2400 - Zielzeit
wenn Pothawk oft erlebt hatte, welche Fähigkeiten ihre Nano-Hand als Dieb entwickeln konnte.
Notfalls wurde Limbox eben in die Mitte genommen. Auch kein Problem. „Gut. Dann gehe ich jetzt raus."
Pothawk bewegte seine Körperlänge ins Freie, bis zu den Hinterbeinen – und winkte zufrieden mit der Schwanzhand nach hinten, als keiner der Zweibeiner auf sein Zugegensein reagierte. „Deflektorwirkung?"
„Alles unsichtbar", versicherte Limbox. „Die kennen unsere Technologie nicht. Ich bin sicher, dass wir durchkommen."
Limbox rückte als erster nach. Schließlich folgte Vizquegatomi.
Dass drei absolute Exoten die Szenerie betreten hatten – körperlich betrachtet –, blieb tatsächlich unbemerkt.
Die Laosoor waren Vierbeiner, mit Schulterhöhen von 1,30 Metern und 2,60 Metern Körperlänge. Nur Vizquegatomi war größer, aber er war ein Riese. Laosoor nutzen ihre Vorderbeine und Krallen als grobe Arme und Hände. Feine Arbeiten erledigten sie mit den Ohrenhänden, unterstützt von der Schwanzhand, wenn sich am Hinterteil der Körper Bedarf ergab. Die seidigschwarzen Fellhäute wurden zum Kopf hin struppig; Pothawks Kopffell lief in steife, widerborstige Strähnen aus.
Laosoor waren nachtsichtig. Eine grell erhellte Umgebung, wie der Markt von Oaghon kurz vor Sonnenuntergang, bereitete Probleme. Im Normalfall dienten Nickhäute als Filter, nicht aber im Fall ausgebildeter Hightech-Diebe – die zusätzlich Sichtbrillen trugen, um den Lichteinfall zu regulieren. Manche lösten das Problem mit Linsen, doch Pothawk gehörte nicht dazu.
Die Fangzähne der Laosoor waren lang wie Hände, und Pothawk hatte manches Lebewesen erlebt, das beim Anblick der verzierten, mit Kronen aufgepeppten Reißer die Flucht nach hinten angetreten hatte.
Allerdings nicht an diesem Tag – denn sie agierten mit Deflektor-Schutz.
Geschlossene Kleidung trugen Diebe der LAOMARK nur, wenn es sich nicht umgehen ließ. Ansonsten mochten sie Schulterund Flankentaschen. Pothawk, Limbox und ihr Bruder Viz führten Raumanzüge mit, jedoch als federleichte, gefaltete Versionen, in den Flankentaschen verstaut.
Commander Pothawk schritt unsichtbar und unhörbar voran.
Kunststoff-Spray bedeckte die Sohlen seiner Füße. Jeglicher Schall wurde geschluckt, und Spuren blieben nicht zurück.
Die Beschichtung war dünn aufgetragen und hielt erfahrungsgemäß zwei Tage. „Limbox?"
Der Kleine behielt die Orter im Auge. „Keine einfallenden Detektor-Impulse. Ich hab’ doch gesagt, wir dürfen nur niemand umrennen. Oder wir fliegen gleich, was meiner Meinung nach das Beste ..."
„Keine Flugaggregate!", schnauzte Pothawk. „Du brauchst es gar nicht zu versuchen, Faulzahn! Wir gehen alle drei."
Die Laosoor bewegten sich mit steigender Sicherheit. Trotz Marktgeschehen und Passanten ohne jegliche Berührung.
Pothawk sah plötzlich aus den Augenwinkel den Ältesten: Viz ließ mit einem Zugriff seiner Ohrenhände eine exotische Frucht mitgehen, von dem Stand eines Schohaaken-Händlers. „Verdammt, Viz!"
Vizquegatomi schlug die Fangzähne in dietriefendeFrucht.„Wasdenn?",schimpfte der Ältere mit vollem Mund zurück. „Willst du mich verprügeln, Commander? Ich bin Dieb, falls du es vergessen hast."
Pothawk blickte prüfend hinter sich. Der Verlust blieb unbemerkt. „Mmhh", machte Vizquegatomi. „Seltsam, aber köstlich."
Pothawks Magen fing zu knurren an. In seine Nase stieg ein süßer Duft.
Das Preisschild wies einen geringen Betrag aus, in der Währung von Phariske-Erigon quasi weniger als ein Taschengeld. Die Moral der Hightech-Diebe war streng: Diebstahl sicherte ihr Auskommen, doch Laosoor richteten niemanden zugrunde.
Laosoor verteilten um – sie plünderten nicht und begingen keine Morde. Der Händler würde nicht einmal merken, dass ihm etwas fehlte.
Letzten Endes ... hatte Viz nicht recht?
Pothawk schnappte mit der Schwanzhand zu, lupfte eine zweite Frucht zu Limbox, und eine dritte behielt er für sich selbst.
Jenseits des Marktes erkletterten sie einen Hügel. Aus einem Wäldchen, das die Stadtstruktur durchbrach, blickten sie auf die Treck-Zentrale.
Commander Pothawk aktivierte den Tele-Modus seiner Brille. Er schaute lange Zeit dem Treiben zu, wortlos von den Brüdern flankiert, während die Dunkelheit hereinbrach.
Schließlich merkte er auf: „Der Gleiter da", zeigte er. „Hab’ ihn", flüsterte Limbox.
Viz ergänzte: „Seht ihr das Emblem? Es ist die Generalin Kamuko."
Der Gleiter stieg auf Höhe und
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