2410 - Der Kontaktwald
TRAITORS, doch der Raumverkehr ist so gut wie unterbunden, jedenfalls was die Zentren der Industrie und der militärischen Schlagkraft angeht."
„Darin unterscheidet sich das Vorgehen der Kolonne nicht sehr von dem in der Milchstraße", warf Atlan ein.
„Die TRAITOR-Direktive beansprucht scheinbar überall Gültigkeit, von der Winzigkeit abgesehen, dass die Milchstraße als Ressourcengalaxis dienen soll, während eure Galaxis ..." Er verstummte, als werde ihm bewusst, dass er im Begriff stand, eine schreckliche Wahrheit auszusprechen, die Ursache für die Furcht, die an Bord des Trimarans praktisch greifbar wurde.
„Sag es ruhig", forderte die Kommandantin Atlan auf, ohne ihn direkt anzusehen. „Es ändert nichts und verrät uns nichts Neues. Hangay verändert sich. Die Terminale Kolonne arbeitet seit vierzehn Jahren mit Hochdruck daran, in einen Ort zu verwandeln, der keinen Platz mehr in diesem Universum hat."
„Du sagst das mit einem Fatalismus, den ich dir nicht abnehme", sagte der Arkonide. „Du hast dich längst nicht damit abgefunden, dass der Name Hangay durch die Bezeichnung Negasphäre abgelöst zu werden droht."
Rea-Chi-D’uns Ohren zuckten nervös. Sie schien mit sich zu ringen.
„Es ist ... schwierig."
„Nichts ist jemals einfach. Ich mache es dir leichter: Du und deine Leute – ihr seid nicht bloß hier, um Material gegen die Kolonne zu sammeln.
Ihr zählt zum Widerstand, zur neuen Kansahariyya."
Sie lachte maunzend. „Wir haben die Kansahariyya neu gegründet. Du kennst ihren Vorgänger."
Er nickte. „Natürlich. Aber ihr habt euch neue Ziele gegeben, schließlich war das notwendig." Er dachte kurz an die Kosmische Hanse, die ebenfalls eine neue Ausrichtung erhalten hatte, nachdem ihr Gründungsziel erreicht worden war, die Befriedung der negativen Superintelligenz Seth-Apophis.
Und dann war sie schleichend untergegangen ...
„Die Kansahariyya ist tatsächlich in neuer Funktion wiedererstanden. Der Versuch TRAITORS, Feindschaft zu säen, indem verborgene Mikro-Bestien 1329 NGZ eine große Friedenskonferenz auf Narna angriffen ... beinahe wäre er gelungen, hätten wir ihn nicht durchschaut. Die neuen Zweiundzwanzig sollten das durch die Zerschlagung unserer Sternenreiche entstandene Machtvakuum auszufüllen helfen, ein starkes Bündnis gegen die Truppen des Chaos. Unsere Ahnen verliehen uns die Kraft, den Streit beizulegen und gemäß der hohen Moral einer vergangenen Zeit ein neues Bündnis zu schmieden, das diesmal alle Bewohner Hangays umfasste, sogar die alten Feinde."
Der Arkonide erinnerte sich an all die Arbeit, die Dao-Lin-H’ay und Ronald Tekener in Hangay geleistet hatten, um die unterschiedlichen Gruppierungen und widersprüchlichen Interessen unter einen Hut zu bringen.
Dass dies nun geschafft sein sollte, wenn auch wieder einmal durch den Druck eines gemeinsamen Feindes, zeigte ihm deutlicher als alles andere die Verzweiflung der Hangay-Völker.
„Natürlich hätte unser Widerstand viel besser organisiert sein müssen", fuhr die Kommandantin fort. „Er hätte ein zentralistischer, bestens durchstrukturierter Akt sein sollen, aber unsere Mittel waren grausam beschränkt. Unsere Völker verfügten dank der erhöhten Hyperimpedanz anfangs nur über geringste Kontingente an Raumschiffen, die zudem technologisch erbärmlich ausgestattet waren."
Sie lachte trocken. „Ja, unsere ersten Aktionen entsprachen mehr oder weniger einem Offenbarungseid der Hilflosigkeit. Wir handelten dumm und naiv! Viele regionale Versammlungen der Noquaa-Kansahariyya wurden von Traitanks der Kolonne buchstäblich ausgelöscht, einige mitsamt der Planeten, auf denen sie stattgefunden hatten. Bis unsere betroffenen Zivilisationen endlich ihre Lektion gelernt hatten und begannen, unter strengster Geheimhaltung an den verborgensten Orten den neuen Widerstand aus der Taufe zu heben."
Atlan hörte geduldig zu und unterbrach seine Gastgeberin nicht. Er konnte sich eines unguten Gefühls nicht erwehren. Was er da vernahm, klang so gar nicht nach einem schlagkräftigen Kampf, einer entschlossenen Truppe gegen die übermächtigen Okkupatoren. Es hörte sich an wie ... die hilflosen Erklärungsversuche eines frustrierten Theoretikers, getragen von einer guten Portion Selbstmitleid.
„Unter dem Dach des Neuen Bundes der Zweiundzwanzig", berichtete die Kartanin weiter, „begann die Sammlung der zersplitterten, freien Kräfte unserer Galaxis – faktisch weitaus mehr als zweiundzwanzig,
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