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240 - Zeitsplitter

240 - Zeitsplitter

Titel: 240 - Zeitsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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schüttelte fast mitleidig den Kopf. »Sie haben es immer noch nicht begriffen, nicht wahr? Sie werden die Waffe, von der Sie sich Wunderdinge versprechen, niemals von hier wegbringen können, um sie nach Belieben einzusetzen!«
    »Und warum nicht? Wer will das verhindern? Sie, Drax?«
    »Das brauche ich gar nicht«, entgegnete Matt. »Agat’ol scheint Ihnen nicht viel über den Flächenräumer erzählt zu haben. Zum Beispiel, wie unhandlich er ist. Die Hydriten hatten ihn nie als mobile Einsatzwaffe geplant. Das hier…«, er machte eine umfassende Geste, die mehr als den Gang umschloss, »… diese ganze Anlage ist der Flächenräumer. – Und wie Sie damit verschwinden wollen, müssen Sie mir erst mal zeigen.«
    Während Crows Gesichtszüge entgleisten, wandte sich Matt wieder dem bionetischen Bildschirm zu. Er hatte sich inzwischen Gedanken über die Beschaffenheit des Koordinators gemacht. Schon sein Name klang mehr nach einem Beruf als nach einer realen Person. Was, wenn er vollständig aus bionetischem Baustoff bestand?
    Schon damals in Sub’Sisco, dem versunkenen San Francisco, hatte Matthew Drax miterlebt, wie die Hydriten eine bemerkenswerte Entdeckung machten: dass nämlich alles bionetische Material eine Art Bewusstsein enthielt, das nur durch die Form, in die es gezwungen wurde, unterdrückt wurde.
    Die philosophische Frage, die sich daraus ergab, lautete: Hatte alles, was die Hydriten mit diesem Alfzweck-Baumaterial geschaffen hatten, eine Seele und damit das Recht auf ein eigenes, unabhängiges Leben?
    In Hydritenkreisen war diese Erkenntnis rasch verneint und unter den Tisch gekehrt worden; zu groß wären die Auswirkungen auf das gesamte Unterwasser-Volk gewesen, hätte man den Baustoff freigegeben.
    Was aber war hier passiert? Die Anlage war seit zehntausend Jahren von den Hydriten verlassen. Konnte es nicht sein, dass der Koordinator, ursprünglich nur als Überwachungsinstrument mit rudimentärer Intelligenz installiert, über diese Äonen eine eigene Persönlichkeit entwickelt hatte?
    Das Problem bei all diesen Überlegungen war nur, dass Matt keine Ahnung hatte, wie sich ein bionetisches Individuum verhalten würde. Konnte man mit ihm diskutieren? Es überzeugen, die Gefangenen gehen zu lassen?
    General Arthur Crow nahm ihm die Entscheidung ab,
    Plötzlich spürte Matt dessen Griff um sein linkes Handgelenk.
    »Kommen Sie!«, raunte Crow. »Hauen wir ab! Diese Tentakel reichen nicht ewig weit.«
    Damit hatte er vermutlich sogar recht. Matt konnte sich nicht vorstellen, dass sich die bionetischen Stränge unendlich strecken ließen, und auch der Inhalt des Reservoirs musste begrenzt sein.
    Crow riss ihn mit sich, und nach einer Zehntelsekunde entschloss sich Matt, keinen Widerstand zu leisten. Auch wenn er nicht daran glaubte, dass der Fluchtversuch erfolgreich enden würde.
    Ohne nach hinten schauen zu müssen, wusste er, dass die Tentakel in ihre Richtung griffen, ihnen nachzüngelten. Er spürte es, und er glaubte leise feuchte Geräusche zu hören, mit denen sie sich bewegten.
    Unvermittelt wurde es fast taghell um sie herum. Die »Deckenbeleuchtung« wurde hochgedreht, wahrscheinlich bis zum Anschlag.
    Weiter geschah nichts. Offenbar konnten die Greifarme sie, wie erhofft, bereits nicht mehr erreichen. Ein Grund zum Stehenbleiben und Aufatmen war dies trotzdem nicht.
    Matt folgte General Crow dichtauf. »Was haben Sie jetzt vor?«, fragte er in vollem Lauf, während sie an dem ersten Quertunnel mit dem toten Hirsch vorbei hasteten. »Glauben Sie immer noch den Flächenräumer für Ihre dubiosen Zwecke einsetzen zu können?«
    »Und warum kamen Sie her, Drax?«, keuchte Crow zurück. »Wer diese Waffe besitzt, verfügt über nahezu unbeschränkte Macht, das wissen Sie so gut wie ich. Glauben Sie, ich gebe das jetzt auf, so kurz vor dem Ziel?«
    Matt schüttelte den Kopf. Doch im Grunde hatte er von Crow keine andere Reaktion erwartet. Ob es Sinn hatte, den General über seine Gründe zu informieren? Würde er ihm glauben, dass die Erde von einer nahenden kosmischen Entität bedroht wurde, vom Streiter? Und dass er den Flächenräumer einsetzen wollte, um diese Gefahr abzuwenden?
    Wohl kaum.
    Jetzt war es nicht mehr weit bis zu ihrem Ausgangspunkt, dem kurzen Seitengang, der zur Schleuse führte. Würden sie die Anlage verlassen können? Matt hielt es für wahrscheinlich, dass es dort ein weiteres »Tentakel-Reservoir« gab. Daran würden sie schwerlich vorbeikommen.
    Aber wollte er das

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