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2412 - Das Wasser von Aar

Titel: 2412 - Das Wasser von Aar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bescheidenere, dennoch formvollendete Ausdrucksweise sehr gut stand.
    Der Imperator glitt über ihre Ironie hinweg und wies einladend zu seinem Tisch. „Gestattet mir eine Einladung zum Essen an diesem wundersamen Ort", fuhr er fort. „Ich wollte soeben bestellen, doch in Gesellschaft speist es sich angenehmer."
    „Eine großzügige Geste, gemessen daran, dass der Schwarmer uns freihält", meinte Bull.
    Fran gab ihm einen leichten Stoß in die Seite. „Ich nehme diese freundliche Einladung gerne an, Eure Erhabenheit."
    Bostich musterte Bull durchdringend. „Wir befinden uns an einem außergewöhnlichen Ort, der zugleich völlig neutral ist. Wir haben eine bedeutende Konferenz vor uns. Wäre es nicht eine gute Gelegenheit, alte Feindschaften zu begraben?"
    „O nein", erwiderte Bull. „Ich kann mir bei niemandem der Treue so gewiss sein wie bei meinen Feinden.
    Mein Schlaf ist dadurch viel ruhiger."
    Der Imperator hob leicht eine weiße Braue. „Wie unhöflich, in Gegenwart dieser reizenden jungen Dame von ruhigem Schlaf zu sprechen", versetzte er und lächelte Fran durchaus anzüglich an. Dann verneigte er sich jedoch leicht und hob ihre Hand ebenfalls flüchtig an seine Lippen. „Ich würde in der Nähe einer solch bezaubernden Schönheit gewiss überhaupt keinen Schlaf finden."
    Bulls Dampfkessel hatte den Siedepunkt fast erreicht. Fran warf ihm einen warnenden Blick zu und wandte sich süß lächelnd an den Imperator. „Mir würde es sehr schwerfallen, fern meiner Heimat und im Exil Schlaf zu finden. Wenn man viel zu verlieren hat ..."
    „Ein Reich kann man zurückgewinnen", sagte Bostich leichthin. Als ein Aarus ihm ein Glas Wein servierte, kehrte er auf seinen Platz zurück, nippte an dem Glas und nickte dem Aarus zu. „Bei einer Frau hingegen ist das schwieriger. Wer die Unvernunft zur Gründung einer Familie hat, braucht sich über die Folgen nicht zu wundern."
    Es war seltsam, solche Worte aus dem Mund eines Mannes zu vernehmen, über dessen Privatleben nichts bekannt war. Vermutlich pflegte er keine längerfristige Beziehung, denn es war absolut unmöglich, etwas Beständiges auf Jahre hinaus geheim zu halten.
    Fran Imith ließ sich gegenüber von Bostich nieder, Bré und Bull setzten sich an die Seiten.
    „Oh, ich glaube, das scheint Euch entgangen zu sein, Eure Erhabenheit ...", begann Fran. „Ich fungiere nach wie vor als Leibwächterin, und nur in dieser Eigenschaft bin ich hier. Ihr kennt die terranischen Gepflogenheiten vielleicht nicht so gut, aber auch im fünften Jahrtausend nach Christus empfindet man es als schicklicher, wenn ein hochrangiger Politiker, noch dazu im Amt des Verteidigungsministers, eine offizielle Verbindung zu seiner Leibwächterin eingeht, um den Skandalblättern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Dadurch kann man sich mehr auf die wirklich bedeutenden Dinge konzentrieren und findet in der Öffentlichkeit besser Gehör."
    Ihre linke Hand schnellte in einer Dagor-Geste hoch und verharrte dicht vor Bostichs Gesicht. Er hatte sich hervorragend in der Gewalt und zuckte mit keiner Wimper, aber er wurde ein wenig blass. Er hatte nicht einmal ansatzweise zurückweichen können. „Ihr dürft Euch gerne von meinen Qualitäten als Beschützerin überzeugen, Hoheit, doch muss ich Euch vorher schon sagen, dass meine Dienste sehr teuer sind. Übrigens auch ein Grund, weswegen Residenz-Minister Bull mich geheiratet hat: Ich darf von ihm kein Gehalt mehr verlangen."
    Bré lehnte sich mit verschränkten Armen zurück und grinste.
    Bostich war so verblüfft, dass es ihm für einen Moment tatsächlich die Sprache verschlug.
    Bull hätte Fran am liebsten innig umschlungen. Seine Wut war völlig verraucht. Was konnte dieser armselige Despot ihm schon antun, solange er Fran an seiner Seite hatte? Tatsächlich empfand er in diesem Moment fast Mitleid mit Bostich.
    Erstaunt dachte er: Die Vorzeichen haben sich verändert. Nun bin ich sein Feind, nicht umgekehrt. Er hat keine Bedeutung mehr für mich. Er ist einsam, nicht ich. Bin es nie gewesen.
    Ein Aarus enthob Bostich einer Antwort, indem er ihnen erklärte, was das Menü zu bieten hatte. In Vorfreude auf den zu erwartenden Gaumengenuss gaben sie ihre Bestellungen auf.
    „Ein erstaunliches Volk, diese Aarus", eröffnete Bostich ein anderes Konversationsthema. „Ich habe mich nach ihrer Technik erkundigt, und sie gaben mir einen kurzen Einführungskurs. Faszinierend. Es könnte mich fast reizen, ein Jahr lang hier zu

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