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2400 - Zielzeit

Titel: 2400 - Zielzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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beantragt, die Verbände des Trecks in ihre Verwaltung zurückzuüberstellen, und zwar alle 680.000, weil ihre Warteposition im Oa-System unnütze Verschwendung ist."
    Kamuko fühlte sich von den Forderungen ermüdet.
    Galaktische Politik bedeutete endloses Schachern um Positionen. Gewiss, unrecht hatten die Verwalter nicht: In der Sache stimmte jedes Argument. Doch ARCHETIMS Mission war heilig, und hinter dem Treck stand ein übergeordnetes Interesse, das für gewöhnliche Wesen nicht zu beoder zu verurteilen war. „Weist die Forderung in meinem Namen zurück", ordnete sie an. „Beglückwünscht die Flotte zu ihrem Erfolg, aber erinnert die Verwalter der Arsenalwelt, dass ..."
    Kamuko unterbrach sich plötzlich. Sie wandte sich stattdessen ab, mit einem leise keuchenden Geräusch, und schritt mit hölzernen Bewegungen zu ihrem Arbeitsraum. „Prinzipa? – OPrinzipa!"
    Sie schloss hinter sich die Schotten, ohne Antwort zu geben. In ihrem Brustkorb wühlte etwas.
    Kamuko fühlte keinen Schmerz, sondern eine rätselhafte Veränderung. Der Trieb war ausgelöst. Der Vorgang spielte auf molekulargenetischer Ebene, eine Metabio-Gruppierung des eigenen Körpers, die sie nicht steuern konnte.
    Sie kam auf die Beine und wankte in die nächste Hygienezelle. In einem Spiegel musterte sie ihre Erscheinung. Auf den ersten Blick hatte sich nichts verändert, insbesondere im Brustbereich nicht. Nur die Lippen des eigenen Gesichtes, die Kamuko sah, waren nicht mehr die einer Aeganerin, sondern sie wirkten voll und rosa fleischig.
    Terranisch, wie die von Mondra Diamond.
     
    *
     
    Das Archivgebäude war für jedermann zugänglich, für jeden der 2250 Verwalter, auch wenn es keinen betriebsbedingten Grund gab, die oberirdisch gelegenen Etagen zu betreten. In den Magazinspeichern lagerten Exponate aus der Kulturgeschichte Oaghonyrs. Kamuko schenkte den versiegelten Pforten keinen Blick. Ihre Sorge galt an diesem Tag der Zukunft, nicht der Vergangenheit.
    Sie schaute plötzlich hinter sich – aber da war nichts.
    Außer ihr hielt sich im gesamten Gebäude keine weitere Person auf. Dennoch fühlte sie sich beobachtet, und Kamuko spähte immer wieder in die spiegelnden Flächen, die sie auf dem Weg zum Ziel passierte.
    Der Tresor lag tief unterhalb des eigentlichen Gebäudes.
    Durch den zentralen Korridor gelangte sie in den rückwärtigen Flügel. Marasan-Felder sicherten den gesamten Etagenabschnitt. Kamuko hatte an diesem Ort Zutritt – niemand sonst. Für eine Kontrolle oder eine Wartungsarbeit war die Zustimmung sechs unabhängiger Instanzen nötig.
    Alle gehörten zu den Behörden der Sicherheit, und jede einzelne war gegen Manipulation vielfach abgesichert.
    Eine Batterie Sensoren tastete ihren Körper ab; UHF-Scanner aus dem HORT prüften die Permit-Ringe an ihren Fingern und die Sonnen-Aura.
    Dann erst fuhr das letzte Schott beiseite.
    Kamuko trat auf die ersten Stufen einer Wendeltreppe, mit demselben Argwohn wie jedes Mal, doch ein zweiter Weg nach unten existierte nicht. Jeder Meter abwärts war von Waffensystemen schwer beschützt, eine Reihe ausgefeilter Todesfallen aus tiefer Vergangenheit, die nach ihrem sicheren Wissen nie bezwungen worden waren.
    Am Treppenende gähnte die Öffnung eines Antigravschachts. Kamuko machte kein Licht.
    Die Röhre reichte durch den Schild einer im Untergrund versenkten Panzerkapsel, und sie war gerade breit genug, zwei Schohaaken nebeneinander passieren zu lassen.
    Am Ende des Weges flammte diffuses Zwielicht auf.
    Der Tresor war ein Raum von sechzig Quadratmetern, die Fläche war zum größten Teil in abgetrennte Nischen gegliedert.
    Völlige Stille herrschte. Eine Aufbereitungsanlage ersetzte lautlos verbrauchten Sauerstoff, anstelle eines Lüftungssystems konventioneller Art. Dennoch – vielleicht gerade deshalb? – blieb ein allgegenwärtiger, abgestandener, muffiger Geruch.
    Der Tresor war ihr Zufluchtsort. Der letzte Winkel der Treck-Zentrale, an dem sie niemand stören konnte – niemand außer ARCHETIM, und ARCHETIM schwieg schon seit Jahren. Hätte eine Fusionsbombe die Treck-Zentrale ausgelöscht, Kamuko hätte nichts davon bemerkt.
    Im ungewissen Licht der Räumlichkeit schimmerten drei Vitrinen: Sie enthielten die Bestandteile der Nachtlicht-Rüstung.
    Die Generalin eilte daran vorbei, ohne den Blick zu heben.
    Im hinteren Bereich hatte sie persönlich einen Sessel aufgestellt, mit einem Spind, der Entspannungslektüre, Getränke und ihre Reiseapotheke enthielt.
    Als

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