2400 - Zielzeit
Prinzipa ARCHETIMS trug sie Verantwortung, mehr, als sie wahrscheinlich selbst wusste. Doch das Problem, vor das sie urplötzlich gestellt wurde, durch die Ankunft jenes Fremden namens Rhodan, konnte sie allein nicht lösen. Der Trieb durfte nicht zum Ausbruch kommen. Was sie brauchte, war ein Psychopharmakon.
Eine Spezialsubstanz von Aega, ihrer Heimatwelt.
Sie öffnete den Spind und aktivierte ihre Apotheke.
Kamuko setzte die Fertigung des Psychopharmakons in Gang. Das Miniatur-Labor begann zu arbeiten.
Sie wandte sich nervös von dem Sessel und dem Spind ab.
Weiter vorn standen die Vitrinen. Kamuko tat unschlüssig ein paar Schritte, doch sie verhielt, bevor sie durch die Scheiben ins Innere blicken konnte. Für Kamukos Gefühl bestand die Nachtlicht-Rüstung nicht aus Material in einem technischen Sinn, sondern aus rätselhafter Materie.
Was sie wusste, hatte sie im HORT erfahren, durch eine Notiz, die nicht einmal von ARCHETIM persönlich stammte: Die Rüstung war ein mächtiges Instrument der Ordnung, ARCHETIMS Gabe an die Prinzipa.
Ein Werkzeug, das ihr erlauben sollte, ARCHETIM in der Negasphäre zu schützen.
Kamuko hatte die Rüstung bis jetzt weder erforscht noch ausprobiert, geschweige denn mit eigenen Händen berührt – und würde es auch nicht tun, bevor ARCHETIM sie nicht in die Nutzung einführte.
Sie hatte lediglich Holografien angefertigt und untersucht, mithilfe einer Oghortronik der Treck-Zentrale. Doch ohne Resultat.
Die Prinzipa wandte sich rasch von den Vitrinen ab.
Herr!, formulierte sie in Gedanken, mit einem intensiven mentalen Impuls. Ich brauche deine Hilfe!
Der HORT war nur tausend Kilometer entfernt. Doch ARCHETIM blieb stumm.
Herr! „Verflucht!"
Sie kehrte zum Sessel zurück, nahm mit erzwungener Ruhe Platz und hielt sich vor Augen, was wirklich wichtig war, die Völker von Phariske-Erigon, die Pressor-Garde, der Treck des GESETZES.
Ein Signalton riss sie schließlich aus der Versunkenheit.
Ihre Reiseapotheke zeigte an, dass die Fertigung beendet war. Kamuko entnahm einen Milliliter klare Flüssigkeit in einer Kapsel.
Sie dimmte das wenige Licht noch weiter, und sie zerdrückte fast bei Dunkelheit die Kapsel auf ihrer Schläfe. Die Flüssigkeit zog ein, ein prickelndes Gefühl auf ihrer Haut, und gelangte auf direktem Weg ins Hirn.
Kamuko atmete im Sitzen durch. Sie betete zu ARCHETIM, dass so schnell wie möglich eine Wirkung eintrat.
*
Malcolm S. Daellians Ruf erreichte die Zentrale, während Mondra Diamond, Alaska Saedelaere, Gucky und Lanz Ahakin schliefen.
Rhodan machte sich allein auf den Weg zum Leitstand. Er spürte immer noch die Auswirkungen anhaftender Strangeness-Effekte, während er durch das Mittelstück der VERNE schwebte, und als er in den Leitstand trat, tanzten Elmsfeuer und Aureolen über die Ecken der Terminals.
Techniker aus der Crew des K-Wandlers besetzten vereinzelt die Schaltpulte; die meisten Plätze waren jedoch leer. Rhodan blickte in konzentrierte, müde Gesichter.
Daellians Behälter schwebte in der Mitte. „VarantirundLeAnyantesindinschlechtem Zustand", eröffnete der Mann im Sarg.
Seine Stimme tönte wie Blech. „Ich habe eben die Exo-Mediker fragen lassen; besser, wir richten uns noch auf eine längere Phase ohne Hilfe ein."
„Deshalb hast du mich nicht gerufen."
„Natürlich nicht. Sondern weil jetzt alle Komponenten des Wandlers durchgeprüft sind. Wir hatten jedes erreichbare Bauteil zumindest einmal in der Hand, und der Rest wurde mit NEMOS Hilfe simuliert. – Der K-Wandler ist nach unserer Meinung noch minimal drei Wochen außer Betrieb. Früher klingt die Streustrahlung im Bereich der Meiler nicht ab. Was tatsächlich beschädigt ist, was repariert werden muss und was nicht, das stellt sich erst dann heraus, und ob wir ohne die Algorrian zu einem Ende kommen, steht noch auf einem ganz anderen Blatt."
Rhodan nickte. „Immerhin. Es besteht Hoffnung."
„Wir glauben, dass wir den K-Wandler reaktivieren können. Aber wirklich sicher kann das keiner sagen, solange die Algorrian schlafen."
Daellian verhielt in seinem schwebenden Sarg. Rhodan spürte, dass da noch etwas war. „Ja?"
„Angenommen, die Reaktivierung gelingt uns ...", begann der Wissenschaftler erneut, „dann wissen wir noch immer nicht, in welchem Umfang. Wir können nicht sicher sagen, ob es für die Rückkehr in die Gegenwart des Jahres 1346 NGZ reicht oder ob wir irgendwo auf halbem Weg aus dem Zeitstrom stürzen. Zwanzig Millionen Jahre
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