24 Stunden
dann und hob den Kopf. Er war sicher, dass irgendetwas nicht stimmte, aber er wusste nicht was. Es dauerte ein paar Sekunden, bis er seinen Fehler realisierte, doch er hoffte, ihn noch korrigieren zu können. Er griff zur Schalttafel, um das Gespräch weiterzuleiten, aber in dem Moment verstummte das Klingeln in der Suite 28021.
»Scheiße«, flüsterte er. »Scheiße!«
Remy Geautreau hatte ihm 100 Dollar versprochen, wenn er die Gespräche für die Suite 28021 in den nächsten drei Stunden weiterleitete. Er wählte das Büro des Hotelmanagers an.
Remy Geautreau war nicht in seinem Büro. Er stand an der Rezeption und hörte einem wütenden Gast zu, der nach dem Auschecken in seinem Zimmer eine Camcorder-Batterie vergessen hatte. Das Zimmer war schon zweimal vom Hotelpersonal durchsucht worden, doch der Gast wollte nicht glauben, dass seine Batterie unauffindbar blieb. Als sich eine Möglichkeit bot, stellte sich ein Hotelangestellter an die Seite des Managers und sagte: »Mr. Geautreau? Ein Gespräch für Sie.«
»Ich möchte persönlich mit dem Zimmermädchen sprechen!«, brüllte der Gast.
Geautreau schenkte ihm ein zuckersüßes Lächeln. »Aber natürlich, Mr. Collins. Sprechen Sie Spanisch?«
Dem Gast schoss die Zornesröte ins Gesicht. »Verdammt!« Er ergriff seine Frau am Arm und stapfte mit ihr auf den Ausgang zu.
»Er hat heute Nacht achttausend Dollar verloren«, sagte Geautreau schulterzuckend. »Die Verlierer sind immer gut zu erkennen.«
Er ging in sein Büro und nahm den Hörer ab. »Hallo?«
»Ich habe die Sache vermasselt«, sagte der junge Mann aus der Zentrale, »... die Rufweiterschaltung.«
Geautreau wurde puterrot im Gesicht.
»Es kam ein Anruf für die Suite, und ehe ich mich versah, hatte ich das Gespräch schon durchgestellt. Ich wollte es noch zurückholen, aber es war bereits zu spät. Der Anrufer hatte schon aufgelegt.«
Der Manager schloss die Augen und legte auf. »Du hast mich gerade um fünfzehntausend Dollar gebracht, du unfähiges Arschloch.«
Als er die Tür schloss, fragte er sich, ob er die Anzahlung von eintausend Dollar wohl behalten könnte. Natürlich nicht.
Die Baron donnerte mit 200 Knoten über die 1-55 nach Norden. Obwohl Will nicht davon ausging, dass er schon weit genug geflogen war, um Hueys Rambler sehen zu können -wenn er überhaupt den Rambler fuhr -, flog er für den Fall der Fälle parallel zu den nach Süden führenden Spuren. Cheryl presste ihre Nase ans Fenster. Unten auf der Straße herrschte kein besonders starker, aber dennoch normaler Verkehr. Die Pkws und Lastwagen sausten mit 75 Meilen über die Autobahn, während Will dreimal so schnell über sie hinweg flog.
Will wollte gerade die Geschwindigkeit drosseln, als das Telefon klingelte. Wie vorhin wollte er schon automatisch die Triebwerke ausschalten, doch mitten in der Bewegung hielt er inne. Wenn er in 300 Fuß Höhe die Triebwerke ausstellte, könnte die Staatspolizei ihn bald von der Autobahn kratzen.
»Wer geht dran?«, fragte Cheryl.
»Sie.«
»Joey hat mir schon gesagt, wohin ich fahren soll. Ich glaube nicht, dass er mich noch mal anruft.«
Will spielte mit dem Gedanken, überhaupt nicht ans Telefon zu gehen, doch das Risiko war zu groß. Er drosselte die Triebwerke nur ein wenig, um die Gefahr eines Absturzes so gering wie möglich zu halten, nahm das Nokia in die Hand und schaltete auf EMPFANG.
»Hallo?«
Zuerst antwortete niemand, obwohl eine Verbindung hergestellt war. Ein paar Sekunden später sagte jemand: »Will Jennings?«
»Hickey?«
Schweigen.
»Hickey? Sind Sie das?«
»Können Sie mir mal erklären, warum Sie am Apparat sind, obwohl ich Cheryl angerufen habe, Sie Scheißkerl?«
Will umklammerte das Handy, versuchte jedoch, ruhig zu bleiben. »Dann haben Sie die falsche Nummer gewählt. Sie glauben, Cheryl angerufen zu haben, aber stattdessen haben Sie das Hotel angerufen.«
Hickey erwiderte nichts.
»Hickey?«
»Geben Sie mir Cheryl.«
Will stockte der Atem. »Wie soll das denn gehen?«
»Sie geben ihr einfach das verdammte Handy. So einfach ist das.«
Hickeys kalter Ton war schlimmer als ein Wutausbruch. »Hickey, ich habe Ihnen doch gesagt... «
»Nein, Doktor, jetzt sag ich Ihnen mal was. Ich werde Ihnen ein kleines Geheimnis anvertrauen. Sie werden nie mehr mit Ihrem Kind sprechen.«
Will wurde leichenblass.
»Das war sowieso so geplant«, sagte Hickey. »Es muss sein. Schicksal. Von dem Tag an, als Sie meine Mutter umgebracht haben. Sie haben
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