2412 - Das Wasser von Aar
vermutlich eine starke Markierung in den Chroniken hinterlassen."
Bull grinste. „Ich hoffe, die Schwierigkeiten halten sich in Grenzen."
„Wir sorgen dafür. Doch tatsächlich benehmen sich alle sehr gut. Ich habe auch viel Personal abgestellt, damit alle individuell betreut werden können." Cheplin ließ seinen mächtigen Hammerhaikopf leicht pendeln.
„Doch nun ist es offiziell: Wir haben auf dich und deine Berater gewartet, Minister Bull, und nehmen hiermit als Gastgeber die Ehre wahr, die wichtigsten Teilnehmer der außerordentlichen Konferenz der Milchstraßenvölker von 1346 NGZ im Wurm Aarus-Jima willkommen zu heißen."
4.
Aarus-Jima: August 1345 – Juni 1346 NGZ
Als am 8. August 1345 NGZ die zweite Welle TRAITORS in der Milchstraße ankam und anfing, Kabinette zu erzeugen, hatte Cheplin sich zu sehr an das Schreckensreich in der Galaxis Tradom, der einstigen Heimat der Aarus-Schwarme, und die dortige Diktatur der Inquisition der Vernunft erinnert gefühlt, als dass er darüber einfach hinwegsehen konnte. Er hatte sich der Widerstandsbewegung des Trümmerimperiums angeschlossen und eine Vereinbarung mit Perry Rhodan geschlossen, den Freiheitskampf der Milchstraße zu unterstützen.
Die Interstellaren Wurme hatten danach bei den Verbündeten eine neue Heimat gefunden und ihr Leben weitgehend ungestört führen können, bis zum Zeitpunkt des Hyperimpedanz-Schocks. Aber auch daran hatten sie sich rasch angepasst, die Technik modifiziert, und nun konnten sie wieder einen hohen Standard bieten.
Den besten der Milchstraße, um genau zu sein, auch wenn gewisse Algorrian etwas anderes behaupten mochten.
Dann kam das Chaos, und Cheplin hatte lange überlegt, was er tun konnte. Seine Position als Schwarmer war seit der Machtübernahme vor über dreißig Standardjahren unangefochten, und er war ein verehrter, legendärer Anführer, auf den auch die Aarus der fünf anderen Wurme gern hörten.
Cheplins Lebensgeschichte und Aufstieg waren einzigartig. Als Unmarkierter hatte er sich in der streng genetisch ausgerichteten Hierarchie eisern und diszipliniert bis ganz nach oben gekämpft, gegen alle Widerstände und Feinde. Aber er hatte es nicht aus Machtgier getan, sondern weil er für das Volk das Beste wollte und wusste, wo er ansetzen musste. Er wollte seine außerordentlichen Talente möglichst nutzbringend einsetzen.
Inzwischen wusste jeder Aarus, dass Cheplins hohe Begabung mit in den Laich gepackt worden war, denn der Unmarkierte war in Wirklichkeit der letzte Abkömmling der hochgezüchteten Familie der Luna, die über Jahrtausende hinweg die besten Schwarmer gestellt hatten. Aus Neid und Furcht vor einer Genetischen Diktatur hatten die anderen vier herrschenden Familien die Luna schließlich ausgerottet. Cheplin war der Einzige, der aus dem letzten Laich des damaligen Schwarmers Geytrimm überlebt hatte.
Eine mitleidige Seele musste ihn in das Becken der Unmarkierten gesetzt haben.
Aber das war für Cheplin nicht von Bedeutung gewesen. Allein seine Lebenskraft hatte ihn zum Schlupf gebracht, er hatte sich alles selbst erarbeitet und sein Können genutzt. Durch unaufhörlichen Fleiß, Ehrgeiz und mit unnachgiebiger Willenskraft.
Eine seiner ersten Anordnungen als neuer Schwarmer war es gewesen, die genetische Markierung abzuschaffen.
Die Aarus waren ein Schwarm, jeder von gleicher Bedeutung, und dementsprechend sollte künftig auch jeder die Chance bekommen, seine Berufung entsprechend seinen Fähigkeiten anstreben zu dürfen.
Allerdings hatte Cheplin diesen Schritt langsam und behutsam vorgenommen. Er schloss die hochgezüchteten Familien, die ihn immerhin zum Schwarmer gewählt hatten, nicht aus, sondern ernannte deren vertrauenswürdigste Angehörige zu Stellvertretenden Schwarmern und Ratsmitgliedern. Außerdem nahm er nach und nach Unmarkierte in den Rat auf, aus allen Bereichen; der Technik, Ökonomie, Medizin und so weiter. Sie waren sozusagen „Volksvertreter", deren Stimme ebenso zählte wie die der Hochrangigen.
Und jeder Aarus bekam das Recht, seinen Laich auf Wunsch mit einem frei gewählten Zeichen markieren zu lassen und so den Werdegang seiner Kinder mitzuverfolgen. Manche nahmen es in Anspruch, die meisten aber nicht. Ob markiert oder unmarkiert – in der Aufzucht selbst gab es keinen Unterschied mehr, der gesamte Nachwuchs wurde ohne Bevorzugung in den Becken untergebracht und jeder Einzelne mit derselben Sorgfalt gehegt. Denn die Sterblichkeit war nach wie vor
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