2404 - Versteck am Black Hole
„Was, wenn die Soldaten des Chaos in aussichtsloser Lage alles in die Luft sprengen?"
Hronfladde lachte dröhnend. „Wir müssen eben schneller sein, als sie denken können."
Dem Augenblick der Erheiterung folgte übergangslos wieder Ernst. Sie wussten alle, dass sie gegen eine gut durchorganisierte Bodenverteidigung kaum eine Chance hatten, dieses Primärziel tatsächlich zu erreichen. Es sei denn, die Strategen der Pressor-Garde begingen gravierende taktische Fehler.
Kamukos Taktik zielte daher darauf, den Gegner abzulenken, ihn in die Irre zu führen, bis er sich eine Blöße gab. Bei den kampferprobten Soldaten der Pressor-Garde würde sich auch das als Problem erweisen. Es sei denn, die Chaosmächte beschäftigten auf diesem Außenposten weitab des eigentlichen Schlachtfelds Sekundärtruppen – Einheiten ohne große praktische Erfahrung.
Die Tatsache, dass sich die Basis bei Zistaka noch in der Ausbauphase befunden hatte, deutete möglicherweise darauf hin. Das Versteck am Schwarzen Loch sollte offensichtlich zu einer größeren Anlage werden, zu einem Stützpunkt der Chaostruppen, zu einem Dorn im Fleisch des SYSTEMS von Phariske-Erigon.
Das wird nicht geschehen! Wir werden euch ausradieren und euch all eure Geheimnisse entreißen! Wir werden die Nachtlicht-Rüstung zurückbekommen und CHEOS-TAI, und wir werden erfolgreich nach Tare-Scharm fliegen und die dortige Negasphäre beseitigen.
Und ihr werdet nichts daran ändern können!
Die Oghortronik meldete sich. „Wir erreichen in wenigen Augenblicken das Zielgebiet."
Kamuko schloss den Helm ihres Kampfanzugs. „Fertig machen zum Ausschleusen!"
6.
Es gab immer wieder ein erstes Mal.
Die Prinzipa vergegenwärtigte es sich, als die ersten Hyperdim-Röhren nach unten stießen, den inzwischen nur knapp zwei Kilometer entfernten Schutzschirmen entgegen. Das war ihr Weg nach unten, ein in dieser Weise von Lebewesen noch nie benutztes Transportmedium.
Unten brandeten energetische Leuchtfeuer auf, die gigantische Kaskaden in alle Richtungen schleuderten. Kamuko zoomte die Oberfläche auf die Innenseite ihres Helms, sah Soldaten rennen und sich in Sicherheit bringen. Die Hyperdim-Röhren stanzten kreisrunde Ausschnitte in die Schirmstaffeln, katapultierten die frei werdenden Energien gegen die Planetenoberfläche. Dort explodierten sie in Fontänen aus Dreck. Der Unterschied zur Anwendung im freien Raum bestand darin, dass die Kanoniere der Walzenschiffe keine Oghor-Hyperdimfelder durch die Röhren schickten und damit den halben Planeten in Energie verwandelten. Sie bauten innerhalb der Röhren modifizierte Hyperdim-Röhren auf, stabile Gebilde, die sie mit einem deutlich sichtbaren Anteil an formstabiler Energie fluteten. Die zuvor leicht milchigen Gebilde erhielten einen Klarsichtfaktor wie bei Glas, und dann setzten die Zugstrahlprojektoren ein.
„Keine Gegenwehr vom Boden", meldete die Oghortronik.
Kamuko hatte befürchtet, die Pressor-Garde könnte weitere Bodenabwehrforts in der Hinterhand haben.
Bisher bestätigte es sich nicht. Die TAROSHI sowie andere Walzen im Orbit hoch über dem Planeten passten zudem auf. Sie achteten auf plötzlich hochfahrende Kraftwerke und Energiespeicher.
Im Sekundentakt verschwanden die Mitglieder der Einsatzkommandos in dem halben Dutzend stabiler Röhren, die die Wissenschaftler der TAROSHI inzwischen aufgebaut hatten.
Kamuko sah den Mitgliedern ihrer eigenen Gruppe zu, wie sie rasend schnell in die Tiefe sausten, jeweils mit zehn Metern Abstand zueinander. Ehe sie richtig Luft holen konnte, war auch sie draußen, stürzte mit den Füßen voraus abwärts, zusätzlich eingehüllt in einen Individualschirm sowie ein Antigravfeld, das den Andruck auf erträgliche zwei Gravos senkte.
Während die Aeganerin wie ein Geschoss dem Boden des Planeten entgegenraste, richtete sie ihre Aufmerksamkeit intensiv nach unten. Die innere, modifizierte Röhre reichte ein Stück weiter als die äußere, hyperenergetisch manifestierte „Lauf-Bahn" für Geschosse. Der Zugstrahl bremste die Mitglieder der Einsatzkommandos ab. Sie purzelten aus den Röhren. Die weiche Landung besorgten die Flugaggregate der Kampfanzüge.
Kamuko landete Augenblicke später. Sie federte in den Knien. Sturm brauste über das Gelände und warf sie zu Boden. Es herrschte beinahe Tageslicht, allerdings von einer milchigen Art, die viele Konturen verschwommen zeichnete. Der Deflektor schaltete sich ein, aber unter den energetischen
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