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24 Stunden

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Titel: 24 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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ging an und zeigte eine lachende, ausgelassene Menge.
    »Morgen Nachmittag bin ich für zwei Stunden am Stand der Firma Searle. Ich habe Proben von Restorase und einige der neuen Kontaktspritzen, über die ich heute Abend gesprochen habe, mitgebracht. Ich freue mich darauf, mit Ihnen allen zu sprechen.«
    Jetzt war der Beifall etwas gedämpfter, hielt dafür aber länger an. Saul Stein stand auf und klopfte ihm auf den Rücken. Will schüttelte Steins Hand und zog die Kabel seines Notebooks aus der Anlage, während der Präsident der Ärztevereinigung Mississippi wartete, bis der Applaus verstummte. Stein lobte in überschwänglichen Worten Wills Vortrag und schaute sich anschließend auf der Ankündigungstafel die Vorträge des nächsteh Tages an. Will packte sein Notebook in die Tasche und stieg vom Podium.
    Sofort wurde er von Ärzten umringt, die ihm gratulierten und ihn aus dem Saal ins Atrium drängten. Will sah die Frau in Schwarz noch immer im Geiste vor sich, doch zwischen den lächelnden Gesichtern war von ihr keine Spur. 15 Minuten lang schüttelte er Hände und nahm Glückwünsche entgegen, und bevor die Kollegen ihn in endlose Gespräche verwickeln konnten, steuerte er auf die Aufzüge zu.
    Wie alle Kasinohotels stellte das Beau Rivage sicher, dass die Gäste auf dem Weg von den Konferenzsälen an unzähligen Spielautomaten und Spieltischen vorbeigehen mussten. Obwohl Wills Gelenke schmerzten, ging er sehr forsch, um schnell in seiner Suite eine Tablette nehmen zu können.
    Ursprünglich wollte er die VIP-Aufzüge benutzen, doch als er an den anderen Aufzügen vorbeikam, zog Jackson Everett ihn zur Seite. Everett hatte wieder einen Drink in der Hand, und der Geruch von Rum umgab ihn wie ein karibisches Parfüm. Er öffnete den Mund, um Will etwas zu sagen, doch in dem Moment öffnete sich eine Aufzugtür, und eine ältere Frau mit einer Zigarrenkiste voller Münzen stieg aus dem Aufzug.
    »Zeigen Sie's denen!«, rief er. »Sprengen Sie die Bank!«
    Die Frau grinste und steuerte auf das Foyer zu. Everett schob Will in den Aufzug und folgte ihm. Hinter ihnen stiegen noch zwei Ärzte mit Namensschildern ein, und dann schloss sich langsam die Tür.
    »Warten Sie!«, schrie eine Frau.
    Will streckte trotz der Schmerzen seinen rechten Arm aus, um die Aufzugtür wieder zu öffnen, und kurz darauf sprang die blonde Frau in dem schwarzen Kleid in den Aufzug.
    »Danke«, sagte die Fremde, deren Wangen vom Laufen gerötet waren.
    »Kein Problem«, erwiderte Will.
    Die Frau drehte sich sofort um und schaute auf die geschlossene Tür. Will starrte auf die blonde Lauren-Bacall- Mähne. Der holzgetäfelte Aufzug war mit Spiegeln ausgestattet. Als Will seinen Kopf zur rechten Seite wandte, um das Spiegelbild ihres Profils zu betrachten, sah er sofort, dass Everett und die beiden anderen Ärzte die Rückenansicht der Frau studierten. Sie presste ihre kleine Handtasche an sich und starrte auf den Boden. Vermutlich war sie sich der vielen Blicke bewusst. Everett sah sie unverblümt lüstern an.
    »Haben Sie den Film selbst bearbeitet, Jennings?«, fragte einer der Ärzte, den Will flüchtig kannte. »Oder hat das eine talentierte Sekretärin gemacht?«
    »Wahrscheinlich hat Karen es gemacht«, mischte sich Everett ein.
    »Nein, das habe ich selbst gemacht. Es ist gar nicht so schwer.«
    »Vielleicht«, sagte der Arzt, der die Frage gestellt hatte. »Aber woher nehmen Sie die Zeit?«
    »Ich habe nicht Jacks schlechte Angewohnheiten.«
    »Haha«, brummte Everett. »Und das muss jemand sagen, der gerade die ultimative Vergewaltigungsdroge entwickelt hat.«
    Alle schwiegen peinlich berührt, und der Aufzug hielt im siebten Stock an. Die Ärzte warteten, um die Frau als Erste aussteigen zu lassen, doch sie rührte sich nicht. Der Arzt, der Will angesprochen hatte, entschuldigte sich und drängte sich an ihr vorbei zur Tür. Everett tat so, als wollte er der Dame in ihren hübschen Hintern kneifen. Dann lachte er und stieg hinter den anderen aus. Anstatt zu seinem Zimmer zu gehen, drehte er sich noch einmal zum Aufzug um und zeigte auf Will.
    »Komm doch mit uns ins Kasino. Es wird dir gefallen. Und wenn es dir nicht gefällt, können wir ja später ein bisschen tanzen gehen, wenn du weißt, was ich meine.«
    Die Frau richtete sich kerzengerade auf.
    »Ich muss Karen anrufen«, sagte Will, ehe Everett die Sache näher erläutern konnte. »Außerdem will ich morgen ziemlich zeitig aufstehen und Golf spielen. Ihr könnt ja einen

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