24 Stunden
während seiner Armeezeit.
»Im Moment habe ich keine Lust, dir mein Leben zu erzählen«, sagte er und biss wieder in sein großes Sandwich. »Vielleicht später.«
Als Karen die Kühltasche verschloss, klingelte es im Haus.
Hickey sprang sofort mit Wills Waffe in der Hand auf. »Wer ist das?«, fragte er und schaute sich in der Küche um, als erwartete er, dass eine FBI-Spezialeinheit sie im nächsten Moment stürmen würde. »Erwartest du jemanden?«
Karen schüttelte den Kopf. Sie hatte keine Ahnung, wer das sein könnte.
»Mach nicht auf. Die sollen sich zum Teufel scheren.« Hickey machte einen Schritt auf die Speisekammer zu. »Wo haben sie geklingelt?«
»An der Garage«, flüsterte sie. Das Gefühl, mit Hickey unter einer Decke zu stecken, entsetzte sie. Was blieb ihr aber anderes übrig? Sie wollte auf gar keinen Fall, dass jemand den sorgfältig organisierten Plan durchkreuzte, solange Abby in der Gewalt dieser Verbrecher war.
Jetzt klingelte es zweimal hintereinander. Die Hartnäckigkeit des Besuchers verursachte Karen körperliches Unbehagen.
»Warum habe ich keinen Wagen gehört?«, fragte Hickey.
»Manchmal hört man es nicht.« Plötzlich hatte Karen auch eine Idee, wer der Besucher sein könnte. Stephanie Morgan, die zweite Organisatorin der Blumenausstellung. Stephanie fuhr einen Lexus, der so leise war, dass Karen ihn nie hörte, wenn er die Auffahrt hochfuhr. Eigentlich konnte es nur Stephanie sein. Sie hatte guten Grund, sie aufzusuchen.
Sie zuckten beide zusammen, als jemand gegen das Küchenfenster trommelte. Karen drehte sich um und sah, dass Stephanie Morgan ihr Gesicht gegen die Scheibe presste. Sie hob drohend einen Finger und drückte ihren elf Monate alten Sohn Josh mit dem kleinen Mondgesicht an sich.
»Mach die Tür auf«, befahl Hickey leise.
»Verstecken Sie sich«, sagte Karen.
»Geht nicht. Sie schaut mir genau ins Gesicht.« Er versteckte die Waffe hinter seinem rechten Bein. »Mach auf.«
Karen wollte Stephanie nicht in ihren Albtraum hineinziehen, doch wenn sie die Tür jetzt nicht öffnete, würde Steph sicher einen Wutanfall bekommen und Hickeys Plan stören. Karen hob den Kopf und zeigte auf die Garage. Stephanie nickte und entfernte sich vom Fenster.
»Lassen Sie mich nur machen«, sagte Karen zu Hickey. »Bitte.«
Er sah sie skeptisch an. »Dann zeig mal, was du kannst.«
Als Karen die Tür öffnete, ging Stephanie mit Josh an ihr vorbei ins Haus. Sie redete ununterbrochen. »Karen, du musst morgen früh ins Colisseum kommen. Unbedingt! Ich war den ganzen Tag dort, und es ist eine Katastrophe. Heute Mittag sollten die Leute mit ihren Viechern verschwunden sein, aber da laufen noch immer Kühe rum, Karen.«
Stephanie stand mittlerweile in der Küche. »Hallo«; sagte sie zu Hickey. »Sind Sie Karens heimlicher Liebhaber? Ich wusste immer, dass sie einen hat. Stille Wasser sind tief.«
Karen ging in die Küche und strich Josh über den Arm. Der Kleine schien fix und fertig zu sein. Sein Kopf ruhte reglos an der Schulter seiner Mutter. Oder machte Joe Hickey ihm Angst?
»Stephanie, das ist Joe, ein Cousin von mir. Er kommt aus Washington State. Joe, Stephanie Morgan, die Fußballmutter der Junioren.«
»Komm, lass gut sein«, sagte Stephanie, die Hickey kurz zuwinkte und sich dann wieder Karen zuwandte. Die Waffe hatte sie offensichtlich nicht gesehen. »Ich möchte mal wissen, warum du die Tür nicht aufmachst.«
Hickey beobachtete Karen über Stephanies Schulter hinweg. Nachdem sich Stephanie abgewandt hatte, war seine Miene erstarrt. »Vorhin standen hier Mormonen vor der Tür«, redete sich Karen heraus. »Ich dachte, sie wären zurückgekommen, um es noch mal zu versuchen.«
Stephanie schnitt eine Grimasse. Da sie sehr stark geschminkt war, sah sie jetzt aus wie ein Zirkus-Clown. »Wer's glaubt, wird selig! Ich weiß, was du gemacht hast. Du hast dich vor mir versteckt. Aber ich will dir mal was sagen, Schätzchen. Du kannst dich nicht verstecken. Du spielst bei dieser Ausstellung die erste Geige, und ich brauche dich. Als ich diese Kühe da gesehen habe, wusste ich, dass es nur eine Frau in der Junior League für diesen Job gibt, und das ist Karen Jennings. Sie wird diese verdammten Rindviecher verscheuchen, bevor noch weitere Kuhfladen den Boden verunstalten.«
Karen wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie musste dafür sorgen, dass Stephanie und Josh so schnell wie möglich das Haus verließen. Hickey strahlte beängstigende negative Wellen aus.
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