24 Stunden
draufmachen.«
»Das machen wir immer.« Everett grinste und ließ seine Augenbrauen wie Groucho Marx auf und nieder hüpfen.
Will beugte sich vor und drückte auf den Knopf, um die Tür zu schließen.
»Danke«, sagte die Frau, als sich die Tür schloss.
»Er ist wirklich in Ordnung. Nur ein bisschen betrunken.«
Sie nickte und warf Will einen Blick zu, der ihm verriet, dass sie derartige Auftritte gewohnt war. Auf der Fahrt nach oben ertappte sich Will dabei, dass er wieder ihre erstklassige Figur bewunderte. Als er aufblickte, sah er im Spiegel ihren auf ihn gerichteten Blick. Will errötete und schaute auf den Boden.
Hinter Will räusperte sich jemand. Er hatte ganz vergessen, dass der andere Arzt noch im Aufzug war. Der Aufzug hielt diesmal im zwölften Stock. Der Fremde stieg aus, doch die Frau blieb stehen.
»Welche Etage?«, fragte sie.
»Wie bitte?«
»Sie haben Ihre Etage nicht gedrückt.«
»Ach, das habe ich ganz vergessen. Wahrscheinlich bin ich noch immer etwas nervös. Siebenundzwanzig bitte.«
»Sie haben eine Zypressensuite? Ich auch.« Sie drehte sich zu Will um und lächelte ihn an. »Ihr Vortrag war übrigens großartig. Von Ihrer Nervosität war nichts zu bemerken.«
»Sind Sie Ärztin?«, fragte er. Es gefiel ihm nicht, dass er so klischeehaft dachte, aber er hatte noch nie eine Ärztin kennengelernt, die so aussah.
»Nein. Ich gehöre zu den Mitarbeitern des Kasinos.«
»Ah, ich verstehe. Und wo ist Ihre Suite? Ich habe nur die siebenundzwanzig gedrückt.«
»Meine Suite ist auch in der siebenundzwanzigsten Etage. Die meisten Zypressensuiten sind dort.«
Er nickte und lächelte höflich, doch als sich die Frau umdrehte, verhärtete sich sein Blick. Eine Prostituierte?, fragte er sich. Der Manager hatte gesagt, dass Saul Stein ihn gebeten habe, den roten Teppich für ihn auszurollen. Schloss das auch ein hübsches Callgirl ein?
Die Aufzugtür öffnete sich in der 27. Etage.
»Ciao«, sagte die Frau und ging schnellen Schrittes davon. Will stieg aus dem Aufzug und beobachtete ihren verführerischen Gang. Dann blickte er auf die Zimmernummern, bis er vor der Suite 28021 stand. Er steckte seine Codekarte gerade in den Schlitz, als eine Frau rief: »Dr. Jennings?«
Er schaute den Korridor hinunter. Die Blonde in dem schwarzen Kleid näherte sich ihm zögernd. Sie presste ihre Handtasche an sich.
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte Will.
Sie fuchtelte mit ihrer Tasche durch die Luft, doch als eine Tür gegenüber von Wills Suite geöffnet wurde, presste sie die Tasche an sich. Ein korpulenter Mann in einer karierten Sportjacke betrat den Flur und eilte zu den Aufzügen.
»Meine Karte funktioniert nicht«, sagte die Frau, nachdem sich der Mann entfernt hatte. »Könnten Sie es mal für mich versuchen?«
»Ich glaube zwar nicht, dass ich mehr Glück habe als Sie, aber ich kann es ja mal probieren.«
»Das ist sehr freundlich. In dem Film haben Sie ja gezeigt, dass Sie zaubern können.«
Will lachte, stellte seinen Computer in sein Zimmer und folgte ihr dann an dem korpulenten Mann vorbei, der auf den Aufzug wartete, zu ihrer Suite.
Die Aufzugklingel ertönte, als Will ihre Codekarte in den Schlitz steckte und auf das grüne Licht wartete. Doch als er die Karte wieder herauszog, leuchtete nur das rote Licht auf, und es war kein Klicken zu hören. Will versuchte es noch einmal, indem er die Karte ganz gerade in den Schlitz schob, aber die Tür ließ sich nicht öffnen.
»Sie haben scheinbar kein Glück mit Ihrer Karte«, sagte Will.
»Sieht so aus. Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich von Ihrem Zimmer aus die Rezeption anrufe?«
Will wollte schon einwilligen, als ihm seine innere Stimme davon abriet. Es war ein unbestimmtes Gefühl, das er nicht erklären konnte. »Neben den VIP-Aufzügen müsste ein Haustelefon stehen. Ich warte gerne, bis Sie die Sache geklärt haben.«
Sie sah im ersten Moment irritiert aus, doch dann lächelte sie Will an. »Okay. Es ist nett, dass Sie mit mir warten. Man weiß ja nie, was sich hier im Kasino für Leute herumtreiben. Ich heiße übrigens Cheryl.«
Will drückte ihre Hand, die sie ihm reichte. Sie war kühl, fast kalt und fühlte sich an wie die Hand einer Patientin, die Angst vor Spritzen hatte. Er ließ ihre Hand los und ging ihr voraus zu den Aufzügen.
Der korpulente Mann war verschwunden. Will schaute in die kleine Sitzecke und erblickte wie erwartet ein cremefarbenes Haustelefon.
»Da steht es ja«, sagte er und drehte sich
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