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24 Stunden

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Titel: 24 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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mir das Wichtigste, was ich hatte, genommen, und darum nehme ich Ihnen das, an dem Ihr Herz hängt. Ganz einfach, oder?«
    »Wo ist sie, Hickey? Wo ist Abby?«
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Wenn ich an Ihrer Stelle wäre, würde ich mir die Pulsadern aufschneiden, um der Tragödie, die mich erwartet, zu entgehen. Wollen Sie zu einem Bestattungsinstitut gehen, um den kleinen Sarg auszusuchen? Können Sie Ihrer Frau nach dieser Sache noch ins Auge sehen und sie allein damit zurücklassen? Was für ein Vater tut so was, hm?«
    Hickeys Worte gingen ihm durch Mark und Bein. Plötzlich schoss ihm ein noch schrecklicherer Gedanke durch den Kopf, und der traf ihn wie ein Hammerschlag. Hickey würde so nicht mit ihm sprechen, wenn Karen neben ihm im Wagen gesessen hätte. Sie hätte zumindest geschrien und vielleicht sogar versucht, ihn zu töten.
    »Wo ist Karen, Hickey? Ich weiß, dass sie nicht bei Ihnen ist. Was haben Sie mit ihr gemacht?«
    »Auch darüber brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Wirklich nicht.«
    Will erstarrte am ganzen Körper. Er hatte das Gefühl, losgelöst in einem schwerelosen Raum zu schweben, in einem luftdichten Vakuum, in das keine Geräusche drangen, verloren zu sein.
    »Egal, wo Sie sind«, sagte Hickey, »Sie können genauso gut dableiben. Bitten Sie Cheryl, Ihnen ein wenig zur Hand zu gehen, wenn Sie sich erschießen. Das kann sie gut. Ach so, und sagen Sie ihr, dass wir uns bald sehen. Sehr bald.«
    »Hickey, Sie sind auf dem Holzweg. Ich weiß nicht, wo Cheryl ist. Ich habe das Telefon mitgenommen, weil...«
    Hickey hatte schon aufgelegt.
    Will schmeckte Blut. Er hatte sich die Unterlippe aufgebissen.
    »Was ist los?«, fragte Cheryl in ängstlichem Ton. »Was ist passiert?«
    Will bekam keinen Ton heraus.
    »Er weiß Bescheid, nicht wahr? Er weiß, dass wir zusammen sind.«
    »Ich glaube, er hat Karen umgebracht. Und er wird Abby töten.«
    »Was? Sie sind verrückt.«
    Wills Hände zitterten wie Espenlaub.
    Karen warf die Klappe vom Kofferraum zu und schaute sich um. Die Frau ging jetzt unbeholfenen Schrittes auf die verlassene Tankstelle zu. Karen wäre es lieber gewesen, sie wäre zwischen den Bäumen verschwunden. Auf dieser Strecke könnte Hickey sie mühelos einholen und erschießen, falls er seine Meinung änderte. Karen hoffte, dass er zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt war, um überhaupt noch an die Fremde zu denken.
    Sie ging zur Tür und setzte sich auf den Beifahrersitz. Hickey hatte sein Gespräch beendet. Er saß einfach da und starrte durch die Windschutzscheibe.
    »Haben Sie mit Will telefoniert?«
    Hickey zog eine Camel aus der Tasche und zündete sie mit dem Zigarettenanzünder an. »Ich hab mit ihm gesprochen.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Es geht nicht darum, was er gesagt hat, sondern darum, wo er es gesagt hat. Er war nicht in seiner Suite.«
    Karen bekam es mit der Angst zu tun. »Was?«
    »Ich hab Cheryls Handy angewählt, und er war am Apparat. Ich sag dir, der heckt was aus.« Hickey drehte sich zu ihr um und schaute sie mit hasserfüllten Augen an. »Denk dran, dass er sich das alles selbst eingebrockt hat.«
    Hickey legte den Gang ein, machte eine 180-Grad-Wende und raste zurück zur Autobahn. Seine Wangen glühten, doch seine Lippen waren aschfahl.
    »Rufen Sie noch mal im Beau Rivage an«, bettelte Karen. »Das war sicher ein Irrtum!«
    »O ja, stimmt. Ein Irrtum. Doch das macht nichts. Daran kann jetzt niemand mehr etwas ändern.«
    Er betonte jede Silbe, aber er sah nicht so aus, als ob er daran glauben würde.
    Karen strich ihm vorsichtig über den Arm. »Bitte sagen Sie mir, was passiert ist.«
    Hickey schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht. »Rühr mich nicht noch mal an!«, brüllte er.
    Will drosselte das Tempo auf 100 Knoten. Sie befanden sich jetzt so weit nördlich, dass die Möglichkeit bestand, Huey und Abby auf der Fahrt nach Süden sehen zu können. In Wahrheit ging es um mehr als um eine Möglichkeit, denn dies war seine einzige Hoffnung. Er war fast davon überzeugt, dass Karen tot war. Sie hätte unmöglich schweigend neben Hickey gesessen, als er ihm erklärt hatte, warum Abby sterben sollte. Vielleicht war sie auch gefesselt und geknebelt, doch daran zweifelte Will. Da Hickey Abby noch immer in seiner Gewalt hatte, waren derartige Maßnahmen nicht nötig, um Karen zur Zusammenarbeit zu zwingen.
    Will betete, dass Hickey Hueys Wagen nicht vor ihm erreichen würde. Und er betete, dass Abby die nächsten 15 oder 20 Minuten

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