2400 - Zielzeit
aktivierten wiederum die Deflektoren und materialisierten auf dem Korridor vor der Tür.
Den Tag verbrachten sie mit vorsichtiger Recherche – nach Informationen, die sie auf die Spur von Ziel Nummer zwei führen sollten, der Nachtlicht-Rüstung. Pothawk legte Kameras und Mikrofone aus, Hightech aus der LAOMARK, und Viz verzeichnete Hunderte von Standorten in seinem Mikrorechner, die meisten im zentralen Turm.
Stunden später sammelten sie wie Fallensteller die verzeichneten Geräte wieder ein.
Die Auswertung erledigten sie bei Limbox im Labor. Ein ums andere Mal verlief sie erfolglos, doch Geduld war eine Diebestugend, die sie alle drei besaßen. „Wie steht es bei dir, Bruder?", fragte Pothawk. „Weiß ich selbst noch nicht."
Limbox’ Ohrenhände steuerten ein Sensorfeld, die Schwanzhand suchte nach Utensilien in den Flankentaschen, und die Augen fixierten ein Schaltdiagramm, das kryptische Lichtsignale generierte. Alles zugleich. „Na gut, dann wollen wir nicht stören."
„Weiter geht’s", sagte Vizquegatomi munter, und seine Schwanzhand streifte unschuldig wie durch Zufall Limbox’ Flanke. „Viz! Verdammter Dampfstock!"
„Was denn, was denn ...", grinste Vizquegatomi mit gefletschten Zähnen. „War doch keine Absicht."
*
In der Treck-Zentrale herrschte ruheloses Treiben, ausgelöst durch das Erscheinen eines Raumschiffs, das sich JULES VERNE nannte. Ein fremdes Schiff allein war sicher keinen Aufruhr wert, sofern nicht mehr dahintersteckte. Doch Generalin Kamuko ließ die Datenspeicher von halb Phariske-Erigon durchmustern, nach Hinweisen auf „Terraner", und entsprechend brummte in der Treck-Zentrale Hyperfunk-Verkehr.
Für die Diebe der LAOMARK war das von Vorteil. Aufruhr hieß Kommunikation, und Kommunikation war gut für die Kameras und Mikrofone.
Pothawk traf mittendrin die Prinzipa persönlich – in gewisser Weise.
Der Commander verwanzte eben eine Funkzentrale, in demselben Moment, als auch Kamuko dort eintrat. Instinktiv wich Pothawk zurück, stellte sicher, dass Deflektor und Anti-Ortungsschirm funktionierten, und verzog sich in den hintersten Winkel.
Mit aktivierter Kamera folgte er dem skurrilen Auftritt. Seine Beobachtungen kommentierte er im Flüsterton in einen Memo-Speicher.
Die Verwalter nahmen ihre Generalin im Empfang, als wäre sie selbst heilig und nicht nur Stellvertreterin ARCHETIMS. „Prinzipa ...!" – „O Prinzipa, wir haben dich erwartet ...!" – „... eine Nachricht von Fayyarrschid, von Warrem Askorbi ..."
Pothawk spürte die Sonnen-Aura aus einiger Distanz. Als Laosoor verfügte er über genug parapsychisches Talent, die innewohnende Macht der Aura auch auf Entfernung zu erkennen. Das Gefühl war eindrucksvoll, wie ein Wärme und inneren Halt spendender Segen. Die Aura war ihnen im Vorfeld des Einsatzes beschrieben worden von ihrem Auftraggeber, und zwar hinreichend präzise, um jeden Irrtum auszuschließen. Hochinteressant. Aber Kamuko kam später an die Reihe.
Vizquegatomi war es schließlich, der in Sachen Nachtlicht-Rüstung fündig wurde – indem es ihm gelang, die Unterhaltung zweier hochgestellter Schohaaken abzuhören. Der Suchalgorithmus ihres Rechners warf die Schlüsselworte aus, „Versteck"
„geheim" und „Nachtlicht-Rüstung" in einer Unterhaltung. Sprecher Nummer eins hieß Folsson Brack, ein Schohaake im Kommandeursrang, und Sprecher Nummer zwei blieb anonym, ein Sekretär der Generalin.
Beide waren eingeweiht: Die Nachtlicht-Rüstung befand sich in den subplanetarischen Gewölben der Treck-Zentrale, in einem sogenannten Tresor. Der Tresor sei aufwendig gesichert, hieß es beiläufig, und für niemand außer der Generalin zu betreten. „Wollen wir doch mal sehen ...", knurrte Vizquegatomi, einen Tick zu optimistisch. „Akademie der Diebe gegen Amateure. Wer wohl am Ende gewinnen wird."
*
Der Lageplan der Treck-Zentrale, ein internes Dokument – das leicht zu beschaffen war –, markierte den Tresor als verbotenen Flügel eines ansonsten in Gebrauch befindlichen Archivs.
Pothawk vermerkte den Standort in seiner Karte. Er und Vizquegatoni teleportierten auf das Dach eines Turms, der auf halbem Weg lag, und installierten ihre Kameras. Von dort überwachten sie den Archiv-Komplex.
Ein kleines Volk von sechsgliedrigen Insektoiden, man nannte sie Habbanuu, hielt fast unsichtbar rings um die Treck-Zentrale Wache. Doch ihre Nähe bedeutete kein Hindernis, nicht für Nahdistanz-Teleporter aus dem Volk der
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