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240 - Zeitsplitter

240 - Zeitsplitter

Titel: 240 - Zeitsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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Lityi die Behausung verlassen hatte. Mutterseelenallein hatte der treueste Freund, den sie sich hatte wünschen können, sein Leben ausgehaucht…
    Neben der herzzerreißenden Trauer stellten sich übergangslos auch Schuldgefühle bei Lityi ein. Ich hätte dich nicht allein lassen dürfen. Ich hätte spüren müssen, wie schlecht es dir ging.
    Tränen liefen ihr übers Gesicht und in die Mundwinkel, sodass sie das Salz schmeckte, das die Bitterkeit in ihr noch verstärkte.
    Wut wallte in ihr auf. Wut auf die Fremden, die sie so lange aufgehalten hatten, dass sie Kaya in ihrer schwersten Stunde nicht hatte beistehen können.
    Doch auch der Zorn verflog, wurde hinweggespült von einem grauenhaften Gefühl der Leere und des Verlusts.
    Sie setzte sich auf den Boden und zog die tote Hündin zu sich auf den Schoß. Ihre Augen standen offen. Trübe gewordene Perlen, die Lityi mit ihrer Hand bedeckte, weil sie den Anblick nicht ertrug.
    Für eine unbestimmte Zeit war sie ganz bei der Gefährtin. Solange sie die eigenen Augen schloss, war sie ihr so nah wie früher. Deshalb wollte sie am liebsten gar nicht mehr aufstehen.
    Schließlich aber reifte eine Idee in ihr.
    Und so verließ sie irgendwann ihre Heimstatt wieder. Um das Einzige zu tun, was sie für Kaya noch tun konnte. Als sich die Verbindung in ihren Nacken bohrte, erfuhr Rantt’ek von ihrer Bitte. Er wirkte erstaunt, willigte aber schließlich ein.
    Wie seltsam ihr Menschen seid…
    4.
    Viel zu oft schweiften Matts Gedanken zu Lityi und deren Schicksal ab, während er an Crows Seite tiefer in die Anlage vorstieß. Sie beide waren übereingekommen, ihr vorrangiges Augenmerk darauf zu richten, etwas zu finden, mit dem sie den Koordinator ausschalten konnten – sei es ein Terminal oder eine hydritische Waffe, einen Blitzstab zum Beispiel.
    Bislang waren sie in dem Korridor geblieben. Und das aus gutem Grund: In der Mitte jeder Verbindung zwischen diesem und einem inneren Parallelgang prangte ein schwarzes, von einem Wulst umgebenes Oval in der Wandung: ein Tentakel-Reservoir.
    Auch jetzt standen sie wieder vor einer Abzweigung, ohne sie zu betreten. Matt betrachtete das vier Meter entfernte Oval genau, aber es war keine Bewegung darin auszumachen. Konnte Rantt’ek es nicht aktivieren – oder wollte er es nicht? Wartete er, bis sie daran vorbei mussten, um dann blitzschnell seine Tentakel hervorschnellen zu lassen?
    Am Ende der acht Meter langen Verbindungsröhre konnten sie in den Parallelgang sehen. Er unterschied sich durch bizarre Formen, die sich vom Boden zur Decke schwangen, und zwei unterschiedlich dicken Röhren, die dort oben verliefen, von dem äußeren Tunnel.
    »Scheiß auf Konsolen oder Terminals«, knurrte Crow. »Wir brauchen Waffen, mit denen wir diese Ovale zerstören können, eins nach dem anderen. Wenn wir sie alle gegrillt haben, ist uns der Koordinator hilflos ausgeliefert.«
    »Und dann?«
    »Endet der Waffenstillstand zwischen uns«, gab Crow freimütig zu. »Was haben Sie denn gedacht, Drax?«
    Matt zuckte die Achseln. »Nichts anderes. Ich kenne Sie schließlich, Crow.« Er steuerte eine Stelle an der Tunnelwand an, die sich wie eine faustgroße Verdickung nach außen wölbte.
    Er bückte sich, drückte vorsichtig darauf, und augenblicklich teilte sich vor ihm die fugenlos glatte Wand, als würde sie auseinander platzen. Lautlos, wie eine Membran. Matt trat an die Öffnung heran und spähte hinein. Was er sah, gab ihm Rätsel auf: In der Mitte der kleinen Kammer ragte etwas aus dem Boden, das wie ein nach oben geöffneter Oktopus aussah. Da er aber mit dem Boden verwachsen und unverkennbar aus bionetischem Material war, konnte es sich um kein Lebewesen handeln.
    »Was ist denn das?«, fragte Crow hinter Matt und lugte über dessen Schulter. »Sieht ja fast aus wie ein Abort!«
    Matt musst wider Willen grinsen. Natürlich, der General hatte den Nagel auf den Kopf getroffen: Es musste sich tatsächlich um eine Toilette der Hydriten handeln, und der Raum war demzufolge ein…
    »Scheiße!«, entfuhr es Crow treffsicher. »Da kommt jemand!«
    Matt lauschte und hörte es im nächsten Moment auch: Schritte näherten sich. Sie drangen aus dem inneren Gang. Kurz entschlossen packte er Crow am Arm und zog ihn zu sich in die Kammer. »Leise!«, zischte er vorsorglich.
    Die Membran schloss sich wie erwartet – aber nicht ganz, weil Matt eine Hand in die Öffnung legte. Durch den Spalt sah er nach draußen. Und tatsächlich: im nächsten Augenblick

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