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2414 - Die Bestie Ganymed

Titel: 2414 - Die Bestie Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Kraftakt sondergleichen presste der Unsterbliche seinen Zeigefinger gegen den Daumen. Ein gewisses Gefühl der Körperlichkeit kehrte zurück. Es bewies ihm, dass er da war.
    Denk gefälligst nach!, feuerte er sich an. Erinnere dich. Geh jene Dinge durch, die du zu erledigen hast. Einmal. Zweimal. Immer wieder. Gebetsmühlenartig. Sie müssen Teil von dir selbst werden. Bestandteil deines Lebens. Wenn du deiner Existenz wieder einen Sinn geben willst, musst du wissen, was zu tun ist.
    Namen spülten aus den Tiefen seiner Erinnerungen hoch. Sheymor Merquin und ... und ... Pharoib Inssino. Zwei widerwärtige Geschöpfe. Kolonnen-Anatomen, die er gegeneinander ausgespielt hatte.
    Ja. Sie waren Bestandteile seines von vielerlei Unabwägbarkeiten bestimmten Planes gewesen; möglicherweise auch die wichtigsten.
    Wie ... sollte es nun weitergehen?
    Da war doch etwas gewesen ... etwas, das ihm Schmerzen bereitet hatte, aber dennoch einen winzigen Hoffnungsschimmer darstellte. Den einzigen, den er angesichts seiner Lage hegen durfte.
    Ja. Er hatte Hoffnung.
    Roi Danton schlief ein.
     
    *
     
    Wiederum schaffte er es, sich für ein paar Minuten ans Licht, an die Oberfläche des Bewusstseins zu schleichen.
    Eigentlich dürfte dies nicht möglich sein. Er verdankte es ausschließlich den Vitalimpulsen seines Zellaktivators, dass er sich von Zeit zu Zeit gegen die aufgezwungene Bewusstlosigkeit zu wehren vermochte.
    Wie viel Zeit war vergangen seit seinen letzten wachen Momenten? – Roi hatte keine Ahnung. Vielleicht Tage oder Wochen, aber letztlich spielte es keine Rolle, solange er am Leben war.
    Er war so lange am Leben gewesen, er hatte so viele Identitäten angenommen, so ...
    Ein Geschöpf marschierte den Gang entlang, den er zu überblicken vermochte. Roi konnte es durch den meterdicken Flüssigkeitsspiegel verschwommen erkennen. Es war die ins Monströse verzerrte Gestalt eines Kolonnen-Anatomen.
    Im Inneren seines Konservierungstanks konnte er nichts hören. Sein plötzlich klares Gedächtnis rief ihm das Schaben, Klirren und Scheppern in Erinnerung, das immer dann entstand, wenn sich ein Anatom bewegte.
    Die Körperglieder – manche echt, manche artifizieller Herkunft – rieben aneinander und erzeugten eine Symphonie des Grauens.
    Bei Sheymor Merquin und Pharoib Inssino hatte er alles darangesetzt, ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Nun, so erinnerte sich Roi, musste er danach trachten, möglichst unbeachtet zu bleiben.
    Doch wie konnte er Einfluss auf seine Umwelt ausüben? In seinem Konservierungstank war er zur Untätigkeit verurteilt. – Oder?
    Ein Schmerzimpuls erreichte ihn.
    Aus seiner rechten Hand. Ein Piksen, das Roi an seinen Plan erinnerte.
     
    *
     
    Als Roi den nächsten bewussten Gedanken fasste, war es merklich dunkler im Raum. Er musste neuerlich geschlafen haben. Aus irgendeinem Grund fanden es die Kolonnen-Anatomen für erforderlich, das künstliche Licht in unregelmäßigen Abständen zu steuern und zu verändern.
    Gegenüber befand sich ein monströses Geschöpf. Es saß ebenfalls in einem Konservierungstank. Untätig, unbeweglich. Es war mehr als doppelt so groß wie Roi.
    Eine Bestie – oder zumindest ein Geschöpf, das aus dem Genmaterial einer Bestie gefertigt worden war.
    Uralte Erinnerungen schwappten in ihm hoch. Solche, die ihn eigentlich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht berühren durften und die ihm wertvolle Konzentrationskraft raubten.
    Und dennoch waren sie so stark, so ausgeprägt, dass Roi nicht dagegen ankam.
    Sie hatten mit seiner wundersamen Reise durch die Zeit zu tun, die es ihm erlaubt hatte, eine Frist von mehr als 900 Jahren unbeschadet zu überleben.
    Zu einer Zeit, da er noch keinen Zellaktivator getragen hatte. Ein Gurrad-Wissenschaftler war maßgeblich daran beteiligt gewesen, dass er diese Jahrhunderte überdauert hatte, indem er ihn mittels der Zeitmaschine eines Uleb auf eine fantastische Reise schickte, die ihn 200.000 Jahre vor Beginn der terranischen Zeitrechnung neuerlich mit seinem Vater zusammenbringen sollte.
    War es ein Wink des Schicksals, dass sein Wohl und Wehe wieder einmal von einer sechsgliedrigen Bestie abhing?
    Der Schmerz in seinem rechten Zeigefinger ... die beiden steifen vordersten Fingerglieder ... Dies hatte etwas zu bedeuten.
    Aber was nur?
    Er musste sich darüber klar werden.
    Tränen der Anstrengung traten aus seinen Augen und vermengten sich mit dem Fluid, in das er gebettet war.
    Roi tastete über die Narbe. Unendlich langsam und

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