2419 - Der neue Herr der SOL
Ereignisse nur am Rande mitbekam.
Mitte Mai nahm Blo Rakane den ersten Prototyp des von ihm entwickelten, stark verkleinerten Hightech-Passivorters UHF-P-3 in Betrieb, die Verbesserung der P-2/c-Version. Letztere belegte noch drei komplette, jeweils 300.000 Kubikmeter fassende Hallen im SOL-Mittelteil, während der Geräteblock des Nachfolgemodells „nur" einen Würfel von 25 Metern Kantenlänge einnahm.
Ausgestattet mit neu spezifizierten Abnehmern für die verbauten Hyperkristalle, darunter auch 0,025 Gramm T-Exagonium, schaffte der UHF-P-3 eine präzise Orterreichweite von 1500 Lichtjahren.
Die Bandbreite reichte bis zur SHF-Messwertgrenze von etwa 8,38 mal 10hochfünfzehn Kalup des hyperenergetischen Spektrums, bei der auch die damit verbundenen sechsdimensionalen Komponenten eindeutig erfasst werden konnten.
Sobald der weiße Haluter die praktische Verwendbarkeit der neuen, noch nicht gänzlich ausgereiften Typenreihe umfassend getestet und für zufriedenstellend befunden hatte, setzte die SOL Kurs auf die Kernregionen von Hangay.
*
In den Außenbereichen war, abgesehen von gelegentlichen Hyperstürmen, noch weitgehend „normaler" Raumflug möglich gewesen.
Je mehr man sich allerdings dem Zentrum näherte, desto stärker nahmen die Einschränkungen in Folge einer inhomogen veränderten Raum-Zeit-Struktur zu.
Der Überlichtfaktor reduzierte sich teilweise auf 100.000, was beim 1230Hertz-Hypertakt-Modus einer Einzelsprungdistanz von zirka 24,4 Millionen Kilometer oder rund 11,41 Lichtjahren pro Stunde entsprach.
Ab einer Grenze, die man Ende August erreichte, war auch damit abrupt Schluss.
Die Barriere selbst entzog sich jeglicher Ortung, auch der des UHF-P-3. Bestens auszumachen waren hingegen die Traitanks, die ab hier nur noch mit Kursanweisungen ominöser „Raum-Zeit-Router" weiterflogen.
Dass sie diese unbedingt benötigten, daran ließen die aufgefangenen Funksprüche keinen Zweifel. Über das Innere der komplett abgeschotteten Kernzone Hangay jedoch gaben sie auch weiterhin keinerlei Aufschlüsse.
In seiner Nebenzentrale verfolgte Steph La Nievand, wie sich Ronald Tekener entschloss, hohes Risiko zu gehen. Quasi unter den Augen des Feindes versuchte die SOL, in den Zentrumsbereich einzufliegen.
Vergeblich.
Kaum war die imaginäre Grenzlinie überschritten, wurde das Hantelschiff aus dem Hypertakt-Modus geworfen und fiel in den Normalraum zurück. Man konnte sich glücklich schätzen, nach einem Wendemanöver und einigen Lichtminuten Schleichflug wieder den Eintritt in den Hypertakt-Modus zu schaffen.
SENECA informierte den Walfisch, dass auch Blo Rakanes UHF-P-3 herzlich wenig half. Die SOL unternahm während der nächsten Wochen noch vier weitere Anläufe an verschiedenen Stellen, aus verschiedenen Richtungen – allesamt mit demselben Ergebnis: Am Innenwall Hangays war Endstation, zumindest ohne spezielle Kursanweisungen, und die erhielten sie natürlich nicht.
Beim fünften Versuch, man schrieb inzwischen den 23. September, traf sie ein Schauer von aktiven Orter-Impulsen. Gerade noch rechtzeitig gelang es, aus dem Unterlichtflug heraus in den Hypertakt-Modus zu wechseln. Nur um Haaresbreite entkam die SOL einem gewaltigen Aufgebot aus Tausenden Traitanks, das blitzartig am Ort ihrer Entdeckung zusammengezogen worden war.
Danach gab Tekener sich geschlagen.
Man zog sich in ungefährlichere Gefilde zurück.
Als einzige Erkenntnis ihrer Vorstöße blieb, dass die Form der Kernzone Hangay einer gewaltigen, vermutlich unregelmäßigen Linse glich. Deren größter Durchmesser lag bei 900, die größte Dicke bei etwa 300 Lichtjahren.
„Gut möglich, dass die Ausdehnung noch wächst", mutmaßte Steph. „Die Proto-Negasphäre befindet sich schließlich im Prozess der Genese."
„Mir liegen zu wenig Daten vor, als dass ich dazu eine fundierte Prognose treffen könnte", kommentierte SENECA diese Aussage. „Im Übrigen stehe ich ab sofort für Geplauder und Spekulationen nur noch eingeschränkt zur Verfügung.
Meine der belanglosen Unterhaltung gewidmete Kapazität wird nahezu restlos in Anspruch genommen. Einmal darfst du raten, von wem."
„Danke, ich verzichte. Mir hocken sie ebenfalls auf der Pelle."
*
Die Mom’Serimer hatten ein neues Steckenpferd entdeckt. Nun, da sie Bürger der LFT und somit vollwertiger Bestandteil der SOL-Belegschaft geworden waren, interessierten sie sich brennend für die Vorgeschichte ihres Schiffes.
Über sämtliche öffentlich
Weitere Kostenlose Bücher