242 - Im Fadenkreuz
Mund küssen?
Zwei Bewaffnete wachten vor dem Sicherheitsschott, das die normale Bunkerwelt vom Regierungstrakt trennte. »Lady Alexandra und mein Boss wünschen mich zu sprechen, Jungs.« Bestens gelaunt strahlte Hacker die WCA-Soldaten an. »Sagt ihnen, dass ich zur Verfügung stehe.« Er grinste die verdutzten Männer an. »Aber beeilt euch ein bisschen, hab noch was vor heute.«
Die Bewaffneten warfen sich verstohlene Blicke zu. Nicht alle Bewohner des Pentagonbunkers schätzten es, dass ehemalige Rebellen wie Black und Hacker plötzlich als enge Verbündete galten und sich frei hier unten bewegen durften. Sie schnitten mürrische Gesichter, sagten aber nichts, sondern meldeten den schwarzen Kahlkopf an.
Das Schott öffnete sich und Mr. Hacker betrat den Regierungstrakt. Zwei Minuten später nahm er am Konferenztisch im Präsidentenbüro Platz. Mr. Black, General Garrett und Dr. Cross saßen dort bereits und tranken Kaffee. Ein hübscher Sekretär der Präsidentin servierte ihm ebenfalls einen Becher der schwarzen, dampfenden Brühe.
»Ich habe einen Auftrag für Sie, Mr. Hacker.« Mr. Black kam sofort auf den Punkt. »Sie müssen eine Kampfeinheit zu den Appalachen führen. Natürlich nur, wenn Sie keine Einwände haben.« Hacker dachte an das blonde Zuckerstück und holte Luft für eine angemessene Antwort. »Ich gehe davon aus, dass Sie sich sowieso freiwillig für den Auftrag gemeldet hätten«, kam Black ihm zuvor.
»Nun, ähm…« Hacker rutschte in seinem Stuhl hin und her. »… kommt drauf an, Sir. Es gibt doch sicher einen Anlass für den kleinen Ausflug, schätze ich. Darf man den erfahren?«
»Die Rev’rends spinnen«, sagte die Präsidentin.
»Berauschende Neuigkeit.« Hacker mimte den Überraschten.
»Sie haben eine Truppe aus fünfzig Männern und Frauen zusammengestellt«, berichtete die Cross. »Lauter fromme Leute. Mit denen wollen sie Crows Roboterfabrik am Fuß des Gebirges angreifen.«
»Sie erwarten Gottes Eingreifen«, erklärte General Garrett mit säuerlicher Miene.
»Ach du Scheiße!«, entfuhr es Collyn Hacker.
»Ein generalüberholter Nixonpanzer mit vier Mann Besatzung steht Ihnen für den Einsatz zur Verfügung. Dazu bekommen Sie noch sechs schwer bewaffnete Infanteristen.« Mr. Black aktivierte einen Monitor. »Der Panzer wartet bereits außerhalb der Stadtmauer vor dem Westtor. Hier sind Bilder seiner Außenkamera.«
Alle Blicke richteten sich auf den Monitor. Sechs Wakudakarren rollten aus dem Westtor. Sieben bis zehn Bürger Waashtons saßen auf jedem, lauter Anhänger der Rev’rends. Die Leute sangen und beteten. Auf zwei schwarzen Horsays ritten Rev’rend Rage und Rev’rend Torture der kleinen Wagenkolonne voraus.
»Wie sind sie bewaffnet?«, wollte Hacker wissen.
»Alte Revolver und Pistolen«, sagte Mr. Black. »Jede Menger Schwerter, Messer und Armbrüste natürlich und ungefähr sieben antike Gewehre. Wenn niemand auf sie aufpasst, holen sie sich mehr als nur blutige Nasen.«
»Wollen die sterben?« Collyn Hacker konnte es nicht fassen, was er sah und hörte.
»Natürlich nicht«, erklärte die Präsidentin. »Sie wollen den Dämonengeneral Crow erledigen. Und sie wollen für eine Zukunft kämpfen, in der wir alle das Gesetz ihres Gottes achten.«
»Herzlichen Glückwunsch«, seufzte der schwule Kahlkopf.
»Und sie wollen ein Wunder Gottes erleben.« General Garrett verdrehte die Augen. »Einen militärischen Gottesbeweis, sozusagen.«
»Ein Wunder könnt’s schon geben, schätze aber, es wird ein blaues Wunder werden.« Hacker schnitt eine traurige Miene. »Crows Warlynnes werden Frikassee aus diesen Leuten machen.«
»Um genau das zu verhindern, werden Sie ihnen hinterher reisen, Mr. Hacker«, erklärte Black.
»Ich weiß nicht, ob ich der richtige Mann bin für den Job, Sir.« Hacker wiegte zweifelnd den Kopf und schnitt eine von Bedenken zerfurchte Miene. »Sollte nämlich tatsächlich Gott vor Crows Haustür erscheinen, hab’ ich ziemlich schlechte Karten. Nicht, dass ich direkt an Orguudoos Feuerhölle glaube, aber mein Lebenswandel ist doch eher…«
»Reden Sie keinen Bullshit, Mr. Hacker!«, fuhr Black ihm ins Wort. »Sie übernehmen den Auftrag. Folgen Sie den Spuren des Karrentrecks, beobachten Sie die Gotteskämpfer. Wir bleiben natürlich in Verbindung. Sollte es tatsächlich eng werden, rufen Sie Verstärkung. Doch wenn alles nach Plan läuft, werden wir Crows Räuberhöhle diesmal ausräuchern.«
»Jetzt bin ich aber gespannt, wie
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