24 Stunden
erhob sich und richtete die Automatikwaffe auf ihr Gesicht. Cheryl blinzelte verständnislos.
»Was machen Sie da?« »Ziehen Sie Ihren BH aus.«
Während Cheryl seinem Befehl folgte, zog Will den Pager von seinem Gürtel und gab ihn ihr. »Lesen Sie die Nachricht.« »Was?«
Als ehemalige Nutte kannte sie sich mit Pagern sicher gut aus. »Drücken Sie auf die Wiedergabe.«
Cheryl fingerte an dem Gerät herum, bis sie die entsprechende Taste fand. Will sah, wie die Wörter über das Display liefen und sie beim Lesen die Augen zusammenkniff.
»Ich habe diese Nachricht gerade von meiner Frau erhalten. Wissen Sie, was das zu bedeuten hat?« Sie schüttelte den Kopf.
»Hickey wird meine kleine Tochter töten, egal, was ich tue. Ob er das Lösegeld bekommt oder nicht.«
»Das stimmt nicht!«
»Wenn Karen sagt, dass es so ist, dann ist es so.« »Joey würde ihr niemals erlauben, diese Nachricht zu schicken. Das muss ein Irrtum sein.«
»Das ist kein Irrtum, Cheryl. Karen ist cleverer als Hickey, und sie hat eine Möglichkeit gefunden. So einfach ist das. Jetzt werden Sie mir sagen, wo Abby ist.«
Sie blinzelte ihn an. »Das kann ich nicht. Ich weiß nicht, wo sie ist.«
»Ich hoffe um Ihretwillen, dass Sie es wissen.«
Plötzlich war sie wieder zuversichtlich. »Wollen Sie mich erschießen? Mensch, Doktor. Das hatten wir doch schon.«
»Ich werde Sie nicht erschießen. Auf jeden Fall nicht mit einer Kugel.«
Das Funkeln in seinen Augen machte ihr Angst. »Wie meinen Sie das?«, fragte sie mit schriller Stimme. »Wir haben doch schon darüber gesprochen. Selbst wenn ich es wüsste und Sie mich zwingen würden, es Ihnen zu sagen, könnten die Bullen sie nicht rechtzeitig finden. Joey wird mich in fünfundzwanzig Minuten wieder anrufen. Wenn ich nicht ans Telefon gehe, ist Abby tot. So einfach ist das. Und wenn ich mit Joey spreche und ein bestimmtes Wort sage, ist es genauso. Sie wissen aber nicht, welches Wort das ist. Geben Sie mir also meine Waffe zurück, und dann vergessen wir den Vorfall.«
Will fühlte sich auf eine seltsame Weise von der Realität losgelöst. »Erinnern Sie sich daran, was Sie vorhin gesagt haben? Ich könnte Ihnen nichts antun, was Ihnen noch nicht angetan worden wäre?«
Sie schaute ihn verblüfft an. »Und?«
»Sie hatten Unrecht. Erinnern Sie sich an meinen Vortrag von gestern Abend?«
Sie biss sich auf die Lippe, als sie daran dachte.
»Stehen Sie auf«, sagte er.
»Leck mich am Arsch!«
Will nahm die Walther in seine linke Hand und packte mit der rechten ihren Arm. Er war überrascht, dass er keine Schmerzen spürte. Wahrscheinlich schüttete sein Gehirn im Moment ungeheure Mengen an Endorphinen aus.
»Schnallen Sie meinen Gürtel auf«, sagte er.
»Was?«
»Machen Sie schon!«
Cheryl folgte zögernd seiner Anweisung.
»Ziehen Sie ihn heraus.«
»Was?«
»Den Gürtel, verdammt. Ziehen Sie ihn aus den Schlaufen.«
Cheryl hatte den Gürtel noch nicht in der Hand, als der nächste Befehl folgte.
»Holen Sie den Stuhl hierher.« Er zeigte nicht auf den gepolsterten Stuhl, auf dem er gesessen hatte, sondern auf einen Stuhl mit gerader Rückenlehne, der an der Wand stand. »Holen Sie ihn hierher und setzen sich drauf.«
»Warum?«
Will verpasste ihr eine schallende Ohrfeige.
In ihren Augen spiegelte sich abgrundtiefe Feindseligkeit. Doch nicht nur Feindseligkeit, sondern auch Vertrautheit. Das war eine Sprache, die sie verstand. Sie schwang sich vom Bett, holte den Stuhl und kam zurück.
»Setzen Sie sich.«
Cheryl tat es wortlos.
Will legte die Waffe hin, wickelte den Gürtel um ihren Oberkörper und den Stuhl und schnallte ihn zu. Aus dem Badezimmerschrank holte er den Gürtel eines Frotteebademantels und fesselte damit ihre Unterschenkel an die Stuhlbeine.
»Ich werde schreien.«
»Nur zu. Schreien Sie sich die Seele aus dem Leibe. Dann erklären Sie Hickey, warum er morgen früh sein Geld nicht bekommt.«
»Sie töten Ihr Kind«, sagte sie, als redete sie mit einem Mann, der den Verstand verloren hatte. »Begreifen Sie das nicht?«
Will trat einen Schritt zurück und betrachtete sein Werk. Es könnte problematisch werden, wenn Cheryl schreien würde, selbst wenn sie es nicht beabsichtigte. Angst war ein unberechenbarer Faktor. Will ging in den anderen Raum, kehrte mit einem Paar Socken und seiner Medikamententasche zurück und stopfte Cheryl die Socken in den Mund. Sie riss die Augen auf.
Er zog den Stuhl ans Bett und kippte ihn samt Cheryl rücklings auf
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