2402 - Der GESETZ-Geber
Pothawk in vollem Lauf.
Horlegarmira kam nicht einmal dazu, sich umzudrehen, ehe ihn der wütende Angriff von seinem vermeintlich besiegten Gegner stieß. Er flog fast einen Meter, bevor er hart aufprallte. Der Ohrententakel, mit dem er Limbox gewürgt hatte, war brutal losgerissen worden und hing schlaff und verdreht.
Pothawk hetzte an seinem Bruder vorbei, blieb direkt vor Horlegarmira stehen. „Misch dich nicht in Dinge ein, die dich nichts angehen!"
Horlegarmira quälte sich sichtlich angeschlagen auf alle viere. „Dein dummer Bruder hat sich in den Lehrerräumen herumgetrieben und irgendwas gestohlen."
„Und? Was geht es dich an?"
„Ich war ebenfalls dort."
„Und?", fragte Pothawk erneut.
Limbox stellte sich neben seinen Bruder. „Ich kam ihm gerade recht, weil er einen Verweis erhalten hat. Er wollte sich an mir abreagieren. Ohne Grund."
Horlegarmira kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, aber er griff nicht an. Mit zwei Feinden wollte er es wohl nicht aufnehmen. „Ich habe mehr als genug Grund, euch verdammte Brut zu hassen."
In Pothawks Rücken pochte unablässig Schmerz. Die Attacke hatte seiner Wunde alles andere als gutgetan. Wenn es so weiterging, würde er wohl nie wieder gesund werden und als Krüppel enden. Er ging einen Schritt vor – und knickte in den Beinen ein, als ein Feuerstrahl durch seinen ganzen Körper zu jagen schien.
Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen, aber ihr Gegner hatte es offensichtlich bemerkt.
Mit einem Mal zeigte Horlegarmira merklich mehr Kühnheit als noch vor Sekunden. „Ich nehme es sogar mit euch beiden auf, wenn ihr wollt! Alles, was zu eurer Brut gehört, fürchte ich nicht! Ihr seid Schwächlinge!"
Limbox warf seinem Bruder einen Blick zu, der diesem deutlich zwei Dinge signalisierte: Erstens war seine Mission erfolgreich verlaufen, und zweitens schlug er vor zu fliehen.
Aber das kam nicht infrage. Wer wusste, was Horlegarmira dann tun würde?
Wenn er Alarm schlüge und dadurch letztlich der Diebstahl auffiele ... dann wäre alles umsonst gewesen, und auf die beiden Brüder käme eine ganze Menge Ärger zu.
Also demonstrierte er wesentlich mehr Kühnheit, als er eigentlich besaß. Insgeheim wünschte er sich Vizquegatomi herbei – in Gegenwart des ältesten Bruders würde Horlegarmira keine solchen Töne spucken. „Trau dich! Du hast ja offensichtlich keine Probleme damit, Kleinere zu verdreschen. Warum solltest du dann feige werden, wenn es gegen Verletzte geht? Ja, du bist wahrlich kühn und tapfer – deswegen durftest du ja gerade auch vorsprechen, was?"
„Hör auf", bat Limbox leise.
In Pothawk kochte der Zorn. Er ballte beide Ohrenhände vor dem Kopf zu Fäusten. „Na, was ist, Horle? Willst du nicht lieber abhauen und dich beim Direktor einschleimen, indem du ihm von einem Diebstahl berichtest? Na? Das käme einem Feigling wie dir bestimmt gelegen. Vielleicht wird sogar dein Verweis rückgängig gemacht!"
Ihm war klar, dass er sein Gegenüber damit bis aufs Blut reizte. Aber vielleicht hielt er ihn dadurch davon ab, genau das zu tun, was er ihm vorwarf – und was das Richtige gewesen wäre.
Für einige Augenblicke tat sich nichts.
Niemand rührte sich, keiner sagte ein Wort. Bis Horlegarmira aus der blauen Schultergurttasche ein kleines, metallisches Etwas zog. Es war kaum so lang wie ein Fangzahn, etwa von derselben Dicke, und besaß eine völlig glatte, mattschwarze Oberfläche. „Das hat mein Vater vor Jahren erbeutet. Es ist lankatronische Technik. Hat den großen Vorteil, dass es die bescheuerten Sensoren des Bildungszentrums nicht wahrnehmen, solange es ausgeschaltet ist." Er drückte auf die Seiten. „Übrigens auch dann nicht, wenn es aktiviert ist."
Pothawk wich unwillkürlich einen Schritt zurück, obwohl er keine Vorstellung davon besaß, was dieses Gerät bewirken mochte. Allein die Tatsache, dass Horlegarmira es ins Schulungszentrum schmuggeln musste, bewies jedoch, dass es nichts Gutes sein konnte.
„Angst, Potti?", höhnte Horlegarmira.
„Da hast du recht. Dieser lankatronische Werfer ist auf ihrem Planeten Uralt-Technik, aber dennoch ein hübsches Spielzeug." Er richtete die Spitze auf Pothawk und drückte erneut auf die Seiten.
Im ersten Augenblick atmete Pothawk erleichtert auf, weil nichts geschah.
Dann begannen all seine Muskeln unkontrolliert zu zucken. Er stürzte und wand sich auf dem Boden. Er wollte schreien, um Hilfe rufen, doch nicht einmal das konnte er, weil seine Zähne in
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