2419 - Der neue Herr der SOL
verwehrte sich mühelos dagegen.
„Du bist ein Terminaler Herold", stellte er fest. „Bringst du mir Botschaft vom Chaotarchen Xrayn?"
„Für ihn zu sprechen wäre ich nicht befugt."
„Dann weiche beiseite und gib mir den Zutritt in die Anhrazit-Sphäre des Progress-Wahrers frei. Ich war unterwegs zu einem Treffen mit Xrayn, konnte den Termin jedoch wegen eines technischen Problems nicht einhalten."
Beim zweiten Versuch hatte er die BANDA SARI mit geringerer Geschwindigkeit gen Hangay gesteuert und im Halo, als die Manövrierfähigkeit der Raumyacht abermals beeinträchtigt wurde, die nächstbesten vorbeikommenden Traitanks zu Hilfe gerufen.
„Davon weiß ich nichts. Allerdings halte ich es für unwahrscheinlich, dass sich ein Chaotarch schon jetzt persönlich in Hangay zeigt. Höchster Vertreter vor Ort ist die Superintelligenz KOLTOROC."
„Möglicherweise hat sich durch die Verschleppung meiner Ankunft ein nur sehr kurz bestehendes Zeitfenster wieder geschlossen. Aber die Details soll mir Terkan von Voosar erörtern. Mit noch subalterneren Instanzen gebe ich mich nicht ab."
„Dass du im Rang über meinesgleichen stehst, ist mir bewusst, Pilot. Dennoch musst du die Haltung des Progress-Wahrers hinnehmen, der gegenwärtig keine Zeit für dich erübrigen kann. Bei der Genese der Negasphäre Hangay ist dir keine bedeutsame Rolle zugewiesen. Deine Aufgabe betrifft lediglich den Chaotender."
„›Lediglich‹? Willst du mich beleidigen, Laufbursche?" Kirmizz machte einen Schritt auf den Schemen zu. Sogleich sammelten und verdichteten sich zwischen ihnen die Schneekristalle und bildeten einen Schild wie aus weicher, gerinnender Luft.
Kirmizz blieb stehen. Sich innerlich zur Besonnenheit mahnend, sagte er: „VULTAPHER wird das gewaltigste Machtinstrument darstellen, das diese kosmische Domäne je gesehen hat. Für seine Erschaffung werden ganze Galaxien umgestaltet."
„Jedoch ist der Bau des Chaotenders, wie du weißt, an bestimmte hyperphysikalische Standortbedingungen gebunden.
Er kann daher ausschließlich an speziellen Punkten des Kosmos erfolgen. Hangay selbst kommt als Bauplatz nicht in Frage. Der Transport der Kabinette durch den Grenzwall wäre viel zu aufwändig bis unmöglich."
„Natürlich. Bereits die Kabinett-Bildung an sich dürfte unter den hiesigen Bedingungen kaum zu realisieren sein."
„Deshalb suchen längst sowohl Dunkle Ermittler als auch Einheiten der Oahm’Cara in und um die Ressourcen-Galaxien nach einem dafür geeigneten Ort. Es steht dir selbstverständlich frei, dich einem dieser Kommandos anzuschließen."
Das war so flott gekommen und mit solch verlockenden Mentalimpulsen unterlegt, dass Kirmizz umso argwöhnischer wurde. Ganz offensichtlich wollte man ihn lieber heute als morgen von hier verscheuchen.
Er überlegte. Sollte er Hangay gleich wieder den Rücken kehren?
Wozu?, fragte lautlos Untha Myrre. Für die Suche gibt es die besagten Fachleute.
Bringt es dir etwas, dich denen aufzudrängen?
Nein. Solange die Koordinaten für VULTAPHERS Errichtung nicht ermittelt waren, würde er diese Galaxis nicht verlassen. Das käme den Handlangern, die auf SIRC im eigenen Sud köchelten, wohl gerade zupass.
„Meine Zeit ist ähnlich kostbar wie meine Person", erinnerte er den Herold.
„Sie darf nicht an Hilfsarbeiten verschwendet werden. Stattdessen werde ich mir ein Bild von den Zuständen im Inneren der Proto-Negasphäre verschaffen."
„Was auch immer. Wie es deinem Rang entspricht, kannst du dich in Hangay frei bewegen. Im Übrigen steht die Ankunft von MINATERG kurz bevor."
Was? Jetzt erst rückt er damit heraus?
Myrre verhehlte seine Empörung nicht. Unglaublich. Welch ein Affront! Wen glaubt er, vor sich zu haben?
„Du wirst ohne Verzug in Kenntnis gesetzt werden, sobald es soweit ist", beeilte sich das diffuse Flügelwesen hinzuzufügen.
Kirmizz spannte sich an. Wenn selbst das sonst so besonnene Bewusstseinsfragment aufbrauste ob der frechen Provokation ...
Vielleicht war es geboten, diesem Scharlatan und seinem Progress-Wahrer, der sich feige verleugnen ließ, eine Lektion zu erteilen.
*
Die vertikale Nut an der Schädelvorderseite des Piloten zuckte, als bräche sie jeden Moment auf.
Grejnscha trennte die Verbindung mit seinem Emotio-Partner, weil er dessen Todesangst nicht länger ertragen konnte.
Der Symbiont löste sich aus dem Leibgestrüpp und fiel zu Boden, wo er sich wimmernd in Spasmen wand.
Die Hände zu Fäusten geballt,
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