2412 - Das Wasser von Aar
Wohnwelt. Dann kannst du uns unsere Unterkünfte zeigen."
*
Es vergingen noch viele Stunden der Diplomatie, bis Bull sich endlich mit Fran aufs Zimmer zurückziehen konnte. Tatsächlich ließ die Einrichtung nichts zu wünschen übrig, sogar die Nasszelle war auf terranische Bedürfnisse abgestimmt.
Die Aarus waren Perfektionisten.
Auch wenn ihnen alles sehr fremd, geradezu bizarr vorkommen musste, hatten sie die Gestaltung ausgezeichnet hinbekommen.
Fran war irritiert, weil man innerhalb der Sphäre keinerlei Gefühl für Zeit mehr hatte. Es war immer gleich hell. An Bord der terranischen Raumschiffe wurde zur Einleitung der Nachtschicht das Licht gedimmt, die Gänge wurden leerer, die Betriebsamkeit um zwei Stufen zurückgeschaltet.
Im Wurm war es anders, da gab es keine ruhigeren Phasen, sondern stets lebhafte Geselligkeit. Immerhin konnten sie die Lichtverhältnisse im Schlafraum steuern, die Wände waren undurchsichtig (was keine Selbstverständlichkeit war), und man war ein wenig für sich.
Sie unterhielten sich im Bett noch eine Weile über die anstehende Konferenz, und Bull äußerte verhaltenen Optimismus, dass alles gut ausgehen würde.
„Letztlich wird es das", stimmte Fran zu. „Aber du hast einen harten, langen Weg vor dir. Warte erst mal, bis Bostich aufdreht und sich zum Chef der Organisation machen will."
„Darüber habe ich auch schon nachgedacht", brummte er. „Es wäre abwegig anzunehmen, dass er diese Situation nicht ausnützen würde, um mehr Macht und Einfluss zu gewinnen. Aber es wäre mir recht, wenn wir diesen Kerl wenigstens aus unserem Bett heraushalten könnten."
Sie schmunzelte, schmiegte sich an ihn und glitt mit den Händen über seinen Körper. „Du wirst es schon gut machen. Du bist ein erfahrener Diplomat, und mit einem Profi wie Bré an deiner Seite kann gar nichts passieren."
„Weißt du", murmelte er, „manchmal war ich wütend auf Perry, weil ich immer hierbleiben und die Heimat verteidigen musste. Er hatte den ganzen Spaß da draußen, auf seinen Reisen durch Zeit und Raum. Aber wenn ich dich jetzt so spüre ..."
„Tut mir leid, dir die Pointe zu verderben", meinte sie versteckt lachend, „aber Perry ist dir schon wieder voraus, denn er dürfte kaum etwas entbehren."
„Was meinst du?", fragte er verdutzt.
Sie strich über sein Gesicht. „Mein Lieber, so unsterblich und zigtausend Jahre alt, solltest du langsam aus deiner Naivität wachsen, auch wenn du ein Mann bist. Wieso hat er wohl Mondra mitgenommen?"
„Weil sie Freunde sind ..."
„Na klar, so wie Gimli und Legolas.
Wach auf! Sie haben gemeinsam ein Kind gezeugt. Und jetzt hat sie vermutlich die Kabine neben seiner.
Glaubst du ernsthaft, die halten Händchen wie Brüderlein und Schwesterlein?"
Er stutzte, und sein Gesicht rötete sich leicht. „Er ... ist und bleibt ein Schuft!", rief Bull; das war spontan und ein Zitat, er wusste es, aber ihm fiel beim besten Willen nicht ein, woher. Es musste sehr lange her sein, aber irgendwie passte es zu diesem Moment.
Fran lachte heiter, und das war es, was er beabsichtigt hatte. Es lenkte von der Nervosität und Anspannung ab. Und damit sich das nicht so schnell änderte, würde ihm dazu noch das eine oder andere einfallen.
*
Am „Morgen" des 22. Juni machte Reginald Bull sich bereit für eine der wichtigsten Konferenzen seines Lebens. Nein, wenn man es genau betrachtete, war es die wichtigste Zusammenkunft. Noch nie hatten sich so viele Völker auf einmal zusammengefunden, um eine Strategie gegen einen Feind zu entwickeln, der schon seit der Urzeit des Universums existierte.
Bull trug die offizielle LFT-Kombination mit den Insignien des Ministers und darüber den leichten Schutzanzug, allerdings nicht bis oben geschlossen. Fran musterte ihn kritisch, zupfte hier, richtete da und gab sich dann endlich zufrieden. Sie würde als seine Leibwächterin in seiner Nähe bleiben.
Trotzdem war ihr das nicht genug.
„Ich möchte, dass du das mitnimmst", sagte sie und steckte ihm eine kleine Nadel ans Revers. „Persönliche Frequenz, die keiner sonst benutzt.
Damit ich jederzeit weiß, wo du bist und was du tust, wenn ich nicht dabei sein kann."
„Eifersüchtige Ehefrau oder übervorsichtige Leibwächterin?" Er grinste.
Sie zwinkerte. „Such es dir aus, Schwerenöter."
9.
Es beginnt
Die Konferenz fand in einer „Blase" mitten in der Sphäre statt, die sehr langsam auf einer elliptischen Bahn um Saph kreuzte. So
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