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240 - Zeitsplitter

240 - Zeitsplitter

Titel: 240 - Zeitsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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irgendwohin verschwinden lassen. Wollte sie ihn mit bloßen Fäusten angreifen?
    Matt sprang einen halben Schritt zurück, um ihrem Schlag auszuweichen – und staunte abermals.
    Die Frau kämpfte nicht auf »Wildkatzenart«, nicht ungezielt, nicht instinktgeleitet – sie attackierte ihn mit System, als wende sie eine Kampfsportart an. Wo hatte sie diese Kenntnisse her? Chacho hatte nicht erwähnt, dass seine Frau eine Kriegerin war.
    Matt stellte sich halbwegs auf Lityis Taktik ein. Sie traf ihn zwei-, dreimal, aber nicht hart genug, um ihn auszuknocken. Er konterte, sie blockte seine Hiebe ab. Dann, endlich, landete er doch einen Treffer, der sie nach hinten stieß und ihm etwas Luft verschaffte.
    In diesem Augenblick hörte er Crow abermals schreien. Diesmal seinen Namen: »Drax! Hier –«
    Seit Beginn des Angriffs waren nur wenige Sekunden vergangen. Während er sich gegen Lityi gewehrt hatte, konnte Matt keinen Blick in Crows Richtung riskieren. Jetzt erst sah er, dass der General im Griff von drei oder vier Tentakeln hing – und dass etwas schimmernd auf ihn zu flog. »Fangen Sie!«
    Crow hatte es geschafft, den Colt Python aus dem Gürtel zu ziehen und Matt zuzuwerfen!
    Matthew hob die Hand, reckte sich nach dem Revolver, glaubte die Waffe schon zu berühren…
    … als sie ihm im allerletzten Moment weggeschnappt wurde. Ein weiterer dieser Fangarme war heran geschossen, und die Spitze fädelte sich zielgenau durch den Abzugsbügel, lupfte den Colt in die Höhe und zog sich dann auch schon mit der Waffe im Griff zurück.
    Matt fluchte stumm, Crow tat es laut.
    Dann erstarrte das Bild ringsum, wie auf einem Monitor eingefroren, und als es wieder in Bewegung geriet, zog sich das, was auch immer hinter dem Angriff steckte, im wahrsten Sinne des Wortes zurück: Die Tentakel verschwanden dorthin, woher sie gekommen waren, und ließen Matt und Crow einfach stehen.
    Als hätten sie erreicht, was sie erreichen wollten, dachte Matt.
    »Was… sollte das?«, keuchte Crow neben ihm. Er war zu Matt getreten, als suchte er plötzlich seine Nähe – auch wenn es die seines Feindes war.
    »Sie…«, begann Matt und zögerte kurz. »Es wollte uns offenbar nur entwaffnen. Und das hat es geschafft.« Sein Blick suchte Lityi. Auch sie hatte sich in der kurzen Zeitspanne, in der Matt versucht hatte, den Colt aufzufangen, zurückgezogen. Oder war zurückgezogen worden. Wie an einer Angelschnur. Jedenfalls stand sie jetzt tiefer im Dämmerlicht, an der Grenze zur Finsternis dahinter, nicht mehr als ein Schatten.
    »Kommt mit!«, sagte sie. Lityi wartete eine Reaktion nicht ab, sondern drehte sich mit einer ruckartigen Bewegung um und schritt weiter den Gang entlang. Den halb ausgeweideten Hirsch ließ sie liegen.
    Matt und Crow sahen sich an. Jeder wusste, was der andere dachte. Eine ungewohnte Verständigkeit zwischen den beiden Erzfeinden.
    »Wir haben wohl keine andere Wahl«, sagte Matt schließlich. »Immerhin will es nicht unseren Tod.«
    Crow nickte nur, dann setzte er sich in Bewegung.
    Sie waren knapp vierzig Schritte gegangen, als Lityi vor ihnen plötzlich… aufzuleuchten schien. In Wirklichkeit begann hinter ihr ein Teil der Tunnelwandung zu schimmern. Etwas glänzte dort feucht, oval und gut mannshoch, als reflektierte es ein paar verirrte Lichtstrahlen.
    Dann erschienen ein paar helle Striche auf dieser senkrechten, von einem Wulst eingefassten Fläche, die sich rasch zusammenfügten und etwas… bildeten. Etwas, das Matt erst auf den zweiten Blick erkannte, obgleich es so simpel war.
    Strichmännchen?, wunderte er sich.
    Tatsächlich schien es, als liefen dort zwei stilisierte menschliche Figuren aufeinander zu, um sich zu berühren, eins zu werden – und dann begann die Sequenz von neuem, wie in einer Endlosschleife. Was sollte das darstellen? Eine Art Monitor?
    Und Lityis Stimme war wieder zu hören. Nur klang sie jetzt so fremd wie das einzige Wort, das sie sprach:
    »Rantt’ek.«
    ***
    Rantt’ek…?, echote es in Matts Kopf.
    Das war Hydritisch.
    »Ich bin Rantt’ek.«
    Für ihn wurde endgültig klar, dass nicht länger Lityi zu ihnen sprach – hatte sie das überhaupt jemals? –, sondern eine Macht, die in der Station verwurzelt war und sich in der Frau des Einsiedlers manifestierte. Besitz von ihr ergriffen hatte. Und jetzt verquickte sie Englisch mit Hydritisch, sodass auch Crow es – bis auf die Bedeutung des Wortes »Rantt’ek« – verstehen musste.
    Matt bemerkte den unruhig streifenden Blick

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