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2410 - Der Kontaktwald

Titel: 2410 - Der Kontaktwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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12.000 Kilometern Durchmesser, der dritte von acht Begleitern der gelben Sonne Quam, weit entfernt von den Hauptsiedlungsgebieten Hangays.
    Bei genauerem Hinsehen konnte man die über fünfhundert Raumschiffe sämtlicher in der Galaxis gebräuchlicher Typen sehen, die den Planeten umkreisten. Der Besucher aus dem All würde sagen: „Ein Stützpunkt."
    Und dann, wenn er sich anstrengte und die Sinne dafür hatte, würde er vielleicht die Schönheit erkennen, die im Verborgenen schlummerte.
    Quamoto besaß keine sonderlichen Rohstoffvorkommen, er war keine strahlende, wie ein Juwel schimmernde Kugel im Weltraum, aber dort, wo sich die wenigen oberflächennahen Wasseradern durch die Kontinente zogen, blühte das Leben. Es gab Oasen und lang gezogene Uferstriche, in feuchten Senken sogar ganze Wälder mit Pflanzen von unbeschreiblicher Ästhetik.
    Herrlich für den, der die Augen hatte, um sie zu sehen ...
    Afa-Hem lächelte bei dem Gedanken daran, dass sie bald wieder zum Kontaktwald fliegen würde. Dort empfand sie die Schönheit dieser Welt stärker als an jedem anderen Ort. Das Glück, ihn betreten zu dürfen, machte ihr das dazu notwendige, lastende Amt erträglich. Manchmal kam selbst sie nicht hinein. Der Wald suchte sich diejenigen aus, die er empfangen wollte.
    Er lag im Westen der Zentralstadt, wie eine eigene Welt für sich. Afa-Hem hatte ihn oft überflogen und sich über die geometrisch exakte Kreisform gewundert, die seine Grenze markierte.
    Wie konnte eine so herrliche, natürliche Erscheinung derart künstlich erzeugt wirken? Und vor allem: Wer hatte den Kontaktwald angelegt?
    Der Kontaktwald.
    Ein dichtes, blaugrün getränktes Juwel.
    Voller lebendiger Schönheit, so zart und verflochten und so ...
    ... mächtig ...
    ... unberührbar ...
    Heimstatt von Wesen, die ...
    Afa-Hem sah sich außerstande, Worte für das zu finden, was den Wald erfüllte oder ausmachte.
    Wenn sie den Wald betrat, vergaß sie ihr ödes Leben in der Stadt und ihre Aufgabe, die wie Krebs an ihr zehrte.
    Dann versank sie, wurde eins mit den wispernden Stimmen der Pflanzen ...
    Die Kartanin seufzte. Bis sie sich dem Wald ergeben durfte, dauerte es noch mehrere Stunden, die sie einfach nur aushalten musste. Sie liebte die Stadt nicht, fühlte sich eingezwängt und gefangen. Sie fragte sich immer wieder, warum Ar-Dus-Taar unbedingt hatte aufbrechen müssen. Weshalb war sie in den Segarenis-Sternhaufen geflogen?
    Hatte sie verschwinden wollen, sich ihrem Schicksal entziehen, so, wie Afa-Hem es sich in den stillen Stunden der Nacht manchmal selbst eingestand?
    So durfte sie nicht denken, das wusste sie. Die Pflicht band sie, so sehr ihre Seele nach Freiheit schrie.
    Sie sah die vielen Gleiter in den Straßenschluchten zwischen den Türmen. Vier Millionen – so viele unterschiedliche Wesen lebten hier, Vertreter aller wichtigen Zivilisationen von Hangay. Und doch war es für sie nur eine einzige graue Masse.
    Waren die da draußen glücklich? Sie konnte es sich nicht vorstellen. Sie liebten einander nicht. Kartanin, Karaponiden, Hauri, Coupellaren, Peergateter, Gryolen, Mamositu, Planta, Vennok und Attavennok ...
    Keiner schien zum anderen passen zu wollen. Es war ein explosives Gemisch von Völkern, die einander nicht liebten, ein auf reiner Zweckbasis entstandenes Gemenge. Wenn der gemeinsame Feind einmal nicht mehr da sein würde ... Sie wollte lieber nicht daran denken.
    Afa-Hem-F’ur sah, wie die schweren Lastengleiter im Süden vom Himmel verschwanden, wo die riesige Reparaturwerft neben dem ebenso ausgedehnten Landefeld für die Raumschiffe der NK Hangay lag. Schiffe kamen aus der ganzen Galaxis, um gewartet, repariert und umgerüstet zu werden. Neue Einheiten wurden gebaut. Die NK Hangay brauchte jeden flugtüchtigen Raumer, wenn sie gewinnen wollte, eines Tages. Manchmal half dieses Wissen, den langen Tag durchzustehen.
    Afa-Hem-F’ur trat vom Fenster weg und setzte sich hinter ihren breiten, einen Meter hoch schwebenden Arbeitstisch. Sie rief Berichte und Mitteilungen ab, sprach ein Diktat, traf Verabredungen und löschte Termine, die nicht mehr aktuell waren oder nicht unbedingt sein mussten.
    Sie wollte an diesem Tag so wenig wie möglich mit den Lasten ihres Alltags genervt werden, sondern in den Wald gehen. Eigentlich dachte sie seit einer halben Woche schon an nichts anderes mehr.
    Die Integration der versammelten Völkergruppen auf Quamoto; ihre Streitereien und Probleme, mit denen sie zu ihr kamen; die

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