durch das pinkfarbene Kinderzimmer schritt. Sie wehrte sich und strampelte wild mit ihren dünnen Beinen durch die Luft. Joey hielt sie fest, damit ihre Füße nicht gegen die Möbel oder die hohen Bettpfosten knallten. Das Strampeln wurde immer schwächer, bis die Beine wie bei einem schlafenden Hund, der von der Jagd träumt, nur noch leicht zuckten.
    Das kleine Mädchen sah aus wie eine der zig Puppen, die wie schlafende Bewohner eines Märchenlandes in dem Zimmer lagen, nur dass sie größer war. Joey ging zu dem offenen Fenster und reichte Abby hindurch. Huey riss erstaunt den Mund auf, als er das Mädchen so behutsam wie einen verwundeten Vogel entgegennahm.
    »Du bist ein Genie«, sagte Joey mit einem breiten Grinsen im Gesicht. »Ich entschuldige mich, okay? Sie ist für zwei bis vier Stunden außer Gefecht gesetzt. Zeit satt.«
    »Du rufst mich an, ja?«, fragte Huey.
    »Jede halbe Stunde. Du sagst nur hallo, es sei denn, ich frag dich was. Stell das Handy ab, wenn du da angekommen bist. Schalte es nur ein, wenn du meine Kontrollanrufe erwartest. Und denk an Plan B, okay?«
    »Ja, mach ich.«
    »Gut. Jetzt hau ab.«
    Huey drehte sich um und ging los, blieb dann aber noch einmal stehen und drehte sich wieder um.
    »Was ist denn noch?«, fragte Joey.
    »Kann sie eine von ihren Puppen mitnehmen?«
    Joey beugte sich durch das Fenster ins Kinderzimmer, nahm eine Barbie mit Kleidchen vom Bett und gab sie Huey, der sie zwischen Abbys Hüfte und seinen kleinen Finger klemmte.
    »Schmeiß den Motor vom Wagen erst an, wenn du die Straße unten erreicht hast«, sagte Joey.
    »Ich weiß.«
    Huey, der Abby mit mütterlicher Sorge in die Arme schloss, drehte sich um und latschte zum Gartenhaus, hinter dem sie den Kleinlaster versteckt hatten. Das Lamekleid der Barbiepuppe flatterte hinter ihm her wie eine winzige Fahne.
    Karen stand in der Küche vor der Anrichte und blätterte trotz ihres Unwillens die medizinische Fachzeitschrift durch. Zwei beschlagene Gläser, die mit Eistee gefüllt waren und auf deren Rändern Zitronenscheiben steckten, standen neben ihr. Neben den Gläsern lag das Plastikgerät, mit dem sie in Abbys Finger stechen musste. Es sah fast aus wie ein Kugelschreiber. Ohne den Blick von der Zeitschrift zu heben, rief Karen: »Abby? Alles in Ordnung, Schatz?«
    Abby antwortete nicht.
    Karen trank einen Schluck Tee und las weiter. Sie war dankbar für ein paar ruhige Minuten, ehe sie sich um die letzten nervenaufreibenden Details für die Blumenausstellung kümmern musste.
    Unterhalb der hohen, wohlriechenden Kiefern hinter dem Gartenhäuschen öffnete Huey die Fahrertür des Pickups und schob den reglosen Körper über die Sitzbank zur Beifahrerseite. Abby lag bewusstlos da, wie ein schlafender Engel. Huey beobachtete sie eine Weile. Er stand gerne auf Kiefernnadeln. Es war so angenehm wie ein dicker Teppich. Er hätte sich gewünscht, barfuß zu sein.
    Plötzlich musste er an seinen Cousin denken. Joey wäre wirklich verrückt, wenn er die Sache vermasseln würde. Huey griff in den Kleinlaster, legte den Leerlauf ein und schob ihn rückwärts um das Gartenhaus herum. Das kostete ihn nicht viel mehr Kraft, als würde er ein Motorrad schieben. Nachdem sie das Gartenhaus hinter sich gelassen hatten, blieb er stehen, presste sich mit seinem ganzen Gewicht gegen den Wagen, schob weiter und lenkte den Wagen über den Hof zu der steilen Auffahrt. Der Hof war etwas abschüssig, damit das Wasser abfließen

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