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2414 - Die Bestie Ganymed

Titel: 2414 - Die Bestie Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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war derzeit nicht mit an Bord der LEIF ERIKSSON II. Sie erfüllte Repräsentationsaufgaben auf dem Mars.
    „Ja – es wird Zeit", wiederholte Bully knurrig. „Auf auf, zurück in die Tretmühle. So schnell wie möglich laufen – und dennoch stets auf der Stelle bleiben."
    „Ich wurde von dir angewiesen, dich abzumahnen, sobald du diesen Spruch verwendest", sagte die Bordpositronik und schaffte es dabei, Frans Stimme so täuschend ähnlich zu imitieren, dass sie schon wieder falsch klang.
    „Ich weiß selbst, was ich befohlen habe!", schnappte der Unsterbliche, während er sich in die Borduniform zwängte. Er würde doch nicht etwa zugenommen haben? War denn nicht einmal mehr auf den Zellaktivator-Chip Verlass? „Ich weise dich hiermit an, diese Anordnung zu vergessen.
    Wenn ich mies drauf bin, möchte ich sagen können, was ich will, ohne dass mich ein Blechhaufen mit der Stimme meiner geliebten Frau maßregelt."
    „In diesem Fall tritt eine übergeordnete Befehlskette in Kraft. Sie verbietet es mir, Anweisungen zu befolgen, die du kurz nach deinem Erwachen aussprichst."
    „Ich bin ein ganz schöner Idiot", murmelte Reginald Bull und zuckte resignierend die Achseln, „wenn ich mir selbst befehle, was ich zu tun habe."
    „Der weise Konfuzius pflegte zu sagen ..."
    „Weißt du, wo du dir den weisen Konfuzius hinstecken kannst?", brüllte der Unsterbliche und schleuderte einen Schuh gegen die Kabinenwand.
    „In deinen schwarzen, positronischen Maschinenhintern!"
    Die Stimme schwieg. Gut so.
    Bully hüpfte auf einem Bein zum Schuh, setzte sich auf den Boden und zog den Stiefel aus wunderbar weichem Leder an. Er fühlte, wie sein Herz heftiger schlug, wie das Blut in seinen Adern pochte, bald darauf besänftigt von jenen Impulsen, die unterhalb seines linken Schlüsselbeins ihren Ausgang nahmen.
    Er war bereit. Er hatte ausreichend Dampf abgelassen, um einem neuen, schrecklichen Tag ins Auge blicken zu können. Er stand auf, öffnete die Tür und machte sich auf den kurzen Weg zur Zentrale. Wie an jedem verfluchten anderen Tag würde er seiner Vorbildfunktion gerecht werden. Trotz – oder gerade wegen – seiner Impulsivität liebten ihn die Terraner, wo sie Rhodan bewunderten. Er war volksnäher. Er trug seine kleinen Schwächen offen zur Schau.
    Bully rückte den Kragen der Uniform zurecht und betrat die Zentrale.
    „Alles klar, Kommandant?"
    Er warf einen raschen Rundumblick auf die Versammelten und konzentrierte sich auf seine Aufgaben.
    Beziehungsweise wollte er dies tun.
    Denn in Wirklichkeit hielt ihn sein Traum beschäftigt. Aus dem Unterbewusstsein war Michael Rhodan aufgestiegen, und im Bewusstsein krallte er sich fest. Er und die drei Fragen, die Bully mit seinem Patenkind verband, das längst ein erwachsener Mann war: Wurde Michael Reginald Rhodan alias Roi Danton irgendwo gefangen gehalten? Lebte er noch? Hatte TRAITOR Verwendung für ihn?
     
    2.
     
    Vergangenheit: die Bestie
     
    Sein Denken setzte unvermittelt ein.
    So als hätte jemand einen Lichtschalter betätigt.
    Woher wusste er, was ein Lichtschalter eigentlich war?
    Es tat nichts zur Sache. Dinge, die er wusste, die er ahnte, die er kannte, vermengten sich zu einem verwirrenden Brei an Eindrücken, dem er vorerst nichts entgegensetzen konnte. Sie überschwappten ihn, ließen ihn an seiner Kraft zweifeln und drängten ihn an den Rand des Wahnsinns.
    „... ist nichts wert", sagte eine Stimme, die er verstand. „Wir sollten ihn wiederverwerten."
    „Gib ihm noch ein wenig Zeit", schlug ein anderes Individuum vor.
    „Wir haben bei dieser Versuchsreihe immer wieder Verzögerungseffekte beobachten können."
    Zwei Stimmen. Zwei Meinungen.
    Irgendwer sprach über ihn. Von ihm.
    Bei ihm. Neben ihm ...
    Neuerliche Verwirrung. Mühsame Bestrebungen, haptische Eindrücke den jeweiligen Sinnesorganen zuzuordnen. Bewegung musste vom Geruch getrennt werden, Sprache von Schmerz.
    Er erfasste einen Begriff der Akzeptanz. Von irgendwem geäußert, ausgedrückt, vermittelt, gesagt, erstritten, bestätigt, insinuiert ...
    Man erlaubte ihm weiterzuleben. Er war ... würdig. Seiner Existenz wurden weitere, nicht quantifizierbare Zeiteinheiten zugeordnet. Man wollte ihm „eine Chance geben".
    Er fühlte Beruhigung. Irgendetwas durchrieselte ihn. Seinen Körper. Etwas, das seine Sinnesempfindungen abschwächte und ihn zu einem Nichts degradierte, in dem kein Denken mehr erlaubt war.
    Dann ... war ... nichts ... mehr.
     
    *
     
    „Lebe!", sagte eine

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