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2416 - Mythos Scherbenstadt

Titel: 2416 - Mythos Scherbenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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stören. Immerhin könnte es ja sein, dass du mir sonst etwas befehlen würdest.
    Ich fragte mich, ob sie es humorvoll meinte oder ob sie trotz meiner ausgiebigen Entschuldigung noch immer beleidigt war. Ich verkniff mir eine pointierte Antwort und begnügte mich mit einem schlichten „Ich danke dir!"
    Dr. Indica wandte sich der Morann-Wanderpflanze zu und berührte mit der rechten Hand kurz eines der dickfleischigen Blätter, wobei sie sorgsam Kontakt mit den roten Dornen vermied. „Wir verlassen uns auf deine Einschätzung und wissen Dao-Lin-H’ay bei dir in guten Händen."
    Lerne von ihr, kommentierte der Extrasinn. Sie versteht es, mit Amanaat-Marmeen umzugehen.
    Und ich, antwortete ich lautlos, habe genug von Telepathie.
    Vielmehr stand mir der Sinn nach einer völlig normalen akustischen Unterhaltung mit Dr. Indica. Zuvor jedoch wollte ich mich über unsere aktuelle Situation informieren.
    Wir befanden uns in Feindesland, in einer Galaxis, deren physikalische Grundgesetze sich auflösten, in der sich Chaos ausbreitete und keiner wusste, was der nächste Tag brachte. So gesehen war mein Geschwader in einer vergleichbaren Situation wie damals die SOL ...
    Eine sich entwickelnde Negasphäre – in der Praxis konnte das schlicht alles bedeuten. Ich hielt nichts für unmöglich.
    An Bord der SOL waren schnell die gleichen Schlussfolgerungen gezogen worden wie von den Koryphäen galaktischer Wissenschaft – was weniger ihre Genialität bewies als vielmehr das Fehlen jeglicher konkreter Informationen.
    Was blieb, waren Allgemeinplätze, die mehr vernebelten als klärten: Der Moralische Kode kann in Hangay nicht mehr seine Wirkung entfalten und dergleichen.
    Dr. Indicas Stimme riss mich aus meinen bitteren Gedanken.
    „Hättest du ebenso entschieden, Atlan? Oder hättest du versucht, in die Milchstraße zurückzukehren?"
    Ich legte ihr die Hand auf die Schulter, spürte das kühle Metall der Applikation. „Hast du nicht behauptet, du würdest mich kennen?"
    Ihre Antwort war verblüffend. „Deine Hand liegt auf einem Vibrationsdolch, sei vorsichtig." Sachte schob sie meine Finger beiseite, löste die Applikation mit geübtem Griff und streckte mir den metallischen Bogen entgegen.
    Durch sanften Druck auf beide Seiten schob sich aus der bis dahin unscheinbaren Spitze eine nur wenige Millimeter breite, fingerlange und sägeblattartig gezackte Klinge. Diese bewegte sich erst langsam, dann immer schneller, bis die Bewegung nur noch zu erahnen war, aber ein dumpfes Summen erklang.
    „Ein Vibrationsdolch kann sehr nützlich sein", sagte Indica. „Ob du es glaubst oder nicht, aber einmal geriet ich in Gefangenschaft, und diese Klinge ist den Gedärmen meines Wächters nicht gut bekommen."
    „Nur schwer verdaulich", stimmte ich zu.
    Sie lachte, schaltete die Vibration ab und ließ die Klinge wieder im Metall verschwinden. „Um auf deine Frage zu antworten, ja, ich kenne dich und weiß, dass du dich ebenfalls für die Erforschung der Negasphäre entschieden hättest. Allerdings hättest du ein Beiboot in die Milchstraße geschickt, um Perry Rhodan oder andere Entscheidungsträger in der Heimat zu informieren."
    „Zweifellos haben Fee Kellind und die anderen ebenfalls an diese Möglichkeit gedacht, aber die Ressourcen ließen es nicht zu. Du vergisst, dass es nach Dao-Lin-H’ays Bericht undenkbar war, ein Beiboot entsprechend auszurüsten, um es fernflugtauglich zu machen. Es gab zu wenig T-Khalumvatt und vor allem zu wenig TEX."
    Ich aktivierte die Kommunikationsfunktion meines Anzugs. „Lass mich einige Informationen abrufen. Ich muss wissen, ob alles in Ordnung ist, dann stehe ich dir vollständig zur Verfügung."
    „Vollständig?", wiederholte Indica und lächelte süffisant. „Ich glaube nicht, dass das nötig sein wird."
    Das mochte ich an ihr. Sie ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen oder einschüchtern.
    Beiläufig bemerkte ich auf dem Armbandchronometer, dass sich der 28. Juli 1346 NGZ dem Ende entgegenneigte.
    Dann las ich auf einem kleinen Infoholo unsere aktuelle Position ab.
    Wir hatten uns rund 2000 Lichtjahre vom Segarenis-Haufen entfernt. Momentan legten wir einen geplanten Zwischenstopp in der Nähe eines roten Doppelsterns ein, damit die Ingenieure unsere Schiffe durchchecken konnten.
    Die Reise war wegen der Inkonsistenzeffekte nur langsam vorangegangen, die der inhomogen veränderten Raum-Zeit-Struktur geschuldet waren. Mit anderen Worten: Wir konnten – mit Dao-Lins Worten –

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