24 weihnachtliche Geschichten - ein Adventskalenderbuch
fertig zu werden.“
Amelie blickt Tom an. Helfen wollte sie ja die ganze Zeit schon! Da bemerkt sie, dass der Weihnachtsmann unruhig von einem Fuß auf den anderen tritt. Kein Wunder, denkt sie, er ist bestimmt nervös. Wenn Mama schon stöhnt, dass sie nicht alles bis Weihnachten schafft, ist der Weihnachtsmann sicher noch viel mehr im Stress.
„Ist das kalt heute“, bibbert er. „Sagt mal, ihr Lieben, könntet ihr mir beim Bäcker einen Becher Kaffee zum Aufwärmen holen?“
„Klar“, sagen Amelie und Tom wie aus einem Munde. „Aber Sie können auch selbst gehen, und wir verteilen so lange die Lollis. Dann haben Sie etwas Bewegung und müssen nicht mehr so frieren!“
„Na gut“, willigt der Weihnachtsmann ein. „Gebt also jedem Kind einen Lolli. Aber vergesst nicht, allen Frohe Weihnachten zu wünschen!“
„Wie gut, dass ich meinen roten Anorak anhabe“, stellt Amelie fest. Im nächsten Augenblick bleibt schon ein kleines Mädchen vor ihr stehen, das bestimmt noch in den Kindergarten geht.
„Bist du der Weihnachtsmann?“, fragt es. „Du bist aber klein!“
„Weihnachtsmann helferin “, antwortet Amelie. „Möchtest du etwas zum Naschen haben?“ Sie gibt dem Mädchen einen Schokololli, und gleich darauf ist der „echte“ Weihnachtsmann wieder zurück. Er hält einen Becher dampfenden Kaffee und sieht ganz glücklich aus.
„Vielen Dank. Jetzt ist mir schon viel wärmer.“ Er nimmt den Sack mit den Lollis wieder an sich und schaut sich um. „Seht ihr die alte Frau dort hinten, die ihre schwere Tasche kaum tragen kann? Oder den kleinen Hund vor dem Supermarkt, der die ganze Zeit winselt? Denen könnt ihr bestimmt auch etwas Gutes tun.“
„Machen wir!“, rufen beide begeistert. Amelie krault den kleinen Hund, während Tom der alten Frau die Tasche abnimmt. Zum Glück wohnt sie in dem Haus gleich nebenan. Dann lösen sie wieder den Weihnachtsmann ab, der jetzt Hunger bekommen hat und sich am Imbissstand eine Currywurst holt. Danach muntern sie ein brüllendes Baby im Kinderwagen auf, dann werfen sie eine zerknüllte Bäckertüte in den Müll, die jemand einfach hat fallen lassen. So vergeht der Vormittag wie im Flug. Amelie und Tom haben alle Hände voll zu tun.
„Wann machen Sie denn mit den Geschenken weiter?“, fragt Amelie den Weihnachtsmann, als sich die Fußgängerzone allmählich leert und die meisten Leute zum Mittagessen nach Hause gehen. Auch für Tom und sie wird es bald Zeit. Mama hatte jetzt wirklich genug Ruhe für ihre Patchworkdecken, findet Amelie. Aber der Weihnachtsmann, der sollte sich beeilen, denn bis zum Heiligen Abend sind es ja nur noch acht Tage. Das ist gar nicht mehr lang. Wenn sie daran denkt, dass es ihr heute früh noch wie eine Ewigkeit vorgekommen war!
Seine Augen lächeln unter den buschigen weißen Augenbrauen. „Das mache ich gleich, wenn ich nach Hause komme“, beruhigt er die Kinder. „Denn jetzt weiß ich ja, dass ich hier zwei tüchtige Helfer habe. Auf Wiedersehen, ihr Lieben.“
Amelie will ihn noch fragen, wo er denn eigentlich wohnt. Aber da ist er schon verschwunden.
17. Dezember
Ulrike Gerold
Aushilfsbäcker dringend gesucht
In der Familie des Bäckers
von Jokkmokk hing der Haussegen schief. Aber nicht etwa, weil Line und Lars wieder mal etwas angestellt hatten, nein, diesmal ging es um Opa Alfred.
„Ich versteh das nicht“, stöhnte der Vater und schüttelte so heftig den Kopf, dass es vor Mehl nur so staubte. „Erst lässt er uns nicht in Ruhe, und einen Tag vor Weihnachten, wo ich ihn gut gebrauchen könnte, kommt er plötzlich gar nicht mehr!“
Opa Alfred hatte die Bäckerei vor Kurzem an seinen Sohn abgegeben. „Ich will nicht mehr in aller Herrgottsfrühe aufstehen. Ich will auch mal ausschlafen“, hatte er gesagt. Und das tat er dann auch, bis ihm das Ausschlafen und das Zeitunglesen und das Nichtstun irgendwie langweilig wurden. Also tauchte er jeden Morgen wieder in der Backstube auf und machte alle nervös. Bis am Ende der Kuchen versalzen war und die Brötchen im Ofen verbrannten.
Aber heute war er nicht gekommen. Und in seinem Haus war er auch nicht. Opa Alfred war verschwunden!
Als sie am Abend immer noch nichts von ihm gehört hatten, sagte die Mutter: „Wenn er bis morgen nicht wieder aufgetaucht ist, gehen wir zur Polizei.“
„Ich finde, wir sollten ihn gleich suchen“, sagte Lars, und Line nickte.
Aber ihre Eltern mussten zur Weihnachtsfeier für die Bäcker von Jokkmokk. Also machten sich
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