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24 Stunden

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Titel: 24 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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dir meinen richtigen Namen, weil ich keine Sorge habe, dass das später von Bedeutung sein könnte. Du wirst niemals eine Anzeige erstatten, weil es Abby gut geht. Jedem geht es gut. Abby, dir, mir, jedem. Das Kind schaukelt die Sache. Nichts geht schief. Das ist die Regel.«
    Es war absurd, aber Karen musste in diesem Augenblick an das Dschungelbuch denken, das sie sich schon mindestens fünfzigmal mit Abby angesehen hatte. Bei den Worten dieses Mannes stand ihr sofort Kaa, die Kobra, vor Augen. In dem Buch hypnotisiert die Schlange andere mit ihrer Stimme, während sie auf den richtigen Moment wartet, um blitzschnell zuzubeißen. Sie schüttelte den Kopf und konzentrierte sich auf Abbys Gesicht. Mit einem Schlag löste sich ihre Angst auf und machte einer grenzenlosen Wut Platz. Der Mann dort stand zwischen ihr und ihrem Kind. Wenn er sie trennen wollte, musste er sie töten.
    Hickey schien ihre Gedanken zu erraten. »Abby ist nicht hier.
    Sie ist... «
    Karen stürzte los, stieß den Fremden wie einen alten Mann zur Seite und rannte auf den Flur. Sie riss die Badezimmertür auf, doch im Badezimmer war niemand. Karen schrie: »Abby! Abby? Wo bist du?«
    Im ersten Moment war sie erstaunt, dann rannte sie durch das ganze Erdgeschoss und schaute in allen Räumen und Wandschränken nach. Mit jedem leeren Raum und Schrank, der sie anstarrte, fuhr ihr die Angst tiefer in die Knochen. Sie rannte die Treppe hinauf und suchte die erste Etage ab. Alle Räume waren leer. Sie rannte ins große Gästezimmer, nahm den Hörer vom Telefon und wählte die Notrufnummer 911. Statt der erwarteten Frage nach dem Grund ihres Anrufs hörte sie eine tiefe Männerstimme in schleppendem Ton sagen: »... In Prediger Bob's Kirche der Lebensquelle wird das volle Wort Gottes verkündet, ohne das Wort Gottes zu verbiegen, ohne neumodische Ausgaben von King James... «
    Sie trennte das Gespräch, doch die Stimme brummte weiter. Hickey musste die Nummer des Telefonpredigers vom Küchentelefon aus gewählt haben. Sie knallte den Hörer auf die Gabel, lief ums Bett herum und hob den Hörer des Privatanschlusses ab. Diesmal sprach eine Frauenstimme, die sich wie die eines Androiden anhörte:
    »... die Wettervorhersage für die Landwirtschaft über Satellit wurde durch die Zuschüsse der ChemStar-Gesellschaft ermöglicht, dem Hersteller von Breitband-Herbiziden... «
    Karen ließ den Hörer sinken und starrte in den Spiegel der Kommode. Ihr Blick war schreckerfüllt, wie bei Patienten nach Autounfällen in den Folgen der Notaufnahme. Verwandte. Opfer. Herumirrende Verwundete. Sie musste sich beruhigen und vernünftig nachdenken, doch dazu war sie im Moment nicht in der Lage. Indem sie dort stand und sich bemühte, die Kontrolle zurückzugewinnen, drängte sich ihr plötzlich mit aller Gewalt ein rettender Gedanke auf.
    Sie rannte zurück zur Treppe und schlich leise die mit Teppich ausgelegten Stufen hinunter. Im Erdgeschoss huschte sie auf Zehenspitzen durch den Flur, sauste ins Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich.
    Ihr Herz klopfte so stark, als wollte es die Schläge aufholen, die es beim ersten Anblick des Fremden ausgesetzt hatte. Karen legte die Hände auf ihre Wangen, die sich eiskalt anfühlten, und atmete dreimal tief durch. Dann betrat sie den großen Wandschrank und stellte sich auf die umgedrehte Holzkiste, um an das oberste Fach zu gelangen.
    Obwohl sie es nur mit Müh und Not schaffte, ins Fach zu greifen, fand sie schließlich, was sie suchte: Wills 38er Revolver. Mehr als hundert Mal hatte sie ihn gebeten, die Waffe nicht mehr im Haus aufzubewahren, da es ihr wegen des Kindes zu gefährlich erschien. Jetzt dankte sie Gott, dass er nicht auf sie gehört hatte. Sie legte die Waffe hin und öffnete die Trommel, wie es ihr Vater ihr vor langer Zeit erklärt hatte. Eine Waffe ist nur ein Werkzeug, Schatz, wie eine Axt oder eine Bohrmaschine... Der Hahn der 38er stand auf einer leeren Kammer, doch in den anderen fünf steckten Patronen.
    Karen ließ die Trommel wieder einrasten und ging zur Schlafzimmertür. Bei jedem Schritt machte sie sich Mut und umklammerte den mit einem Karomuster versehenen Griff der Pistole wie einen Rettungsanker. Sie war bereit, dem Mann, der Abby entführt hatte, gegenüberzutreten, und sie würde alles tun, was notwendig war, damit er ihr Abby zurückgab. Sie würde keine Gnade walten lassen und nicht zögern, von der Waffe Gebrauch zu machen.
    Leise öffnete sie die Tür und schlich an der Wand des

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