2400 - Zielzeit
die mentale Stimme ARCHETIMS zu hören.
Aber keine Antwort kam, weder über die Funkverbindung noch auf dem mentalen Weg. Wusste ARCHETIM, was bei Caso-Triteus geschah? Kümmerte es die Wesenheit nicht? „Herr", drängte Kamuko per Funk ihr unsichtbares Gegenüber, „wie steht es um den GESETZ-Geber? Wann startet endlich der Treck? Solange wir vor Ort bleiben, werden die Völker unvorstellbaren Tragödien ausgesetzt. Du kannst das nicht wollen und nicht dulden, Herr!"
Sie versuchte es wieder und wieder, eine halbe Stunde lang, doch ARCHETIM schenkte ihr kein Lebenszeichen.
Kamuko verhielt mit wachsendem Ärger, doch sie vernahm keinen Ton.
Schließlich donnerte sie das Unerhörte in ihr Funkgerät: „Wenn du nicht zu mir sprichst, Herr ... dann komme ich, um dich persönlich zu fragen!"
*
Kamukos Treck-Zentrale lag am nördlichen Rand der Hauptstadt Oaghon: eine Kulturstätte, der Historie Oaghonyrs gewidmet, die Kamuko hatte zweckentfremden lassen. Die Gebäude bestanden aus rötlichem Stein, waren flach gebaut und erstreckten sich über eineinhalb Quadratkilometer. Einige Türme ragten bis zu hundertzwanzig Metern auf.
Kamuko hatte 2250 Verwalter an diesem Ort zusammengezogen, zur Hälfte Schohaaken, die sich mühten, jegliche nur denkbare Ausstattung für die Treck-Flotte zu besorgen. Teils ging das nur gegen erhebliche Widerstände der Beamten des SYSTEMS, die vom fernen Planeten Dymyr-Gro die Ausblutung Phariske-Erigons zu verhindern suchten. Kamuko konnte ihnen das nicht einmal übel nehmen, denn die Verwaltung versuchte nichts anderes, als die Völker der Galaxis zu beschützen.
Kamuko ließ dennoch die Belange des Trecks des GESETZES durchsetzen. Weil es ARCHETIMS Wille war. „Generalin ..." Drei Schohaaken, die ihr entgegenkamen, neigten mit Respekt die Köpfe.
Auch wer sie nie gesehen hatte, erkannte sie auf einen Blick. ARCHETIM selbst hatte Kamuko mit einem psionischen Imprint markiert, mit der Sonnen-Aura – die sie jedem Zweifler als weltliche Stellvertreterin ARCHETIMS auswies.
Ein Dutzend Wesen starrten von entfernten Korridoren zu ihr herüber: Ex-Hattayehh, Habbanuu, Kaya’Kaya, Ropta, Torr ... Nur Angehörige des eigenen Volkes bekam die Generalin nicht zu Gesicht.
Kamuko war Aeganerin.
Die Superintelligenz ARCHETIM hatte ihr Volk einst aus den Trümmern eines untergehenden Planeten gerettet. Seither waren sie ARCHETIM verpflichtet. In jeder Generation schickten sie ihr talentiertestes Individuum in den Dienst der Superintelligenz – in dieser Generation war es Kamuko, die Generalin, die Prinzipa.
Aeganer galten als Wunderwerke der Genetik. Mit ihresgleichen paarten sie sich selten, eher nie, sondern stets mit Wesen humanoider Völker, sofern sie genetisch interessante Merkmale in die Verbindung brachten. Einer solchen Verbindung entstammte die Generalin, auch wenn sie ihren Vater, einen intergalaktischen Händler, nicht kennengelernt hatte.
Kamukos Mutter hatte Dutzende Jahre gesucht, ohne in der eigenen Galaxis fündig zu werden.
Sie selbst hatte sich nie gepaart.
Vielleicht, weil sie nie ein männliches Wesen getroffen hatte, das ihren Vorstellungen entsprach, vielleicht, weil ARCHETIMS Dienst ihr keine Zeit gelassen hatte. In ihrem Lebensplan war nun keine Paarung mehr vorgesehen. Nicht, dass sie zu alt gewesen wäre, im Gegenteil, manche Aeganer erreichten viele tausend Jahre Lebensalter, und Kamuko glaubte, dass auch sie dazu gehörte.
Generalin Kamuko konnte zudem auffallend attraktiv sein, wenn sie dies wünschte.
Doch ihre Bestimmung lag im fernen Tare-Scharm, im Kampf gegen die Negasphäre, nicht in der Fortpflanzung.
Eine Gruppe hochgestellter Offiziere kam an ihre Seite. „Generalin! Die Arsenalwelt Fayyarrschid sendet dringende Anfrage!"
„Sollen warten."
„Sie weigern sich, weitere Truppen nach Oaghonyr zu senden!" Folsson Brack sprach, ein Schohaake, der zu ihren Stellvertretern zählte. „Sie sagen, der Treck sei jetzt schon ..."
Kamuko schnitt den Satz mit einer ärgerlichen Geste ab. „Die Treck-Zentrale befiehlt – nicht die Verwalter der Arsenalwelt!
Sie werden nicht wagen, sich ARCHETIMS Heiligkeit zu widersetzen. Oder werden die Verwalter vom SYSTEM unterstützt?"
„Nun ..." Brack blickte auf seine Unterlagen. „Der Oberste Repräsentant Warrem Askorbi steht auf unserer Seite. Wir glauben, dass Fayyarrschid spätestens morgen klein beigibt. Hilfreich wäre jedoch eine Intervention von deiner Seite,
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