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2403 - Mission CHEOS-TAI

Titel: 2403 - Mission CHEOS-TAI
Autoren: Unbekannt
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sich.
    Wie ging das, ein Ziel anpeilen? Als er zum ersten und bisher einzigen Mal gesprungen war, war es instinktiv geschehen. Ein ganz bewusster Vorgang stellte ihn vor völlig andere Herausforderungen.
    Konzentration. Kraftanstrengung.
    Die Welt verschwamm vor seinen Augen; ihm war, als verfolge er die rasende, unruhig pendelnde Fahrt einer Holokamera, die mit einem Wahrnehmungsfilter die Farben der Realität veränderte.
    An einer Stelle des Korridors fiel sein Blick in die Wirklichkeit zurück, entstand wieder jenes allgegenwärtige Rot der Wände. Davor, dahinter, daneben war alles nur wirbelnde Unwirklichkeit, durch die graue Schwaden zogen.
    Ein lang gezogenes Summen entpuppte sich als Aufforderung seines Betreuers: „Tuuuu etwaaaaas."
    Pothawk wusste, dass das, was er sah, nichts anderes war als sein angepeiltes Ziel, das sein Verstand in irgendeine Form der Wahrnehmung presste. Er wollte schon teleportieren, als er sich anders entschied.
    Er konnte weiter springen. Er wusste es.
    Er verschob den Fokus seiner Wahrnehmung – wie das geschah, entzog sich seinem Verständnis, genau wie er nicht wusste, wie er atmete oder schlief – und peilte einen Punkt zehn Meter weiter entfernt an.
    Es war schwierig, kostete unendlich viel Kraft, aber er ...
    ... sprang.
    „Ich wusste es!", schrie Falorimo.
    Zumindest vermutete Pothawk, dass sein Betreuer geschrien hatte. Immerhin stand er weit entfernt.
    „Dreißig Meter!", rief Vizquegatomi und eilte näher. „Unglaublich. Du übertriffst mich um satte fünf Meter!"
    Auch die Direktorin eilte auf Pothawk zu. In ihrem Fall bedeutete Eilen allerdings eher ein schnelles Gehen; sie hatte ihre Agilität schon lange verloren und trug die Würde des Alters zur Schau. „Sehr gut, junger Student. Wie immer kann ich mich auf Falorimos Urteil verlassen."
    „Verstehst du nun?", fragte Falorimo.
    „Du kannst es, weil du langsam begreifst, was es bedeutet, ein Meisterdieb zu sein."
    „Ich verstehe", behauptete Pothawk überglücklich.
    „Dann werde ich deinen Optimismus etwas dämpfen", sagte die Direktorin. „Der Weg, den du noch vor dir hast, ist weit!
    Aber deine erste Prüfung hast du bestanden." Sie wandte sich an Viz und seine Begleiterin. „Irgendwelche Einwände, Vizquegatomi und Imosazi?"
    „Keine Einwände", bestätigten beide.
    Jede andere Antwort hätte Pothawk ihnen auch übel genommen.
    Die Direktorin breitete feierlich beide Ohrenhände aus. „Pothawks Status als Neuling ist aufgehoben. Er darf mit den anderen in Kontakt treten und darf Technik benutzen. Seine persönlichen Sachen werden ihm ausgehändigt. Er kann seinen neuen Raum beziehen." Sie wandte sich ab. „Veranlasse alles Nötige, Falorimo!"
     
    *
     
    „Das war alles?" Pothawk sah Viz und Imosazi fragend an. Die Direktorin und Falorimo waren gegangen, nun standen sie zu dritt in seinem kleinen Raum.
    Sein Bruder wirkte sichtlich amüsiert. „Recht unspektakulär, nicht wahr? Aber hättest du es nicht geschafft, wäre deine Laufbahn auf der Akademie beendet gewesen."
    „Erst gestern habe ich von der Prüfung erfahren. Und diese verflixte Isolation hat mich ganz verrückt gemacht."
    „Die Ausbildungsmethoden wirken auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich, von Falorimo ganz zu schweigen. Aber er ist in Ordnung und hat von allen Betreuern die höchste Erfolgsquote."
    „Etwas ungewöhnlich? Das ist wohl reichlich untertrieben."
    „Du wirst sehr viel mehr Merkwürdigkeiten erleben", prophezeite Viz.
    Der kleine Raum bot wenig Platz. Pothawk stand zwischen Imosazi und Vizquegatomi.
    Die junge Laosoor senkte ihren Kopf und legte ihn leicht schräg als Zeichen der Anerkennung. Außerdem streckte sie die Ohrenhand aus und berührte ihn; es durchlief ihn wie ein Stromstoß. „Du warst gut.
    Viz hat im Vorfeld behauptet, du würdest nicht mehr als zwanzig Meter springen."
    „Wieso wurdet ihr beide zur Bewertung herangezogen? Wie kann irgendjemand davon ausgehen, dass ihr mich schlecht beurteilt?"
    Imosazi suchte seinen Blick. „Wenn du nur zwanzig Meter gesprungen wärst ..."
    „... hätte ich dich verdammt", beendete Viz den Satz. „Und es wäre in dem Fall besser für dich gewesen, auch wenn du das noch nicht verstehst. Ein Meisterdieb, der nicht an seine Grenzen geht, wenn es darauf ankommt, ist verloren. Wenn du so weit bist wie ich, wirst du das verstehen. In zwei Jahren wirst du für unseren kleinen Bruder Limbox das tun, was wir eben erledigt haben. Wenn man jemanden gut kennt, hat man
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