2412 - Das Wasser von Aar
ging gewissermaßen mehrmals die Sonne auf und unter, je nachdem, welche Seite dem Licht zugekehrt war. Eine sehr effektvolle Szenerie und dem Rahmen angemessen.
Der durch Energiegitter abgesperrte Innenraum war semitransparent und nur von innen durchsichtig; passiert werden konnte er durch eine einzige Schleuse, die von Aarus bewacht wurde. Jegliche Form von Waffen war absolut verboten.
Es gab eine hitzige Diskussion wegen des permanenten Schutzschirms des Streganers, weil das Individuum dahinter nicht erkennbar war und sich weigerte, sich wenigstens für den Einlass zu identifizieren. Die Aarus wollten keinerlei Risiko eingehen. Nach einigem Hin und Her bat der Streganer Bull zu einer kleinen Unterhaltung unter „vier Augen"; anschließend verbürgte der Unsterbliche sich für das seltsame Wesen, sodass es passieren konnte.
Auf einer Schwebeplattform im Zentrum des Areals befand sich das gläserne Rednerpult. Ebenso gläsern waren die rundum schwebend angeordneten, viele Ebenen hoch führenden Sitzlogen, den jeweiligen individuellen Maßen angepasst. Die persönlichen Begleiter führten jeden Vertreter zu seiner Loge und zogen sich dann aus der Blase zurück. Es gab einige Beschwerden, dass die Logen wegen energetischer Sperrfelder ihre Position nicht verändern konnten, und Bull dankte den Aarus im Stillen zum zigsten Mal für ihre Weitsicht. Die Entfernung zum Rednerpult konnte mit dem Antrieb des eigenen Schutzanzugs oder mithilfe der Portensoren zurückgelegt werden.
Ganz unten waren die „Schwergewichte" wie der Haluter und die Solmothen untergebracht; ansonsten waren alle Plätze bewusst gleich gut – oder schlecht – angeordnet. Es gab keine Bevorzugung, besondere Kennzeichnung oder Hervorhebung wichtiger Persönlichkeiten, was wiederum zu einigen Beschwerden führte. Allen voran natürlich von Bostich, was bei den „unbedeutenden" Völkern im Gegenzug Schadenfreude auslöste.
Ob dies von Cheplin absichtlich geplant war oder einfach eine Konsequenz der Lebensweise der Aarus – es war ein geschickter taktischer Zug.
Trotz ihrer hierarchischen Struktur herrschte bei den Aarus Gleichberechtigung, eine Diskriminierung, beispielsweise von Arbeitern durch die Rescoten, fand nicht statt. Die Hierarchie war auf die Arbeit beschränkt, im Privaten jedoch gab es keinerlei Unterschiede. Und dies demonstrierten sie eben mit der Gestaltung des Konferenzraums, mit der sie gleichzeitig jedem Volk dieselbe wichtige Bedeutung zukommen ließen.
Als Reginald Bull, Bré Tsinga und Fran Imith ihre Plätze einnahmen, fehlten nur noch wenige Teilnehmer; doch auch diese Logen füllten sich bald. Der Unsterbliche schätzte, dass mindestens fünftausend Personen anwesend waren.
Ein Raunen ging durch die Menge, als der Schwarmer durch die Schleuse kam und Richtung Rednerpult schwebte. In seiner Begleitung war ein schlanker, eleganter Aarus, den Bull nicht kannte. Er aktivierte die ins Logenpult eingelassenen Bedienelemente, richtete die Optik auf den Aarus und fragte die Identifizierung ab.
Gleich darauf erschien in Interkosmo die Antwort: Susa, Rescotin im höchsten Rang. Verantwortliche für Technik, Chefin der Organisation Logistik der Konferenz sowie engste Beraterin und Vertraute des Schwarmers.
Cheplin richtete sich in die Senkrechte auf, aktivierte die Sprechanlage und eröffnete mit weithin schallender Stimme die Konferenz. Zusätzlich konnten seine Worte über Funk in geschlossenen Anzügen empfangen werden.
Der Schwarmer verlor nicht viele Worte voller Pathos und Gestik, wie sie gern in solchen Momenten benutzt wurden. Er war ein geübter Redner, aber kein Schwätzer, kam sofort auf den Punkt – und das mit genau der richtigen Betonung. Man hörte ihm zu.
Cheplin begrüßte die Teilnehmer und bedankte sich, dass bis auf sehr wenige Ausnahmen alle seiner Einladung gefolgt waren. Dies zeige, dass sie die Dringlichkeit erkannt hatten. Er nahm auch die Aarus nicht aus, die sich normalerweise strikt aus allen galaktischen Belangen heraushielten. Aber das Schreckensreich Tradom hatte ihre Einstellung geändert, und angesichts dieser Bedrohung der Milchstraße würden sie nicht tatenlos zusehen.
Anschließend übergab er das Wort an den Residenz-Minister für Verteidigung, Reginald Bull, den Initiator der Konferenz.
Bull hatte seine Rede genau einstudiert und hielt sie frei. Auch er bedankte sich für die zahlreiche Teilnahme und begrüßte insbesondere die Akonen, die Blues und den halutischen Beobachter.
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