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240 - Zeitsplitter

240 - Zeitsplitter

Titel: 240 - Zeitsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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des Generals, der ganz offenbar nach dem Verbleib der Waffen forschte. Aber die konnte auch Matt nirgends ausmachen. Dafür glaubte er die Stelle zu entdecken, wo der Tentakel seinen Ursprung nahm, der die »Marionette« Lityi steuerte: ein kleiner ovaler Rahmen unter dem »Bildschirm«, in dem es schwarz pulsierte. Für Matt sah es aus wie flüssiger bionetischer Baustoff in einer Art von Reservoir.
    General Crow wandte sich an Lityi: »Was soll das heißen – Rantt’ek? Wer oder was spricht aus dir?«
    Er hatte also auch bemerkt, dass die Frau im wahrsten Sinne des Wortes von etwas besessen war, das über diesen obskuren Tentakel mit ihr in Verbindung stand und wahrscheinlich in der Wand steckte, aus der der Strang hervortrat.
    »Rantt’ek ist eine Berufsbezeichnung und bedeutet so viel wie ›Koordinator‹«, mischte sich Matt ein.
    Nachdem er gesprochen hatte, ruckte Lityis Gesicht zu ihm herum. Ihr Blick wurde so eindringlich, dass es Matt fast vorkam, als würde er sich an ihm festsaugen. Im klackenden Idiom der Erbauer dieser Station fragte Lityi: »Du beherrschst meine Sprache?«
    Gleichfalls auf Hydritisch gab Mattzurück: »Ich habe viele Freunde unter den Hydriten. Sie werden es nicht gutheißen, wenn du uns gefangen hältst oder tötest.«
    »Schluss damit!« polterte Crow, der nicht hinnehmen wollte, dass an ihm vorbei ein Informationsaustausch stattfand. »Sprechen Sie verständlich!«
    Matt zuckte mit den Schultern. »An mir soll’s nicht liegen. Rantt’ek?«
    »Die Sprache ist nicht entscheidend«, philosophierte die Stimme aus Lityis Mund. »Und sie verliert endgültig an Bedeutung, wenn ihr aufhört, euch zur Wehr zu setzen.«
    Crow lachte heiser auf. »Klar. Weil du uns dann mit deinen Tentakeln aufspießt!«
    »Ich will euch nicht töten. Lityi kann es bestätigen. Lityi….?« Seine Stimmfarbe veränderte sich jäh, wurde femininer als zuvor. »Es… ist wahr. Er wird euch nicht töten. Wenn ihr euch… unterwerft.«
    Nicht nur der Ausdruck ihrer Stimme, auch der ihres Gesichts hatte sich verändert. Auf Matt wirkte es alles andere als beruhigend. Sie schien deutlich machen zu wollen, dass es Schlimmeres gab als den Tod – und sie das besser als jeder andere beurteilen konnte.
    Weil dieses Ding sie schon Jahre hier festhält.
    »Natürlich werde ich euch nicht töten«, fuhr Rantt’ek fort. »Euer Dasein ist nur limitiert von eurer natürlichen Lebenserwartung. Die ich möglicherweise sogar etwas verlängern kann, zu eurem und zu meinem Nutzen.«
    Was immer der Koordinator damit genau sagen wollte, glasklar war auf jeden Fall die Botschaft, die zwischen den Zeilen stand: Ich lasse euch nie wieder gehen. Hier werdet ihr den Rest eurer Leben verbringen.
    Crow schien das noch nicht aufgegangen zu sein. »Unsere Leben verlängern?«, fragte er. »Das könntest du?«
    Matt gab einen schnaubenden Ton von sich. »Kapieren Sie nicht, was er damit meint, Crow? Wir würden herumlaufen müssen wie Lityi. Mit diesem Tentakel im Genick. Stellen Sie sich so Ihre Zukunft vor?«
    Lityi erzitterte, als habe Matt den Hüter der Station mit seiner Bemerkung getroffen. »Tentakel…«, echote sie. Es klang qualvoll.
    »Lassen Sie uns von hier verschwinden«, zischte Matt dem General zu. »Unbewaffnet haben wir eh keine Chance.«
    »Wir werden nicht einfach wieder verschwinden!«, gab Crow zurück. »Noch nicht! Ich bin wegen dem Flächenräumer hier, und bevor ich ihn nicht gefunden und geborgen habe, gehe ich nirgendwo hin!«
    Matt überlegte, ob dies wirklich der richtige Moment war, die Karten auf den Tisch zu legen und sein Wissen über die von Crow begehrte Waffe preiszugeben. Dass sich der Flächenräumer nicht in dieser Anlage verbarg, sondern die Anlage war.
    »Sie haben keine Ahnung«, seufzte er schließlich nur. Er lenkte seinen Blick von Crow weg, vorbei an Lityi und hin zu der Dunkelheit im schwarzen Oval der Wand. Die Strichmännchen waren verschwunden, und zum ersten Mal wurde Matt die Ähnlichkeit der Fläche mit der Iris eines menschlichen Auges bewusst.
    Unglaublich dicht und makellos war die Schwärze, aber darüber lag ein Feuchtigkeitsfilm ähnlich wie die Tränenflüssigkeit, die eine Netzhaut vor dem Austrocknen bewahrte. Und, Herrgott, er hatte tatsächlich das Gefühl, von dieser Fläche angestarrt und bis auf den Grund seiner Seele durchleuchtet zu werden. Ihn schauderte.
    »Und was glauben Sie zu wissen, Drax?«, bohrte Crow. »Spannen Sie mich nicht länger auf die Folter!«
    Matt

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