24 weihnachtliche Geschichten - ein Adventskalenderbuch
mal was Neues ausprobiert!“
Die Kekse in der Tüte sahen aus wie kleine Rentiere. Mit Schokoladenbeinen und Zuckergeweihen.
„Die sind ja klasse“, sagte Line, nachdem sie den ersten Keks gegessen hatte.
„Echt klasse“, meinte auch Lars. „Irgendwie ein bisschen wie vom Weihnachtsmann selber.“
„Und wo hast du die gebacken?“, wollte der Vater wissen. „Doch wohl nicht bei dir zu Hause?“
Aber da standen sie schon vor der Kirche, und Opa Alfred musste ein paar alte Freunde begrüßen. Ole, den Tischler, Matti, den Maler, und Elva, die Schneiderin. Und dann auch noch einen alten Mann mit einem langen weißen Bart, den bisher noch nie jemand in Jokkmokk gesehen hatte. Nur Line und Lars wussten, wer das war.
18. Dezember
Antonia Michaelis
Das elfte Weihnachten
Vor zehn Jahren,
ungefähr um die Weihnachtszeit, kam ein alter Herr ins Tierheim und sah mich. Mich, einen nicht besonders schönen braunen fusseligen Hund. Na ja, da habe ich schnell mit dem Schwanz gewedelt, weil ich dachte: Das ist deine Chance! Und er hat mich mitgenommen.
Damals feierten wir zum ersten Mal zusammen Weihnachten, und ich bekam alle Knochen vom Weihnachtsbraten, das weiß ich noch. Später machten wir einen Spaziergang an den Alsterbrücken entlang, wo ich die Schiffe anbellte. Der alte Herr half mir bellen. So machten wir es nun jedes Weihnachten: Wir aßen sehr viel und gingen spazieren und bellten die Schiffe an.
Aber kurz vor dem elften Weihnachten meines Lebens starb der alte Herr, und so lief ich alleine zu den Alsterbrücken. An diesem elften Weihnachten schneestürmte es, und die Schiffe waren alle hinter einer weißen Schneesturm-Wand verschwunden.
Da dachte ich: Jetzt erfriere ich wohl hier draußen.
Außer mir war nur noch ein einziger Mensch unterwegs. Ich sah ihn mit dem Sturm und mehreren großen Einkaufstüten kämpfen, und dann kletterte er eine Treppe zur Straße hinunter. Eine Treppe, die man fast nicht mehr sah. Ich kletterte ihm nach. Unten neben der Treppe gab es eine Tür. Der Mann öffnete sie.
Das ist deine Chance!, dachte ich.
Und ich machte einen Satz, um dem Mann ins warme Licht hinter der Tür zu folgen.
Einen Moment lang standen wir beide nur da und blinzelten die Flocken aus unseren Augen. Der Mann war sehr gut angezogen. Seine Schuhe glänzten schwarz unter dem Belag aus Schnee.
„Fröhliche Weihnachten“, sagte jemand in einer dicken Strickjacke und einer Schürze. „Fünfzig Cent? Männer da drüben.“
Endlich sah ich, wo wir waren. Es war eine öffentliche Toilette. Die Frau in der Schürze war die Klofrau. Sie trug ihr Haar zu einem kleinen grauen Knoten zusammengedreht und saß neben einem Tisch mit einem Teller, auf dem ein einziges Geldstück lag.
„Kann ich einen Moment bleiben?“, fragte der Mann. „Bis das Schlimmste draußen vorbei ist.“
„Früher in Russland“, sagte die Klofrau, „da hatten wir oft solche Stürme. Es war wunderbar, drinnen zu sitzen und den Stürmen zuzusehen, aber man musste Papier mit Mehl beschmieren und in die Fensterritzen kleben, damit sie dicht waren …“
„Ich verstehe Sie nicht“, sagte der Mann. „Tut mir leid.“
Da begriff ich, dass die beiden verschiedene Sprachen sprachen. Das ist so bei den Menschen. Wenn der eine von hier kommt und der andere von dort, verstehen sie sich nicht mehr. Ich verstand sie beide.
„Und wo kommst du her?“, fragte die Frau und streichelte mich. Ich sagte: „Auch von draußen, ich war ganz allein.“ Nur verstand sie mich genauso wenig, weil ich ein Hund bin.
Der Sturm wurde immer schlimmer, er toste und tobte und warf Schnee gegen die halb durchsichtige Tür. Doch hier drin hatten wir es warm. Auf dem Tisch, neben dem Teller mit der einen Münze, stand sogar ein ganz kleiner Weihnachtsbaum. Die Klofrau hatte einen blauen Plastikstern auf seine Spitze gesteckt.
Schließlich seufzte der Mann, setzte sich auf eine Kiste und griff in eine der Tüten.
„Ich habe Baumschmuck gekauft“, sagte er. „Meine Freundin und ich, wir hatten eine etwas schwierige Zeit … ich dachte, jetzt bringe ich ihr all diese Sachen mit und schmücke den Baum für sie … aber nun komme ich natürlich zu spät …sicher ist sie jetzt wieder sauer.“ Er klemmte einen Glasvogel mit roten Federn an den kleinen Weihnachtsbaum. „Vielleicht hätte sie den sowieso viel zu bunt gefunden“, sagte er. „Ja, ich glaube, das hätte sie.“
Er hängte noch eine glitzerbestäubte Eisenbahn und einen Teddy auf, und
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