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24 Stunden

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Titel: 24 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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zu Cheryl um. »Man wird Ihnen sofort einen neuen Schlüssel...«
    Die nächsten Worte erstarben in seiner Kehle. Cheryl richtete eine Automatikwaffe auf seine Brust. Sie musste sie aus ihrer Handtasche gezogen haben. Jetzt war ihr Blick so kühl wie ihre Hand, doch es war auch eine Spur Angst zu erkennen.
    »Was soll das?«, fragte er. »Ich habe nur ein paar Dollar bei mir. Die können Sie gerne haben. Und meine Kreditkarten.«
    »Ich will Ihr Geld nicht«, sagte sie mit einem ängstlichen Blick auf die Aufzüge. »Ich will, dass Sie in Ihr Zimmer gehen.«
    »Und warum?«
    »Das werden Sie noch früh genug erfahren. Beeilen Sie sich.«
    Will hatte nicht vor, sich widerstandslos zu fügen. Er würde nicht einfach blindlings irgendwelche Befehle befolgen. Wenn er jetzt nach ihrer Pfeife tanzte, wäre es gut möglich, dass er im nächsten Moment in irgendeinem schmutzigen Badezimmer auf dem Boden lag und ihm jemand eine Kugel in den Kopf schoss.
    »Ich gehe nirgendwohin, bevor Sie mir nicht sagen, was Sie von mir wollen. Ich werde...« Will ging auf das Telefon zu. »Ich werde an der Rezeption anrufen und bitten, die Polizei zu rufen.«
    »Finger weg vom Telefon!«
    »Sie werden mich doch nicht erschießen.« Will nahm den Hörer ab.
    »Wenn Sie die Polizei rufen, wird Abby sterben. Und ich kann nichts mehr für sie tun.«
    Wills Arm verharrte reglos. »Was haben Sie da gesagt?«
    »Ihre Tochter wurde vor zwei Stunden entführt, Doktor. Wenn Sie sie lebend wiederhaben wollen, gehen Sie jetzt mit mir in Ihr Zimmer. Wenn Sie die Polizei rufen, wird sie sterben. Das ist kein Scherz.«
    In Wills ganzem Körper breitete sich eine lähmende Taubheit aus. Zweifel erfüllten ihn, oder vielleicht weigerte sich sein Verstand auch, eine so erschreckende Wahrheit zu akzeptieren.
    »Was reden Sie denn da?«
    Cheryl schaute wieder zum Aufzug. Will spürte, dass sie langsam Panik erfasste.
    »Doktor, wenn jetzt jemand aus dem Aufzug steigt und mich mit der Waffe sieht, wird die ganze Sache schief gehen. Dann wird Abby sterben, okay? Und ich möchte nicht, dass das passiert. Ich werde Ihnen alles sagen, was Sie wissen wollen, aber es wäre besser, wenn wir jetzt in Ihr verdammtes Zimmer gehen würden.«
    Als Will ein Pfeifen hörte, begriff er, dass er den Hörer noch immer in der Hand hielt. Er führte ihn langsam an seinen Mund.
    »Wenn Sie ein Wort sagen, ist es genauso, als würden Sie Abby eine Kugel in den Kopf schießen.«
    Er legte auf.
    »Beeilen Sie sich«, sagte sie. »Wenn ich nicht gleich telefonieren kann, wird sie sowieso sterben.«
    Er starrte sie sekundenlang an und suchte angestrengt nach einem Ausweg. Es gab keinen. Er ging zu seinem Zimmer, öffnete die Tür und hielt sie ihr auf.
    Als Cheryl an ihm vorbei ins Zimmer ging, presste sie die Waffe an sich, als hätte sie Angst, Will würde sie ihr entreißen. Cheryl ging sofort durch den Wohnraum in den Schlafraum. Er schloss die Tür und folgte ihr.
    Cheryl ging um das Bett herum, sodass es zwischen ihr und Will stand. Sie richtete die Waffe noch immer auf ihn, doch er ging trotzdem weiter. Seine Angst um Abby machte ihn so wütend, dass er sich kaum beherrschen konnte.
    »Zurück!«, schrie Cheryl. »Bleiben Sie stehen, bis ich Ihnen alles erklärt habe!«
    »Was ist mit meiner kleinen Tochter passiert?«
    »Dies ist eine Entführung, um Lösegeld zu erpressen«, sagte sie wie ein Schulmädchen, das seine Lektion auswendig aufsagte. »Mein Partner ist in diesem Moment bei Ihrer Frau in Ihrem Haus in Madison County. Ein weiterer Partner hält Abby an einem anderen Ort gefangen. Und jetzt wird Folgendes passieren... «
    Will kam es vor, als würde der der Verkündung seines eigenen Todesurteils lauschen. Seine Zweifel wurden blitzschnell von wahnsinnigem Entsetzen verdrängt. Sein Familienleben war genau unter die Lupe genommen worden, um ein Verbrechen zu planen, das ihn um 200.000 Dollar ärmer machen sollte.
    »Hören Sie mir zu«, unterbrach er sie. »Wir müssen keine vierundzwanzig Stunden warten. Ich werde Ihnen das Geld sofort besorgen...«
    »Die Banken haben geschlossen.«
    »Ich werde schon eine Möglichkeit finden.« Er versuchte, einen einigermaßen ruhigen Ton anzuschlagen. »Irgendwie schaffe ich das schon. Hier im Kasino gibt es Geld genug. Ich rufe unten an... «
    »Nein, so geht das nicht. Wir müssen bis morgen warten. Jetzt lassen Sie mich erst mal ausreden.«
    Will verstummte und hörte zu, während er verzweifelt nach einem Ausweg suchte.

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