2419 - Der neue Herr der SOL
Mom’Serimer dann als Neo-Bürger der Liga Freier Terraner an deren Gesetze gebunden sind.
Die SOL wiederum ist definitiv ein Einsatzschiff der LFT-Flotte, in dem militärisches Recht gilt. Jegliche Ambitionen der Mom’Serimer, die SOL als ihre Heimat mit von der LFT unabhängigem Herrschaftsanspruch zu deklarieren, sollten damit vom Tisch sein."
„Sehen unsere quirligen Freunde das ebenso?", fragte La Nievand. Seine Finger spielten mit dem hantelförmigen Messing-Anstecker, den er auf dem Brustteil der schwarzen Lederkluft trug.
Tekener nickte. „Lord Remo Aratoster hat signalisiert, dass selbst die Hitzigsten seiner Leute nicht mehr daran denken, die SOL zu übernehmen. Auch sie haben aus der Yokitur-Krise ihre Lehren gezogen."
„In der Praxis", sagte Fee, „werden sicher noch einige Schwierigkeiten zu meistern sein. Die bekannten Eigenheiten der Mom’Serimer stellen den Projektleiter vor ganz spezielle Herausforderungen.
Aber genau für solche Anlässe haben wir schließlich unseren ›Oberstleutnant für Besondere Aufgaben‹ – nicht wahr, Direktor Walfisch?"
Steph La Nievand grinste säuerlich. Er hatte eingesehen, dass es kein Entkommen gab. „Na schön, ich mach’s. Aber wehe, die Kerle tanzen nicht nach meiner Pfeife!"
3.
Pläne, Teilerfolge, Rückschläge
Die Standard-Grundausbildung in der LFT-Flotte dauerte dank ausgereifter Hypno-Lehrgänge nur zwei Jahre und umfasste sämtliche für Raumfahrer benötigten Fachgebiete.
Ihr folgte in der Regel ein bis zu zweijähriges Praktikum an Bord von Liga-Schiffen, das meist in eine Spezialisierung mündete: Kommando, Funk/Ortung, Waffenleitung, Maschinentechnik ... Standardabschluss war das „Raumfahrt-Patent Dritter Klasse" nach insgesamt vierjähriger Ausbildung.
Wurden Praktikanten schon davor fest in den Flottendienst übernommen, sprach man vom „Basispatent". Dies war der Status, fand Steph La Nievand, den seine Mom’Serimischen Schützlinge anstreben sollten.
In Anbetracht ihrer geringen Lebenserwartung von durchschnittlich zwanzig Jahren musste das Ausbildungsprogramm gestrafft werden. Ziel sollte sein, den Praktikanten bei entsprechendem Verhalten und Lernerfolg nach maximal einem Jahr das Raumfahrt-Basispatent zu verleihen.
Steph nahm eine seit der Erhöhung des Hyperwiderstands ungenutzte Nebenzentrale unweit der Permanent-Zapfer des SOL-Mittelteils in Beschlag. Auf den in Richtung SZ-2 angrenzenden Decks gab es mehrere leerstehende Hallen, die sich leicht als Räumlichkeiten für die „Nachwuchsakademie" adaptieren ließen.
Als Allererstes forderte Steph von der Bordlogistik einen weich gepolsterten Sessel samt Armlehnen und Fußschemel an. Nachdem auch die Versorgung mit Speisen und Getränken sichergestellt war, beriet er sich mit SENECA über die nächsten Schritte.
Unzweifelhaft am wichtigsten war, die vorhandenen Hypnoschulungs-Module an die Denkweise und vor allem -geschwindigkeit der Mom’Serimer anzupassen.
Die Verständigung mit den an sich liebenswerten, aber für Terraner nervenaufreibend hektisch erscheinenden, hermaphroditischen Gnomen gestaltete sich auch so schon anstrengend genug.
Zwar wirkte ihr Leben von atemloser Ungeduld und einer extremen Alles-Jetzt-Sofort-Haltung geprägt; doch durfte man nicht in den Fehler verfallen, alle Mom’Serimer durch die Bank wie Pubertierende einzuschätzen und zu behandeln.
Sie waren nicht nur wissbegierig und äußerst lernfähig, sondern auch sehr intelligent. In der NACHT hatten sie als Wächter des PULSES von Segafrendo fungiert, wofür sie die Superintelligenz ESTARTU einst mit hochentwickelter Technologie ausgestattet hatte.
Seit ihrer Anwesenheit auf der SOL und ganz besonders während des Fluges nach Hangay und der Generalüberholung auf dem Planeten Ultrablau, waren „ältere" Mom’Serimer immer wieder als fähige und findige Ingenieure eingesprungen. Wenngleich nie für sehr lange, mangels Sitzfleisch.
Dieser Sprunghaftigkeit würde man gegensteuern müssen. Aber was technische Fertigkeiten betraf, konnte Steph La Nievand damit rechnen, dass seine zukünftigen Rekruten keineswegs bei null beginnen würden.
SENECA und er erstellten Lehrpläne.
Die Hauptlast ruhte dabei auf der Bordpositronik – Steph war der festen Überzeugung, dass dem Direktor einer dermaßen wichtigen Einrichtung wie der SOL-Nachwuchsakademie das eine oder andere Vor-, Mittags- oder Nachmittagsschläfchen zustand. Unausgeruht ein solches Vorhaben in Angriff zu nehmen,
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