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2406 - Die Kristall-Annalen

Titel: 2406 - Die Kristall-Annalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sie.
    Mit der Verdickung voran spulte sie die Schnur ab. Augenblicke später blinkte der obere Teil der Schale rot auf. Mondra fluchte leise.
    „Was ist?"
    „Es hakt", sagte sie. „Die Schnur hakt."
    „Wahrscheinlich ein Hightech-Haken", mutmaßte Rhodan. „Wie weit über dem Boden hängt es fest?"
    „Zehn Meter zwölf. Trauen wir uns einen Sprung aus dieser Höhe zu?"
    „Je nachdem, wie sehr du das Risiko liebst. Wir können uns dabei die Schenkelknochen brechen, vielleicht das Becken und das Rückgrat. Mit diesen Brüchen kämen die Kraftverstärker des Anzugs vielleicht noch für eine Weile klar. Aber ein Leberriss ... innere Blutungen ... Das könnte eng werden.
    Oder hast du als Artistin Sprünge aus großer Höhe eigens geübt?"
    Mondra lachte. „Natürlich nicht.
    Wendorf – mein Akrobatik-Lehrer – sagte immer, dass wir nicht den Absturz üben sollen, sondern wie man den Absturz verhindert."
    Sie schaute aus dem Schacht. „Machen wir es also anders."
    Und so machten sie es: Mondra und Perry tauschten die Handschuhe. Mit einem leisen Zischen passten sich die Handschuhe den Händen an.
    Mondra klebte die Scheibe an den Boden des Schachtes, fuhr die Kletterhilfen ihrer Schuhe ein und ließ sich die Schnur hinabgleiten. Dann lief sie die Wand entlang, erst nach links, dann nach rechts, und versetzte, immer noch etwa zehn Meter über dem Hallenboden, das Seil in Pendelbewegung.
    Nach zwei, drei Minuten hatte die Schwungamplitude etwa 45 Grad erreicht. Genug – sie wollte ja mit dem Seil nicht in die Waagerechte kommen.
    Dann setzte sie zum Sprung an.
    Links vom Schachtausgang stand eine mächtige Regalwand, die 14 Meter hoch aufragte; sie befand sich annähernd elf Meter vom Schacht entfernt.
    Mondra ließ los. Sie flog fast zwei Meter durch die Luft; am toten Punkt ihres Fluges, da, wo sich Schwung und Schwerkraft aufhoben, drehte sie eine Pirouette und wendete sich damit dem Dach der Regalwand zu. Sie landete bequem auf den Füßen.
    Rhodan griff die Nano-Schnur, glitt hinab und stieg die restlichen zehn Meter mit Händen und Füßen an der glasglatten Wand ab. Die Lamellen hielten ihn fest.
    Der Abstieg am Regal von Etage zu Etage bereitete Diamond keine Mühe.
    Die Regale waren vollgestellt mit Miniaturen: handspannengroßen Figuren, meist Humanoide, die zu rätselhaften Szenen gruppiert waren. Die Gesichter waren fein geschnitten und wirkten beinahe lebendig.
    Sie erreichte den Hallenboden deutlich früher als Rhodan. „Bravo!", rief er und klatschte in die Hände, allerdings nur einmal, weil sich die noch aktivierten Haftlamellen sofort ineinander verhakten. Sie verbeugte sich knapp.
    Er sah ihrem Gesicht an, dass sie erhitzt war. Er stellte sich vor, wie der Schweiß auf ihre Haut trat und vom Gewebe des Anzugs getrunken wurde.
    Er hatte ihn schon selbst geschmeckt.
    Sie sah, wie er sie ansah.
    „Wir haben keine Zeit", mahnte sie.
    Er nickte und drehte sich um. „Da lang!", sagte er und lief los. In Richtung des Regals mit dem kristallinen Tagebuch.
     
    *
     
    Das Regalbrett, auf dem das samtige Kissen mit dem kristallinen Objekt lag, befand sich etwa auf Augenhöhe der beiden Terraner. Abholbereit.
    Rhodan betrachtete das blasse Farbenspiel, die Regenbögen, die in der Wandung verliefen wie Adern aus Licht.
    Diamond und Rhodan führten ihre Multifunktionsarmbäder in respektvollem Abstand vor dem Objekt auf und ab. Schon die ersten Resultate waren alarmierend. Der Gegenstand lag nicht nur auf einem Kissen, sondern war in ein komplexes, labyrinthisches System höherdimensionaler Schutzfelder eingebettet, die einander durchdrangen, überlagerten, verstärkten.
    Selbst telekinetischen und anderen Psi-Kräften war jeder Zugriff verwehrt; das kristalline Objekt war völlig unantastbar.
    Da die Schirmfeldgeneratoren und ihre Kontrollinstanzen mit Aggregaten hyperenergetisch verknüpft waren, die über den ganzen Raum verteilt standen, konnten sie davon ausgehen, dass jede Berührung und jeder Versuch, die Schirmfelder zu manipulieren, einen systemweiten Alarm auslösen würde.
    „Sackgasse", murmelte Mondra.
    „Sollen wir wenigstens einige multisensuelle Aufnahmen machen, die wir später analysieren lassen können?"
    „Nein", sagte Rhodan. „Wir gehen nicht mit leeren Händen zurück."
    Plötzlich jubelte alles in ihm. Selbst er, der Sofortumschalter, brauchte einige Sekunden, bis er begriff, dass es nicht sein Jubel war, den er verspürte.
    Etwas in ihm jubelte. Die Farben im Kristall

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